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Zur Blitz Ableitung kann ich Ihnen schlechterdings kein besseres Büchelchen empfehlen, als was Dr. Reimarus darüber geschrieben hat. Es kostet ein paar Groschen, glaube ich, und heißt circiter: Anweisung zur Anlegung einer Blitz Ableitung. Hätten Sie einige dubia, so bin ich zur Aufklärung und Hebung nach Vermögen erbötig. . . .

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Für die schönen Pfennige dancke ich gehorsamst. Ich werde sie Kennern vorlegen.

Was sagen Sie zu Rodney, der Sieg ist besser als der von Hawke über Conflans, ähnliches haben sie. La Grasse wolte nach Jamaica und Conflans nach Irland, beyde in der Noth.

Das Schicksal des Herrn von Gemmingen bedaure ich, Er scheint sonst von einer Constitution zu seyn, die nicht leicht afficirt wird.

Morgen wird hier starck illuminirt werden. Die Engländer haben sich Uniformen machen lassen mit Knöpfen worauf Rodney's Bildniß steht. Ich werde zwar keine solche Knöpfe tragen, allein illuminiren werde ich.

Es ist schon etwas spät.

G. C. Lichtenberg.

315. An Wolff.

Wohlgebohrner Herr,

Hochzuverehrender Herr Consistorial Sekretär!

Für die Beschreibung von Ihrem Apparat dance ich Ihnen gehorsamst, und bedauere, daß ich Ihnen so sehr viele Mühe gemacht habe. Da ich so eben etwas Zeit erhalte, so will ich wenigstens so viel von Dero werthestem Schreiben beantworten, als mir diese erlaubt, und das übrige versparen.

Die Elfenbeinernen Schälchen und die aus Pfundholtz werde ich mir sogleich machen lassen, auch dencke ich, mir eines so einrichten zu lassen, daß es die Zündpfanne zu einer Canone abgiebt um diese durch die Electricität abfeuern zu können. Jn Collegiis über die Experimental Physic muß man etwas spielen; der schläfriche wird dadurch erweckt, und der wachende ver nünfftige sieht Spielereyen als Gelegenheiten an, die Sache unter einem neuen Gesichtspunkt zu betrachten. Ew. Wohlgebohren schöner und lehrreicher Versuch wird dem Purschen gewiß besser gefallen, wenn ein Paar Fensterscheiben dabey zu Grunde gehen.

Täglich höre ich doch etwas, was mir beweißt was für ein abscheulicher Windbeutel dieser Bergschütz ist. Ew. Wohlgebohren können überzeugt seyn, daß er schlechterdings nicht wuste wie dephlogistisirte Lufft gemacht wird. Er hat den Nahmen davon zuerst bey mir gehört, ich habe ihm auch einiges von der Art sie zu verfertigen gesagt, allein er muß es ganz vergessen gehabt haben, als er nach Hannover kam, denn er quälte mich von dorther fast posttäglich ihm doch den Proceß zu beschreiben; allein da er ein undandbarer Mann ist, der sich Empfehlungs Schreiben an alle Leute ausbittet und hernach die, die sie ihm gegeben haben, bey eben den Leuten zu verkleinern sucht, und hauptsächlich, weil er einen sehr dienstfertigen, guten Mann hier betrogen hat, wolte ich mich mit ihm nicht einlassen. Er wuste wohl, daß sein Zulauf sehr viel gröser gewesen seyn würde, wenn er diese Lufft gehabt hätte, und des wegen war er so eifrig, ja er drohte mir so gar mit Präsenten. Ew. Wohlgebohren will ich das ganze Verfahren so beschreiben, daß Sie sie, wo nicht in Ihrem Hause verfertigen, doch leicht einen Apothecker dazu bewegen können sie auf den Kauf zu machen. Hier kan man sie zuweilen bey dem Universitäts Apothecker Sander, durch meine Veranstaltung haben, allein 3 Quartier in verpichten Bouteillen zu 6 Mariengroschen welches offenbar zu viel ist.

Der Körper, der sie durchaus am reinsten und reichlichsten giebt, ist der reine crystallisirte Salpeter, vermittelst des Feuers. Man nimmt eine kleine gläserne, wohl loricirte Retorte von etwa einem halben Quartier und drüber, und thut 6, 8 pp Unzen Salpeters hinein und bringt sie alsdenn, in einem tragbaren Ofen, worin man zu destilliren pflegt, oder auch in einer in einem Feuerheerd angebrachten Casserolle, anfangs über ein sehr gelindes Kohlenfeuer, bis man überzeugt ist, daß Salpeter und Retorte recht gut durchgewärmt sind, diese Operation, bey der man aber nicht immer gegenwärtig zu seyn braucht, nimmt offt einige Stunden weg und dient blos

das zerspringen der Retorte zu ver hindern. Ist nun alles recht durch. aus heiß, so sezt man mehr Schmiedekohlen zu, bläßt mit dem Blase Balg, aber immer gradatim, denn es ist gar ärgerlich, alles auf einmal ver. unglücken zu sehn. AB ist die mit Leimen loricirte Retorte die nunmehr in den glühenden Kohlen steckt; in B steckt man eine gehörig krummgebogene gläserne Röhre BD die aber bey B gut mit Kleister,

Papier und Bindfaden verbunden (lutirt) ist, das Ende D steht unter Wasser, so bald nun alles zu glühen anfängt, so giebt es Blasen bey D. Diese fängt man in Arzney-Gläschen auf, die man vorläufig mit Wasser anfüllt, unter dem Wasser um wendet und mit ihrer Oeffnung über D bringt, so daß die Blasen in das Arkney-Glas steigen müssen, hat man ihrer einige Zoll hoch aufgefangen, so verschließt man das Glas unter dem Wasser mit dem Zeigefinger, nimmt es heraus und bringt ein ausgeblasenes Wachskerßchen oder ein ausgeblasenes Spänchen, doch müssen an beyden wenigstens noch glühende Puncte seyn, in das Arzney Glas (*) und wenn sie sich entzünden und wieder eine Flamme brennen, so ist die Lufft gut und man nimmt grösre Bouteillen und fängt sie so bey D auf, verkorkt sie gut (mit etwas Wasser noch im Hals) und stellt sie verkehrt zum Gebrauch hin. Ich habe aus 6 Unzen Salpeter zuweilen 40 Quartier Lufft erhalten. Man numerirt die Bouteillen und wählt zu den Haupt Versuchen immer welche von den ersten, die folgenden und leztern sind zum Schießzen hinlänglich. Ich habe mir über den Zuber bey D ein Brett von der Form nageln lassen, worin die

Bouteillen von selbst stehen bleiben.

2) Erhält man reine, dephlogistisirte Lufft aus den Metallischen Kalden und vorzüglich (zu andern wolte ich nicht rathen) aus dem sogenannten rothen Quecksilber Präcipitat, welches Sie auf allen Apothecken schon fertig, oder doch in einem halben Tag fertig gemacht erhalten können; mit diesem verfährt man eben so wie mit dem Salpeter, und man erhält zwar nicht so viel, aber eine ganz herrliche Lufft. Da in dem Augenblick, in welchem sich die Lufft entwickelt, das Quecksilber reviviscirt wird, so steigt es in Dämpfen hervor, gerinnt zu Tropfen und fällt im Zuber nieder, dieses ist das reinste Quecksilber. Ich mache mir den rothen Präcipitat alle selbst, weil sich die Apothecker die Arbeit und Kohlen etwas theuer bezahlen lassen. Diese Art Cufft zu machen hat den Vortheil, daß die Retorte, wenn sie nicht zerspringt, nicht verlohren geht, da sie beym Salpeter allemal verlohren ist, auch wenn sie nicht springt, welches durch Vorsicht vermieden werden muß, denn wenn der Salpeter alle Lufft hergegeben hat, so wird das Residuum so äusserst caustisch, daß er das Glas angreift und förmlich auflößt, welches denn das Ende vom Liede ist.

Die 3te Art, (freylich die wohlfeilste, aber die Lufft ist auch nicht so gut, aber doch zu vielen vortrefflichen Versuchen schon zu gebrauchen), ist diese. Man nimmt frische Pflanzen-Blätter, je fleischigter je besser, daher sind die Blätter der Aloë, der Opuntia pp vorzüglich gut, und unter den ein

(*) soweit hatte ich vor 10 bis 12 Tagen geschrieben, und bin hernach verhindert. worden bis heute den 10ten Junii.

Lichtenbergs Briefe. II.

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ländischen ist fast nichts besser, als die elende grüne Materie, die sich an die Pumpensteine, feuchte Bretter pp ansezt, gemeiniglich grüner Schimmel ge nannt. Diese Blätter (ist es Aloe, schneidet man in genugsam grose Stück) oder diesen Schimmel bringt man in eine gläserne Campane, oder auch in deren Ermangelung nur in ein groses Cylindrisches Bierglas, und gießt alles voll reinen Brunnenwassers. Dieses Glas, so angefüllt, sucht man unter dem Wasser umzuwenden, in einem etwas grosen Zuber geht das nach

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C

B

einiger Uebung sehr gut. A sey das Glas voll Wasser, B seine Oefnung, so hält man das Glas mit der Rechten bey A und mit der Lincken bringt man den Teller C unter die Oeffnung B, sezt das Glas auf den Teller und hebt nun Teller und Glas heraus. Die Operation muß so angestellt werden, daß nicht eine einzige Lufftblase bey A bleibt, sondern das ganze Glas voll Wasser ist. Hat man nun alles auf dem Teller,

so stellt man alles in die Sonne; so fangen sich sehr bald Lufftblasen an aus den Blättern zu entwickeln, die sich bey A setzen und ein gleiches Volumen Wasser in den Teller treiben, der dann freylich endlich über zu laufen anfängt. Hat man solcher Gläser 6 bis 8, so kan man an einem heiteren Tag so viel dephlogistisirte Lufft erhalten, als zu den grösten Versuchen nöthig ist. Wie man jede gegebene Masse Lufft aus einem Geschirr in das andere bringt, ist vermuthlich Ew. Wohlgebohren bekannt, solte dieses nicht seyn, so bin ich ebenfalls zur Erklärung er bötig, aus der Art aber wie sie aus der Retorte oben in die Bouteille übergeht, läßt es sich schon abnehmen. Nun wollen wir setzen, wir hätten eine Flasche von weißem Glas, voll dephlogistisirter Lufft von der besten Art von etwa 2 Quartier oder drüber; Die von der Form A sind die schicklichsten; so be reitet man sich einen andern Kord B von eben der Dicke, wie der auf A, durch diesen geht ein eiserner Drat a b, (etwas stard) an welchen unten ein Messingenes Schüsselchen angeschroben ist, das Schüsselchen muß sehr starck seyn, die Vertiefung braucht aber nur so groß zu seyn, daß sie grade eine starcke Erbse halten kan. Figura 2 stellt das untere Ende in Natürlicher Gröse vor. Der Drat muß so gerichtet seyn, daß, wenn der Kord B auf der Bouteille steckt, das Schüsselchen b etwa gegen c (Figura 1) das heißt etwas unter die Mitte zu stehen kommt. Ist alles so ge

A

Sig2

с

richtet, so legt man ein Stückchen Phosphorus von dieser Gröse (ja nicht mehr!) in das Schüffelchen, steckt ihn am Licht an, und so bald er brennt, nimmt man den ersten Korck von der Flasche weg, und bringt so schnell, als man kan, den brennenden Phosphorus in die Flasche, jedoch ohne an den Hals mit demselben anzustreichen, und korckt die Flasche nicht gar zu fest mit dem am Drat befindlichen Kord zu, und thut alle Lichter im Zimmer weg (denn der Versuch muß im Dunckeln angestellt werden). Augenblicklich sieht man ein sehr helles und großes Feuer mit weisen Dämpfen. Die Dämpfe erfüllen endlich die ganze Flasche, werden unter beständigem Blitze immer heller und heller, und steigen endlich zu einer solchen Helle, daß es das Auge so wenig verträgt, als das Sonnenlicht. Allein zu diesem Versuch nehme ich die reinste Lufft, und wenn der Versuch auch gleich beym erstenmal Ew. Wohlgebohren in Entzücken setzen solte, so müssen Sie ja nicht glauben, daß er künfftig nicht noch schöner ausfällt. Ich habe ihn nun wenigstens 20 bis 30 mal angestellt, unter diesen ist er mir etwa 3 bis 4 mal mislungen, wegen schlechter Lufft, allein darunter habe ich ihn ein einziges mal in solcher Vollkommenheit erhalten, daß mir, der ich doch an die Erscheinung gewöhnt war, fast alles wie neu vorkam, es war nemlich ein Blitz aus dem blendenden Licht in ein noch blendenderes, das unerträglich würde gewesen seyn, wenn es länger gedauert hätte, als eine Sekunde.

Auf eben diese Weise wird der Stahl angesteckt, ich habe den Stahl dem Drat substituirt, weil er mehr Phlogiston enthält und ein viel herrlicheres Licht giebt. Ew. Wohlgebohren können dazu auch eine solche Flasche gebrauchen, allein eine Glocke ist besser. a b ist die Uhr Feder in der Glocke, welche oben bey a in einen gespaltenen Drat, der durch den Kord geht, eingekneipt ist. Bey c ist ein Stückchen Zunder vermittelst eines subtilen Eisendrats an die Uhrfeder b angemacht, dieses Stückchen Junder wird am Licht angezündet und schnell in die Glocke mit Lufft gebracht, so wie es den subtilen Drat erreicht, fängt er gleich an zu schmelzen und ergreift die Uhrfeder, die ebenfalls zu schmelzen anfängt, der geschmolzene Stahl nemlich ziehet sich in kochenden Kugeln, die beständig die hellsten Funcken auswerfen, aufwärts bis alles unter dem

hellsten Feuer bis an die Kneipzange abgeschmolten und gebrannt ist. So offt eine geschmolzene Kugel zu schwer wird, fällt sie herunter in die mit Wasser angefüllte Schüssel, und glüht einige Secunden unter dem Wasser, wäre es auch 2 3olle tief, ja schmilzt sich in Porzellan und Glas unter dem

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