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trefflich aus. Der Ballon, den ich habe, ist aus doppelten Häuten gemacht und mit leichten metallenen Troddeln versehen.

Den Winckel der Fäden gnau zu messen, würde ich, von dem feinsten geschliffenen Glas, das Electrometer 4 eckigt machen, und mit einem Diamanten, nach Art der Branderschen Maasstäbe, Eintheilungen auf die Seite reisen, dem Electrometer eine bestimmte Stelle, auf einem Brett durch einen Einschnitt, geben und eben so dem Auge.

Nun das heise ich einmal zusammen geschrieben.

Ihre Munterkeit macht mir ausserordentliche Freude, schütten Sie ungestört in meinen Schoos aus was Ihnen vor die Feder komt, ich kenne Gottlob die Welt, und habe auch etwas mitgemacht, und immer gefunden, daß grade Leute von diesem Character und von dieser Laune am gehörigen Ort angebracht, wo es nur ergößen, aber nie ärgern kan, immer die waren, auf die man Häußer bauen kan.

Empfehlen Sie mich Jhrem werthesten Hause gehorsamst.

G.C.L.

436. An G. H. Amelung.

Göttingen, den 11ten Februar 1785.

Mich freut es nur, daß Sie über meine Nachlässigkeit im schreiben die Geduld nicht verlieren. Der Himmel vergelte Ihnen diese Güte, ich kan es nicht. Diesen Winter hat mich ein seltsames und hartes Schicksal ver folgt; wäre ich ein Prink gewesen, so hätte es wenigstens im hinckenden Boten gestanden, wo es auch in mehr als einer Rücksicht hingehört, wie Sie gleich hören sollen; jezt aber rührt es nur meine Freunde, freut meine Feinde, und beschäfftigt zuweilen noch die liebe Georgia Augusta, eine Dame, die viel Gelehrsamkeit und Fleiß besizt, aber beym Kaffee Tisch ein eben so loses Maul hat, als die Damen aus Fleisch, oder die aus Haut und Knochen.

Schon vor 10 Jahren hatte ich mit meinem Busenfreunde, einem Schweden Nahmens Ljungberg, der jezt dänischer Finantz Rath in Copen hagen ist, eine Reise nach Italien projectirt; allein bald konte er nicht, bald ich nicht, und bald keiner von beyden. Vor zwey Jahren that er auf Ordre seines Königs eine Reise durch Deutschland, die sich etwa im September in Aachen endigte. Von da schrieb er mir: Bist Du nun bereit? ich bin es; ich habe zwar noch keinen Urlaub, allein es ist gar keine Frage, daß ich ihn nicht erhalten solte; hast Du weiter kein Bedencken, so halte Du sogleich um Urlaub an, in 4 Wochen bin ich fertig, dann komme ich nach Göttingen und wir bringen den Winter in Rom und Neapel zu. Gehst Du

nicht mit, so mag ich Italien nicht sehen und ich gehe wieder nach England bis Ostern. Dieser Brief kam mir just zur rechten Stunde, wo mein ganzes Wesen, Verstand, Hertz, Einbildungskrafft so zu einem Jawort gestimmt waren, als sie es nie gewesen sind. So sah es im Oberhause aus, und das Unterhauß, der Beutel, hatte ebenfalls nicht ein Wort dagegen einzuwenden. Ich schrieb also nach Aachen Topp! und nach Hannover um Urlaub, und glaubte schon auf classischem Grund und Boden zu schreiben. Ich erhielt Urlaub. Nun gab ich mein Wintercollegium auf. Ich gab wenigstens 50 Louisd'or zurück, die ich schon pränumerirt erhalten hatte, und wies wohl eben so viele Pursche ab, las italiänische Reise Beschreibungen vom Morgen bis in die Nacht, scheuerte mein etwas rostig gewordenes Italiänisch wieder bland und wischte den Staub von meiner Archäologie ab pp. Aber Ljung. berg siehe da, der bekam keine Antwort aus Copenhagen. Ich warf erstlich blos Speyteufel, dann Schwärmer und endlich fieng ich an zu bombardiren, er wurde aus Verdruß kranck, und am 30ten November erhielt ich endlich die Nachricht, daß er gefährlich läge und zugleich von Copenhagen die erfreuliche Nachricht erhalten hätte, er solle nicht nach Italien gehen. Ich bin nie närrisch gewesen, aber nun weiß ich wie es einem zu Muthe ist, wenn man es werden will. Das ist der Verlauf. Ich habe also Italien nicht gesehen, und 500 Thaler Schaden gehabt. Erst zu Anfang dieses Monats war Ljungberg wieder so weit, daß er von Aachen abreisen konte. Was weiter beschlossen worden ist und werden wird, sollen Sie künfftig lesen. Die Post Stunde rückt heran und ich habe noch eine Stelle in Ihrem Brief zu beantworten.

Ihr Regenbogen war wiederum ein Stück von sogenannten Neben. sonnen, Parheliis. Sonderbar ist es, daß Sie dort die Dinge oft so sehen, hier sind sie selten. Allein freylich wenn man wie hier viertel Jahre lang keine Sonne hat, wo wollen die Nebensonnen herkommen? ...

437. An Sömmerring.

Göttingen den 11ten februar, den Tag

nach Aschermittwochen solte ich zu einem Maynzer sagen.

1785.

Auf Ihren so lieben Brief würde ich gewiß eher geantwortet haben, wenn mich nicht der Himmel wieder mit einem bösen Hals heimgesucht hätte, von dem aber heute Gottlob! nichts mehr übrig ist, als etwas Mattigkeit in den Knochen and a most bewitching pair of Swiss-Cheese coloured Roses on my Cheeks, und deswegen schreite ich gleich dazu.

Daß Sie meinen Plan wegen Italien wenigstens nicht schlechtweg verworfen haben, ist mir eine wahre und grose Freude gewesen. Wir wollen gant stille davon schweigen, aber desto mehr schreiben. Noch ein Jahr zu warten wäre etwas zu lange für mich im Leben, doch werde ich mir freylich auch hier die Umstände gefallen lassen.

O wenn man auch wüßte, daß Sie es selbst von Theresen hierher geschrieben hätten, die Heynische Familie nimmt Ihnen dieses gewiß nicht übel, man hat Sie, mein werthester, viel zu Lieb Ihnen überhaupt etwas übel zu nehmen, und dieses wäre ja an sich nichts. Die HofRäthin Heyne wurde von Dieterich wegen der Sache gefragt und sie läugnet es, sie sagte, lieber Herr Dieterich, Wilna ist zu weit, ob dieses Verstellung gewesen werden Sie am besten wissen, kurt man spricht jezt gar nicht mehr von der Sache. Die HofRäthin war sehr kranck und soll noch nicht gant heraus seyn; Köhler hat den Alten neulich weinend angetroffen.

Wenn Sie können, So legen Sie dem losen Upstart Gentleman, der Sie so sehr zum heyrathen drängt, Zaum und Gebis an, oh pray, do, pass sentence of water gruel upon him. Wenn er ruft: I can't get in, so dencken Sie, mein Freund, an Noricks Stahren: I can't get out, I can't get out. Wedlock is no Padlock, obgleich das Schlößchen noch der schönste Theil bey diesem Kercker ist. Alles dieses gilt nur für jezt. Prüfen Sie erst noch, und wenn Sie dann reich beladen und müde zurückkommen, als auf dem reißenden Madensack, wie es im Lied heißt, ausgeschlafen.

Nun erklärt sich mir freylich das rothe Gesicht des Michaelis besser. Blumenbach hat neulich desselben Beobachtungen über den Mohren der hiesigen Societät vorgelegt und vermuthlich wird etwas davon in unseren Zeitungen erscheinen. Hinc illæ Lacrymæ. Einigen Personen ist sogar bange, daß man ihn hier her zieht. Herr von Bussche soll deswegen wircklich an Richter geschrieben haben. Können Sie sich so was gedencken? Indessen meine Nachrichten aus Hannover klingen anders. Dieterich war vor 10 Tagen in Cassel, da erzählte ihm Baldinger, der Landgraf habe ihn mit seiner gewöhnlichen weinerlichen Stimme gefragt: Wer hat mir denn nun den Michaelis wieder aufgehängt? Sie sich selbst, will Baldinger gesagt haben. Baldinger sprach auch vieles von Ihnen, doch lauter Gutes, sagt aber vieles von dem was Er würde gethan haben, wenn Sie Freundschafft mit ihm gehalten hätten. Sie sehen, seine airs verlassen ihn noch nicht. Michaelis Schreiben über die Klapperschlange ist im ersten Stück des Magazins abgedruckt, und in das zweyte werden wohl seine Knochengeschichten kommen. Leztere habe ich noch nicht gelesen, aber ersteres gefällt mir nicht übel, es ist wenigstens gut geschrieben, und ist etwas für alle Stände. Schicken Sie mir doch bald etwas für das Magazin, es soll sogleich gedruckt werden.

Haben Sie wohl gelesen was der alte Forster über den Flug der Vögel in die Berlinische Monatschrifft hat einrücken lassen? Er will aërostatische Maschinen aus ihnen machen. Es ist in dem Aufsaße außer den bekannten Hunterschen Beobachtungen von den Lufftbehältern meiner Meinung nach alles falsch, und zwar ganz besonders, es sind falsche Ableitungen aus falschen Sätzen, er verwechselt die phlogistische Lufft mit der brennbaren, und macht erstere 10 mal leichter als die gemeine; wolte Gott, das wäre wahr, so wären die alten Weiber doch noch zum füllen der Lufftbälle zu gebrauchen, das ist der falsche Sat. Aber gesezt auch, dieses wäre wahr, so hat er noch immer Unrecht und zwar entsetzlich, wegen der falschen Ableitung.

Sprechen Sie doch ja mit Herrn Molitor und vermelden Sie ihm meine gehorsamste Empfehlung. Es ist vermuthlich bey dem Handel ein Betrug vorgegangen.

Daß unser lieber Freund zu Wilna misvergnügt ist, glaube ich wohl in seiner gegenwärtigen Lage, da man so gern einen Busenfreund hat um ihm seine Träume zu erzählen, ich meine in seiner verliebten, zumal da der Gegenstand in Gotha sizt. Indessen wenn er sich ermannt, so kan er doch würcklich viel für die Welt thun in einem Land, das man noch so wenig kennt, und viel Gutes stifften, wo noch so wenig gestifftet ist, und wo man doch so bereit dazu zu seyn scheint. Hier sagte man einmal, er habe sich auf 10 Jahre engagirt, alsdann erhielte er eine starcke Pension, die er verzehren könne wo er wolle. Das wäre nun freylich vortrefflich.

Blumenbachs Molch habe ich nun gesehen, das neue Auge ist schon wieder sehr weit avancirt. Ich habe ihm aber auch gesagt, es verdiene dennoch untersucht zu werden, ob das Thier auch würcklich damit sehen kan. Es könte nur eine Form von Auge seyn. Ich habe nicht gewußt, daß Bonnet den Versuch schon angestellt hat.

Dieterichen habe ich schon so offt gemahnt, wegen des Compendii, daß er des Henckers seyn müßte, wenn er es jezt nicht schickte. Es sind recht höllische Druckfehler darin stehen geblieben, die ich Ihnen einmal besonders mittheilen will.

Neues ist hier wenig vorgefallen. Franck bliebe nun gerne, wenn er könte, allein er hat sich einen bösen Riegel selbst vorgeschoben. Man sagt, der 4te Königliche Print Edward würde hierher kommen zu studiren. Fiorillo ist an die Bibliotheck mit 100 Reichsthalern gekommen, auch ein ge wisser Herr Meyer, der ehemals so viel Comödien spielte, mit dem Professor Titul. Der alte Breithaupt auf der rothen Straße zündete sich beym Schlafengehen das Hemd an und brannte zu Tode. Professor Fischer bleibt in Franckreich. Das werden wohl die hauptsächlichsten Neuigkeiten seyn.

Empfehlen Sie mich Herrn Professor Dieze und Weidemann und schreiben. Sie bald Jhrem

gant ergebenen Freund

G.C.L.

458. An Wolff.

Omissis præmittendis.

Nun ja! Da werde ichs recht gekriegt haben.

Der soll mir noch einmal von Hastigkeit sprechen! Er vergißt über dem Brief endlich den Brief.

Nein so ist mirs aber doch auch würcklich noch nie gegangen. Ich legte das Papierchen mit dem Faden auf meine Dose, weil ich dieser während des schreibens öffters zuzusprechen pflege, und siehe da ich vergesse der Dose zuzusprechen u. s. w. Als der Brief schon auf der Post war sahe ich das Papierchen, und diese Empfindung nahm sich fast aus wie eine Ohrfeige. Heute will ich es indessen nicht vergessen und also gleich

liegt es)

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(hier

Neues giebt es gar nichts und das alte ist der Rede nicht werth. Morgen sehe ich einem Brief von Ihnen mit Begierde entgegen.

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bitte ich inständigst um Vergebung, daß ich Sie so sehr mit einer ver drüßlichen Sache belästige. Ich habe an General Freytag geschrieben; er antwortete mir aber, daß es nicht von ihm abhänge die Pension zu ertheilen und daß der Mann bey Königlicher Kriegs Cantley anhalten müsse. Dieses thut er nun hiermit, und ich nehme mir die Freyheit das Memorial hier bey zu legen; wollen Ew. Wohlgebohren dasselbe gelegentlich und zur guten Stunde übergeben und etwas mit Dero Ansehen unterstützen, so geschähe mir und einem armen Mann ein groser Dienst. Er ist es gewiß würdig.

Lichtenbergs Briefe. II.

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