hierzu antreibt, ist daß ich höre, daß so gar ein jüngerer und stärckerer Mann die Pension erhalten hat, freylich vielleicht auf erschlichene Empfehlung und Beweiß seiner Gebrechlichkeit. Ich habe die Ehre mit vollkommenster Hochachtung zu verharren Ew. Wohlgebohren gehorsamster Diener G. C. Lichtenberg. 429. Un Wolff. Göttingen den 16 Jenner 1785. Liebster Freund, Ihnen Ihre Fragen wegen der Einrichtung mit dem beweglichen Drat bey den Glocken recht deutlich zu beantworten, habe ich eine solche Einrichtung, von Herrn Nairne selbst gearbeitet, eingepackt und an Herrn Geheimden Sekretär Schernhagen mit heutiger fahrenden Post geschickt, von dem Sie dieselbe, versiegelt oder entsiegelt, erhalten werden. Zugleich habe ich auch die Platte beygelegt, worin die Hülse geschraubt wird, blos um Ihnen eine Probe zu geben, wie vortrefflich der Mann die Dinge zur Bequemlichkeit präparirt; wenn man diese Leder etwas erwärmt, so schließen sie ausserordentlich und können, so eingerichtet, wenn man den Teller groß macht, auf Glocken von verschiedener Höhe gebraucht werden, das doch immer ökonomisch ist, bey der Birn Probe ist indessen die Platte angeküttet, weil da nur eine Glocke von gewisser Länge dient. Wenn Sie befehlen, so kan ich Ihnen auch einmal die Einrichtung zum Versuch mit dem Schall, und dem von dem gleich schnellen Fall einer Feder und eines Ducaten im lufftleeren Raum, welche sich hier sehr vortheilhafft von Musschenbroecks und s'Gravesande's Einrichtung unterscheidet, zusenden, zumal da ich Proh dolor! diesen Winter nicht lese, und diese Dinge nicht brauche. Man mögte die Schwindsucht bey unsern hiesigen Arbeitern kriegen. Klindworth hat das zum Condensator gehörige Electrometer zwar quâ tempus, aber nicht quâ Essentiam, geliefert, es war ein grobes Versehen daran, ich gab es also wieder zurück. Die Aenderung war leicht, indessen habe ich es noch nicht wieder. Dieser Mensch, den ich, ohne Ruhm zu melden, eigentlich gant gebildet habe, und gröstentheils durch meine Arbeiten und Empfehlungen erhalte, wird böße wenn ich etwas tadle, jedoch ganz in der Stille, denn es ist eine Mischung von Schaam. Er ist sonst recht gut. Allein der Steinschleiffer hat den lebendigen im Leibe. Er kan kein Stück finden, nicht etwa in Paros oder Carrara, sondern auf unserm Heinberge. Es wäre alles mit Eis bedeckt, und was er fände tauge nicht. Er wolle aber sehen. Vermuthlich hat die Bestie schon längst gesehen und gefunden; er will nur seinen Nürnbergereien einen Werth geben. Daß ich scharf accordiren werde, davon sind Ew. Wohlgebohren überzeugt. Ich kan es auch so ziemlich thun, da ich der einzige leider! hier bin, der solchen Leuten etwas Verdienst verschafft. Nachdem ich also längst den Condensator präcis versprochen habe, muß ich jezt wieder zurück gehen und unbestimmt versprechen. Diese Woche indessen, solte ich dencken, müste alles fertig seyn. Für das gütige Anerbieten wegen der Hannöverschen Chronick dancke ich gehorsamst, ich will sie aber mit grosem Danck annehmen, wenn ich sie nicht auf der hiesigen Bibliotheck erhalten kan. Lindamine kenne ich gar nicht, schicken Sie mir sie, vielleicht kan ich dann mit weitern Nachrichten dienen. Vale ac fave G.C.L. 430. Un Ramberg. Göttingen den 20 Jenner 1785. P. P. Ew. Wohlgebohren haben würcklich für Bouteillen und Kasten so bezahlt, daß ich wohl die Lieferung von Kisten und Bouteillen an Hof haben möchte, wenn anders der König so bezahlt wie Sie. Indessen habe ich was nach meiner Schätzung übrig geblieben ist dem Herrn von Cziegansky zufließen lassen, der dafür gehorsamst danckt. Freylich möchte ich lieber in dieser Gesellschafft gewesen seyn als auf der dortigen Redoute oder an einer Ministertafel. Den Printzen habe ich auch schon sehr wegen seines gesunden Menschenverstandes rühmen hören, und gute Köpfe sind gemeiniglich auch gute S... ze (sit venia verbo). Freylich solte er, als ein Seemann, nicht anckern ohne vorher den Grund zu sondiren, man riskirt den Ancker. Ueber das komt bey ihm noch dieses hinzu, daß er ein Seeheld ist, und diese sind gemeiniglich auch in diesem Punckt sehr tapfer, nicht so wohl weil die See dazu geschickt macht, sondern weil sich nicht leicht Leute diesem Dienst widmen, die nicht sonst überhaupt gutes Tau und Tackelwerck führen. Forster erzählte mir, daß ein mal ein solcher Midshipman zu Portsmouth gleich beym Aussteigen ans Land über ein Mensch her fiel, die sich dazu eingefunden hatte. Sie schrie, als er fchon würcklich geanckert hatte, was machen Sie, Sie find gang unrecht. Never mind, antwortete er, any Port in a storm. In einem Sturm ist jeder Hafen gut. Ich habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren G. C. Lichtenberg. 431. Un Wolff. Liebster Freund, Göttingen den 23ten Jenner 1785. Diesen Schwein Pelt von einem Buch kenne ich schon, ich hatte nur den Titul vergeffen. Dieterich hat es mir einmal heraufgebradit. Jch sende es also sogleich, da sich die Gelegenheit trifft, in dem 1/4 Tag zurück an dem ich es empfangen habe. Es ist schlecht geschrieben. Dom Bougre, und The History of a Woman of pleasure sind viel besser, die Kupferstiche im leztern (Schwarze Kunst) sind würcklich schön, das Büchelchen ist aber theuer. Das Leder ist wohl Kalb Leder, und in Rinder Talg, oder Schweinenschmaltz mit etwas wenigem gelben Wachs gesotten. Wenn Nairne den Drat fest halten will, so legt er über das Pfännchen für das Oel, das Sie gesehen haben, noch einen passenden Ring, in welchem eine Stellschraube ist. a b ist das Oel Pfännchen, cd der Ring, e die Stellschraube. Ich wolte Ihnen würcklich einmal diesen Apparat schicken, er ist aber in meinem Individuo schwer, und weil der übersandte die Antwort auf die Fragen enthielt, so ließ ich ihn zurück. Das Mikrometer ist fertig und sehr gut gerathen, es wird Ihnen gewiß Vergnügen machen. Heut zu tag muß man in allem auf Messung des rov μingov dencken, denn das μaxgòv ist gewöhnlich schon gemessen. Vale, Carissime G.C.L. Die Marmorplatte soll ich künfftigen Donnerstag bekommen. 432. Un Wolff. Göttingen den 27 Jenner 1785. Nun endlich, liebster Freund, kömt mit der heutigen fahrenden Post der Apparat bestehend 1) aus einer Marmor Platte, als der Basi des Con densators, 2) aus einem Electrophor Deckel mit der Handhabe und 3) dem Elecktroskop, eigentlich einem Cavalloischen, aber von Volta nun so ein gerichtet, daß es zugleich als Deckel des Condensators gebraucht werden kan. Ich will nun das hauptsächlichste von dem Gebrauch sagen: Die Marmor Platte soll vom hiesigen Heinberge seyn, woher die meinige ist, es ist aber gewiß nicht wahr, der Marmor ist zu gut, tant mieux, sie kostet 1 Thaler. Sie haben gar nicht nöthig, sie erst beym Gebrauch viel zu erwärmen, sondern nur trocken zu halten. Als ich sie gestern erhielt, probirte ich sie gleich ob sie gleich einen ziemlichen Weg durch die kalte Stadt gemacht hatte und fand sie sehr gut. Zu dieser gehört der Teller, sie verträgt aber einen größeren. Beym Gebrauch hat man vorzüglich dahin zu sehen, daß die Platte etwa beym rein machen nicht elecktrisch wird. Man erfährt dieses so: man sezt den Teller auf, wie beym Electrophor, berührt ihn, nimmt ihn wieder ab und bringt ihn an ein empfindliches Elecktroskop, (beykommendes dient dazu vortrefflich, wiewohl dieses nur eine Nebenabsicht ist) gehen die Kügelchen aus einander, so ist der Marmor ein Electrophor geworden und man muß ihm die Electricität mit einem nassen Lappen nehmen, oder, wenn sie nur schwach ist, in Rechnung bringen. Nun einen Versuch. Laden Sie eine Flasche, so klein Sie sie nur haben, schlagen sie loß und halten den Losschlager so lange an, bis nicht die mindeste Spur von Residuo mehr da ist, berühren alsdann mit dem Knopf den auf der Marmor Platte liegenden Teller und lassen ihn etwa 3—4 Secunden in Berührung, heben alsdann den Teller bey der Hand-habe auf, so giebt er offt wieder funden. Ja ich habe gefunden, daß, wenn das empfindlichste Elecktroskop auch nicht die mindeste Spur von Electricität mehr gab, so zeigte sich hier wieder Electricität. Bringen Sie den Conductor Jhrer Maschine mit der Erde in Verbindung, so daß alle Elektrometra keine Electricität mehr zeigen, lassen Sie einen Drat von dem Conductor herab auf den Teller des Condensators, und drehen die Maschine, so giebt der Condensator (nach weg. genommenem Drat) öffters Funden, so starck reißt diese kleine Maschine die Electricität an sich, doch giebt es hier auch Ausnahmen. Lassen Sie bey heiterem Himmel einen Lufftball an einem leitenden Faden etwa 20 bis 30 Fuß hoch steigen und isoliren ihn dann; schwerlich wird alsdann ein simples Electrometer Spuren von Electricität zeigen; bringt man den Faden an den Condensator und läßt ihn daran nach Befinden der Umstände 1, 2 Minuten, so giebt er öffters Knisternde funden, ich habe Sterne damit geschlagen von 2 Zoll im Durchmesser obgleich der aufgesezte Ring, eigentlich ein Fingerhut, kaum 1/2 Zoll im Durchmesser hatte. Herrn Volta gefiel der Versuch ungemein mit dem Lufftball, ich sah ihm an den Augen an, daß er dachte: warte, wenn ich nach Hauß komme, will ich es auch so machen. Sie sehen also nun die Absicht des Instruments, also Wolffio sat. Das Electrometer wird Ihnen gewiß Vergnügen machen. Es ist von Klindworth gearbeitet, aber von mir lackirt, weil Klindworths Schuhpechfirniß zu elend für Ihre Sammlung war. Er forderte 2 Gulden, ließ es aber für einen Thaler, der junge Herr ist theuer, das Glas dazu habe ich, und zwar mit Vergnügen, hergegeben. Weil der Preiß hoch scheinen könte, so habe ich mir eine Quittung, nicht so wohl meinetwegen geben lassen, denn wir kennen einander, sondern um Herrn Klindworth behutsam zu machen, da er weiß, daß Sie selbst arbeiten und nicht blos die Güte des Instruments, sondern auch Materialien und Zeit schätzen können. Der Drat woran die kleinen Kügelchen hängen ist Silberdrat, die Kügelchen selbst Holunder Marck. An dem einen hat sich in diesen Tagen ein Faserchen hervorgethan, womit es zuweilen in das andere eingreift, dem werden Sie wohl abhelfen. Die Hülse A hält sich blos durch Fig.1. Friction, bey Volta hatte sie inwendig ein Knöpfchen und die innere Hülse einen Ein schnitt, dadurch konte sie nach Art eines Bajonets befestigt werden. Es ist aber so auch gut. Fassen Sie es mit der Hand bey A und fahren mit dem metallenen Boden B C über alles trockene was vor Ihnen liegt (es versteht sich daß das Maschinchen recht rein und trocken, allenfalles etwas erwärmt ist) Metall und A T menschliche Hand ausgenommen, so gehen die Kügelchen gleich aus einander. Fassen Sie es bey B C und streichen mit A, so geschieht eben das, nur sind die Kügelchen im ersten Fall durch Vertheilung, im 2ten durch Mittheilung electrisch. Bey der 2ten Operation ist es bequem den langen Hacken bey a aufzuschrauben, da denn die Historie so aus sieht Sie fassen es bey B C und fahren mit dem Hacken nur flüchtig über einen trockenen Tisch, wollene oder wachstuchene, fig 2. Papierne Tapeten, so gehen die Kügelchen aus einander. Ja, dieses Elecktrometer ist so empfindlich, daß es einem zuweilen gelingt, daß die Fäden auseinander gehen, wenn man es bey A anfaßt, auf einen Tisch stemmt, oder von einem andern halten läßt, in die Höhe springt und in der |