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Verzeyhen Sie mir ja, liebster Mann, ich bin dabey unschuldig und kenne die Umstände nicht.

Ich habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren

Ew. Wohlgebohren

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

440. Un Johann Arnold Ebert.

Wohlgebohrner Herr

Hochzuverehrender Herr Professor,

Der Beyfall, womit Sie meine geringe Arbeiten beehren, hat mir sehr viel Freude gemacht und mit Vergnügen werde ich die beyden Calender be sorgen die ich als ein geringes Zeichen meiner Ergebenheit anzunehmen bitte. Herr Dieterich wird in wenigen Tagen, wie er mir sagt, Bücher nach Braunschweig schicken mit denen sie zugleich abgehen sollen. Obgleich dieses Jahr mehr Calender als jemals abgegangen sind, so ist doch die zweyte Ausgabe nicht ganz allein diesem Beyfall zuzuschreiben, sondern aus einem seltsamen Versehen des Factors der Druckerey wurde die erste Auflage etwas schwächer als sonst gemacht. Die Zusätze zu der neuen Auflage sind gering und daher nicht besonders gedruckt worden. Künfftig wird es wohl schwerlich mehr zu einer 2ten Auflage kommen, wenigstens nicht mehr zu Zusätzen, wenn sich auch jenes ereignen solte.

Meine Sammlung vermischter Schrifften wird diese Ostern nicht er scheinen können, wegen der Kupferstiche und dann auch meiner häufigen Un päßlichkeiten wegen, die mir wenig von der zum Ausbessern solcher Schrifften nöthigen Heiterkeit übrig ließen. Ich habe also Ihrem Befehl gemäß Dero Nahmen noch in die Subscribenten Liste eingetragen.

Die Aufsätze die Sie aus der Sammlung wegwünschen sind vermuthlich die gegen Voß. Wenn ich mir auch vorgenommen hätte sie aufzunehmen, so würde ich es doch jetzo gewiß nicht thun, da Sie es mir mit so vieler Freundschafft und Theilnehmung an beyder Partheyen Ehre widerrathen. Ich hatte aber würcklich nie den Gedancken gehabt diese Schrifften wieder ab drucken zu lassen, und daher auch schon ausdrücklich in meinem Avertissement gesagt, daß alles was beleidigen könte aus der Sammlung wegbleiben solte. Ja ich muß gestehen daß diese Schrifften mit Ursache waren, warum ich mich zu meiner Ankündigung entschloß, denn es wurde mir berichtet, daß ein

Buchhändler zu Franckfurt meine Schrifften sammeln wolte, da denn sicherlich alles dieses und nochmehr würde abgedruckt worden seyn. Da also würcklich mein Avertissement Gutes geftifftet hat und mehr vielleicht als die Schrifften selbst stifften werden, so werde ich mich auch damit nicht übereilen.

Ew. Wohlgebohren ist wohl nicht bekannt wer der Herausgeber des Dichter Almanachs für gegenwärtiges Jahr ist. Ich wünschte sehr es zu wissen, dieser Mann hat mich unter dem Artickel Voß auf das gröbste beleidigt. Ich werde ihm nicht antworten, das versteht sich, aber wenn ich den Verfasser kennte, so würde ich ihm sehr nachdrücklich schreiben, und ihm mit kaltem Blut zeigen was für Sotisen sein Urtheil enthält. Ich sehe gar wohl ein, daß durch die Bitterkeit, womit ich geschrieben habe, die Stärcke der Argumente selbst wieder für manche sehr geschwächt worden ist. Der eben erwähnte Schrifftsteller sagt: kein rechtschaffener Mann könne auf meiner Seite seyn, oder so etwas. Was den Hauptpunct, die Aussprache des n, betrifft, so habe ich ja nichts weiter beweisen wollen, als daß sich hierin jezt nichts mehr ausmachen lasse, und habe gerathen Hebe zu schreiben, weil alle Welt so schriebe, gar nicht als wenn ich es für aus. gemacht hielte, das n habe wie e geklungen, und doch glaubt man, ich habe lezteres beweisen wollen. Ich wäre also grade in die Thorheit ver. fallen, welche lächerlich zu machen ich allein die Feder ergriffen habe. Herr Garve schrieb mir, unangefragt, aus Breßlau: er glaube, ich hätte im Ganzen recht, tadelt aber meine Bitterkeit sehr. Also wäre doch wenigstens Ein Groser und Rechtschaffener Mann meiner Meinung. Was das übrige anbetrifft, so sehe ich auch nicht ein warum ich das Urtheil der rechtschaffenen wider mich haben solte. Herr Voß hat seinen Lehrer und Wolthäter schänd lich mishandelt und ich einen vertheidigt, Herr Voß beschuldigt_mich, ich habe ihm meine Schrifft mit einem Spruch aus dem Jesus Sirach und ohne Unterschrifft zugeschickt, ich habe vermuthlich meine Schrifft selbst recensirt, beydes ist grundfalsch und mir nie in den Sinn gekommen, und endlich sagt er, ich habe über den Herrn Jesus gespottet, eine eben so abgeschmackte als niederträchtige Beschuldigung; ich hingegen habe überall die Wahrheit geredet und mich blos auf Thatsachen gegründet. Warum solte ich also nicht noch mehr rechtschaffene Leute auf meiner Seite haben, so gerne ich auch zugebe, daß ich ihren Tadel wegen der Art verdient habe.

Ich habe die Ehre Hochachtungsvoll zu verharren

Ew. Wohlgebohren

Göttingen den 21 februar 1785.

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

441. An Ramberg.

Göttingen den 28ten februar 1785.

Liebster Herr Kriegssekretär,

Ist das nicht ein entsetzlicher Vorfall mit unserm lieben Schernhagen? Dieterich, der einen Brief von Madame Rudloff erhalten hatte, kam weinend zu mir herauf und fragte mich, ob ich es schon wüste, ich erschrack ausserordentlich und sagte: also ist Madame Schernhagen doch noch gestorben? Nein, sagte er, Er ist todt, nicht sie. Ich dachte fürwahr, ich würde zu Boden fallen auf die Nachricht. Den ganzen Sonnabend lag es mir in den Beinen wie Bley Gewichte, welches mir aber doch nun ohne weitere Folgen vergangen ist. Madame Borheck, ob es ihr gleich auf die beste Weise beygebracht worden, soll eine Ohnmacht über die andre bekommen haben. Ich habe sie noch nicht sehen mögen, es würde nur bey ihr und bey mir die Sache verschlimmern.

Nun, liebster Freund, will ich Sie gehorsamst bitten, wenn Sie sich ein halbes Stündchen abmüßigen können: schreiben Sie mir doch den Verlauf seiner Kranckheit, was es eigentlich war, wie sie entstanden ist und warum es plötzlich so schlimm geworden ist; auch den Tag und die Stunde da er gestorben. Sie verdienen einen Gottes Cohn, wenn Sie es thun; und dann habe ich noch eine Bitte: Sie wissen was für eine Correspondenz ich und der seelige geführt haben. Ich habe mich zwar sehr in acht genommen, indessen haben mich selbst seine Fragen öffters zu Freyheiten verleitet, die ich nicht gerne bekannt wünschte. In meinem ganzen Briefwechsel kommt keine Zeile, ja kein Wort vor, das nicht Ew. Wohlgebohren lesen könten, denn alles was ich schrieb war zugleich an Sie, reden Sie es mit der Frau Geheimde Sekretär ab, daß meine Briefe verbrannt werden, wenigstens nicht unter die Leute kommen. Mein Verlust ist ohnehin groß gnug. Es ist mir unmöglich weiter zu schreiben.

G. C. Lichtenberg.

442. An Sömmerring.

Göttingen, den 7. Märtz 1785.

Denden Sie um Gottes willen hin, unser vortreffliche Schernhagen ist todt, der Mann, der 13 Jahre hindurch mein Freund so mit der That war, daß ein Vater an mir weniger hätte thun können, ohne sich eines Mangels

an Liebe schuldig zu machen. Er starb an einem Gallenfieber von solcher Bösartigkeit, daß, als er sich legte, schon das Weise in seinen Augen gelb und sein Gesicht aschfahl aussah, auch starb er schon am 5ten Tage. Der Verlust für mich und vielleicht für die Universität ist unersezlich, er that bey lezterer eine unzählige Menge Gutes, welches niemand von ihm fordern konte; weil die Minister seines ganz unbescholtenen Betragens, und seiner edlen und unermüdeten Thätigkeit wegen, wobey auch nicht ein Funcke von Interesse hervorleuchtete, vieles von ihm gesagt annahmen und unterstüzten, was sie andern vielleicht abgeschlagen hätten, so ward vieles durch ihn zu Stand gebracht. Jedoch ich sage nichts weiter, es wird mir schwer, ohne Thränen fortzufahren. Dieser Unfall wird einen grosen Einfluß auf meine italiänische Reise haben!! Lassen Sie sich indessen nicht stören, Geld zusammen zu bringen schadet nie.

Michälis schreibt jezt recht zu. Er hat eben jezt einen Brief an Campern drucken lassen und zwar in Cassel: Über die Regeneration der Nerven. Darin sagt er gant deutlich, daß ihm die Natur eröfnet habe, was sie ihren Günstlingen Monro und Fontanella verschwiegen hätte, er hätte auch noch die beyden Hunters hinzusezen können. Es sind nur 100 Exemplare gedruckt, hat er Ihnen keins geschickt, so sollen Sie das meinige haben.

Forster hat mir einen grosen und sehr freundschafftlichen Brief ge schrieben, worin er mir nun auch sagt, daß es mit Theresen seine Richtigkeit hat, er denct about Midsummer night hier zu seyn. Heyne ist einigemal sehr kranck gewesen, er hält sich nicht, sondern liest zu früh Collegia, dadurch macht er am Ende die Sache sehr schlimm, mich wundert, daß ihm Frank das nicht alles wehrt, solche Verordnungen sind doch auch Recepte.

Fischer hat einen beträchtlichen Artickel im Lese Catalogus und kommt also gewiß. Neue Professoren, alle Juris et Litis, sind Herr Brandis (nicht Brandes), ein sehr geschickter Mensch, und Herr Posselt aus Carlsruhe. Der Professor Meyer ist nicht die Milchsuppe, die Sie meynen, sondern der sogenannte Harburger Meyer, der sich hier ehedem sehr durch Komödien spielen auszeichnete. Er soll gute Kentnisse in den neueren Sprachen haben.

Print Eduard kommt nicht hieher, man wolte für ihn Michälis Haus kaufen, und der forderte 20,000 Thaler, oder 2000 Thaler Miethe, da wolte er aber ausziehen; Gräßel 1200 Thaler Miethe, wenn er ausziehen solte. Der Print geht nun nach Lüneburg.

Noch sehe ich in Ihrem lieben Brief eine Frage. Fiorillo ist über die Kupferstiche und Zeichnungen gesezt, vermuthlich ist dieses nur ein Vorwand gewesen, um dem Zeichenmeister eine kleine Besoldung zuzuschustern, denn qua solcher hätte er sie schwerlich erhalten.

Leben Sie recht wohl, liebster Freund, und grüßen Sie alles was sich meiner erinnert, auch Ihren Amicabus empfehlen Sie ihren und

443. Un Wolff.

Ihren . . . welche Prätension!

Ich will und kan Ihnen nicht beschreiben wie sehr mich unsers Schernhagens Tod afficirt hat, weil ich es nicht ohne die schmerzhafftesten Thränen könte. Bleiben Sie nur mein Freund so lange wir zusammen leben.

Ihre Bedencklichkeiten wegen der Observationen sind ganz ungegründet und würden es seyn, wenn die Sache auch schwer wäre, sie ist aber leicht, und ich hoffe, Sie sollen bald eine Frucht Ihrer Lenden dahin abrichten können die Arbeit mit Ihnen zu theilen. Solte sich die gedruckte Instrucktion für die Beobachter dort nicht finden, so will ich sorgen, daß Sie dieselbe erhalten.

Sehr vielen Dank für Ihren Aufsaß, worin Sie mir zu viel Ehre angethan haben. Klindworth hat sich über sein Lob gefreut, daß ihm das

Maul bis unter die Ohren von beyden Seiten zu stehen kam

Wo ich nicht irre, so steht eine Kurze Nachricht von Volta's Entdeckung in den ersten Stücken des Hannoverschen Magazins von 1784, sie ist von Zimmermann in Braunschweig aus einem Brief von Volta an ihn, Sie werden nicht fehl suchen wenn Sie die Stücke 1-10 etwa einmal durchlaufen wollen.

Aufgabe.

Sehen Sie einmal das Mikrometer mit dem oberen Stängchen auf den

Deckel des Electrophors, der aber gut gerieben seyn muß; so:

heben alsdann den Deckel auf, so gehn die Fäden auseinander und sind negativ. Ziehen Sie nur den Funcken plötzlich aus dem Teller und zwar mit einem stumpfen Körper, so bleiben die Fäden öffters stehen wie sie waren, sind aber Positiv. Quæritur ratio. Sie ist leicht zu finden, dient aber doch zur Uebung in der Theorie. Was der Condensator für ein göttliches Instrument ist. Ein hiesiger Doctorandus schreibt eine Dissertation über den Campher, seine Untersuchungen sind zwar meist chemisch, er bat mich aber ihm einige

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