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andere Nachricht über den Campher zu geben, dieses that ich und untersuchte bey dieser Gelegenheit auch seine Electricität. Bekanntlich setzen ihn die Schrifftsteller und nahmentlich der grose Musschenbröck unter die unelectrischen Cörper, ich habe aber nicht allein, da ich ihn auf Flannel rieb, das Mikrometer schwach damit in Bewegung gebracht, sondern auch vermittelst des Condensators beträchtliche Funcken damit erhalten.

Das beste Mittel den Kuchen des Electrophors zu reiben, ja das aller besteste ist der Fuchsschwantz; Man befestigt ihn an einem Stiel und peitscht damit das Hark, je länger und schärfer je besser. Ich peitsche meine Tapeten damit und erhalte Funcken, mein grüner Grosvater, ich meine einen Stuhl, 10 mal tüchtig gepeitscht giebt halbe Zoll lange Funcken, alle meine ledernen Quartanten und folianten, und 8oo Bände sind Electrophore so daß ich jezt wenigstens an die 300 Electrophore habe, und was das schönste ist, so verdirbt das Peitschen die Haare nicht so leicht als das Reiben. Wenn Sie das Instrument noch nicht haben, so machen Sie es sich noch diesen Abend zu rechte. Adieu

[Göttingen] Den 7 Märtz 1785.

G.C.L.

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444. Un Ramberg.

Göttingen den 14ten März 1785

Wohlgebohrner Herr,

Hochzuverehrender Herr Kriegssekretär,

Ich muß sehr um Vergebung bitten, daß ich auf Dero verbindlichen Brief nicht gleich habe antworten können, ich habe in meiner Briefschreibe Stunde unvermuthet Besuch bekommen, der mich verhinderte.

Am aller angenehmsten wäre es mir freylich wenn ich die Briefschafften zurück erhalten könte, zumal bey diesem sehr rauhen März und herannahender Charwoche, wo es Junggesellen wenigstens eine Sünde und eine Schande wäre Winterholtz zu kaufen. Wenn nur Herr Wehner nicht schon herein gesehen hat, der, wie ich höre, die Sachen besorgen soll.

Der ehmalige Jäger liegt jezt kranck, so bald ich ihn sehe, so will ich einmal mit ihm reden, Was ihm so viel Herß machte war, daß hier in der Nähe sein ehmaliger Camerad, der noch rüstiger ist als er, und dabey Pferde hält und nicht schlecht stehen soll, die Pension erhalten hat. Vermuthlich aber hat sie der auf irgend eine Weiße erschlichen, denn ich glaube, es solte mir nicht schwer fallen hier oder in der Nähe einen Feldscheer aufzutreiben,

der mir attestirte, daß ich eine Wunde in der Schlacht bey Actium erhalten hätte.

Ich habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren

Ew. Wohlgebohren

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

445. Un Wolff.

Göttingen den 14 Märtz 1785.

Liebster Freund,

Was die Madame Schernhagen damit sagen wollen, daß ich die In: strumente gekaufft und so gar an Ew. Wohlgebohren abgeliefert haben wolte, verstehe ich nicht, denn ich weiß kein Wort davon, bin auch gar nicht willens eines zu kaufen, obgleich vielleicht der Tubus durch mein Anstifften auf das Observatorium kommen mögte, wenn es geht. Lezteres aber wissen jezt, da Sie es wissen, etwa 4 Menschen, und darunter ist Madame Schern. hagen nicht. Also glaube ich, die gute Frau, wenn sie so etwas gesagt hat, so hat sie es vielleicht gesagt um vor der Hand zudringliche Käufer ab. zuweisen, und mich und andere erst deswegen zu befragen, oder vielleicht ist auch das ganze nur ein Misverständniß. Herrn Schernhagen eigen gehöret der grose Tubus, der Kasten mit dem Mikroskop und ein Taschen Perspecktiv von Dollond, und wie ich glaube noch ein Tubus von Baumann wenn er ihn nicht verkauft hat, denn er war es ehedem Willens. Allein unter seinen Instrumenten wird ein Barometer, ein Thermometer und ein Hygrometer mit einer Federkiel Capsel seyn, die gehören der Academie der Wissenschafften zu Manheim. Diese Academie hat nemlich auf ihre Kosten viele hunderte von Instrumenten dieser Art machen lassen und über Europa vertheilt, ja ich glaube, einige sind gar nach Asien und Amerika gewandert. Der Einfall ist löblich, denn, laß die Instrumente seyn wie sie wollen, genug der Abt Hemmer hat sie alle vor der Absendung mit einem Normal Instrument ver glichen; sie correspondiren also alle unter sich, welches in der That sehr schön ist. Man wendete sich auch an mich, ich schlug es aber aus und schlug den jungen Gatterer vor, welcher hier observirt. Nach Gotha kamen 24 Garnitüren an meinen Bruder zu beliebiger Vertheilung. Mein Bruder bat mich doch jemanden in Hannover auszumachen, der die Observationen anstellte. Ich schrieb also an Herrn Schernhagen und fragte ihn ob er die Observationen machen wolte, wo nicht, ob er jemand in Hannover finden

könte der es unternähme, und schickte ihm zugleich die gedruckte Instruction. Er schrieb mir zurück: er selbst wolle die Arbeit übernehmen. Auf diese Nachricht schickte ihm mein Bruder eine Garnitur, wovon aber, wie ich erfuhr, das Barometer sehr beschädigt ankam. Ich meldete dieses und ich glaube, Herr Schernhagen erhielt ein anderes. So stunden die Sachen. Ich fragte nachher mit keinem Wort wie es gienge, denn ich dachte, wenn etwas vorfällt, so wird es Herr Schernhagen dir schon melden. Er hat aber ebenfalls nie ein Wort davon gedacht. So steht es jezt. Sie sehen also, da ich die Instrumente angebracht habe, so steht es jezt auch blos bey mir wem ich sie geben will, es wäre denn, daß sie Herr Schernhagen schon vergeben hätte, denn dieses Recht hat jeder Beobachter. Weitläufftigkeiten wird es nicht geben, auch wird das Madame Schernhagen selbst wissen. Emolumente sind gar nicht dabey, auch Kosten von Ihrer Seite nicht, wenn Sie nicht als Liebhaber ein übriges thun wollen, welches sehr wohl aufgenommen werden würde. Sie brauchen auch, wenn Sie nicht wollen, deswegen mit keinem Menschen zu correspondiren, sondern nur jährlich Ihre Beobachtungen an die Academie nach Manheim, oder an Abt Hemmer da selbst schicken, der ein gar guter thätiger Mann ist, und der Ihnen, wenn Sie sich mit ihm in Correspondentz einlassen wollen, gewiß sehr viele Dienste erzeigen wird. Seine Anstalt für die Gewitter Electricität soll ausserordentlich seyn. Dieses ist es alles was ich zu sagen weiß.

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Bey Ew. Wohlgebohren Erklärung ist mir manches dunckel, so daß ich fast glaube, ich habe mich nicht gantz deutlich ausgedruckt. Ich erkläre mir die Sache so:

Wenn ich den Teller aufziehe, so werden die Fäden negativ nicht blos durch Vertheilung des natürlichen Antheils der Fäden und des Hackens, sondern indem ich den Teller aufhebe geht auch + E in die Fäden und den Hacken über, der Hacken ist also schon würcklich positiv, nur wird die Materie hinauf getrieben, ziehe ich den Funcken aus, so theilt sie sich gleichförmig durch Fäden und Hacken aus, und macht also erstere Positiv aus einander stehn. Je stärcker deswegen der Teller + E hat, desto ge ringer ist das E, das er den fäden giebt, denn alsdann werden die Fäden selbst so starck durch Uebergang positiv, daß die Vertheilung nur sehr schwer von statten geht.

Noch ein Versuch: ziehe ich, wie vorher, den Teller auf, der starf E hat, und den Funcken nicht ganz heraus, so werden die Fäden öffters, (es geräth nicht allemal,) so starck positiv, daß sie ganz hinter das Siegellack fliegen und nicht mehr gesehen werden. Ursache: Die positive Electricität der Fäden ist alsdann dem Teller zur Vertheilung zu starck, er stößt also die Kügelchen zugleich mit zurück. Denn nunmehr haben Fäden und Teller

gleich mächtige Atmosphären, die sich nicht zurücktreiben lassen ohne die beweglichen Körper selbst mit fortzustoßen.

Auch das Opium ist idioëlectrisch, ich habe Versuche gemacht mit einem herrlichen Stücke einer Faust groß, hinreichend ein ganzes Regiment damit auf ewig einzuschläfern. Auf das Electrometer würdte es kaum, wenn ich es auch noch so vortheilhafft rieb. Der Condensator hingegen gab generosam electricitatem.

Daß man doch die Lufft nicht mit Reiben elecktrisch machen kan! Ich habe mich in diesen Tagen damit beschäfftigt, und nicht allein Vierthelstunden lang dieselbe aus einem gar kräfftigen Blasebalg auf den Condensator geblasen, sondern auch endlich 10 mal mit einer herrlichen Windbüchse darauf geschossen, allein es zeigte sich so wenig Electricität, als wenn ich eine Bouteille Wasser darauf gegossen hätte. Es ist nur schade, daß die Lufft ein Fluidum ist, und mit dem Reiben der fluidorum ist es eine eigne Sache. Wenn ich Quecksilber in einem reinen Glase schüttele, so wird es sogleich elecktrisch, Wasser nicht. Warum? Das Wasser hängt sich an das Glas an, und nun reibt sogleich nicht mehr das Wasser das Glas, sondern das Wasser reibt das Wasser, das am Glase fest sitzt. Metal, Metal, Also will ich hierbey vorsichtig zu Wercke gehen. Da aber doch die Lufft ein Nichtleiter ist, so bleibt es allemal sonderbar. Wäre die Lufft ein fester Körper und verhielte sich so, wissen Sie was ich behaupten würde? ich würde sagen: es giebt 2 Materien und die Lufft ist ein Körper, der im reinsten Zustand keine von beyden besitzt, auch nicht sehr geneigt wenigstens ist eine von beyden anzunehmen. Das klingt nun freylich als wenn es aus dem Häußchen zu Celle käme, wo eine gewisse Art Genies nach dem Tod ihrer Vernunfft einen Wittwensitz angewiesen bekommen. Allein bedencken Sie nur. Weil nach jener Theorie kein Körper beym reiben Electricität hergeben kan, der keine empfängt, und vice versa, so kan ein solcher Körper nicht durch reiben electrisch werden.* Doch nun genug.

In meiner Vaterstadt sagte einmal eine Frau bey einem kalten März, die Welt wäre näher nach dem Nordpol gekommen. Ich glaube es für wahr jezt fast selbst.

Vale.

G.C.L.

* Auch könte die Lufft gar keinen natürlichen Antheil besitzen, oder den natür. lichen so fest gebunden enthalten, daß sie ihn nicht hergäbe. Die Lufft kan aber negativ elecktrifirt werden? — Gut daß das Blatt zu Ende läuft.

446. An Nicolai.

Wohlgebohrner,

Göttingen den 20ten März 1785.

Hochzuehrender Herr,

werthgeschäzter Freund,

Ich will ohne Entschuldigung und Einleitung schreiben, nicht weil ich sie für unnöthig halte, sondern weil ich, alles gehörig durchzusetzen, wie ich mercke, darüber nicht an den Brief kommen mögte.

Vermuthlich ist Ihnen der Almanach für Dichter und pp, ich weiß nicht eigentlich noch für wen mehr, auch zu Gesicht gekommen, ich meine den für 1785 der eine Fortsetzung von dem vorjährigen seyn soll, aber von einem andern Verfasser. In diesem werde ich unter dem Artickel Voß auf eine Weise recensirt, die mir als einem Universitäts Lehrer, wo dergleichen Schartecken sehr häufig als fundamental Bücher für Künfftige Denckungsart gelesen werden, nicht gleichgültig seyn kan. Er sagt, kein rechtschaffener Mann werde auf meiner Seite seyn können. Da mir eine Menge der vortrefflichsten Leute, unter andern Garve, den ich gar nicht einmal um ein Urtheil gebeten, schreibt, ich habe in der Sache seinem Urtheil nach vollkommen Recht, nur tadelt er die Bitterkeit. Ich weiß gar nicht wie die Menschen und mit was für Augen sie in der Streitigkeit gelesen haben. Jederman glaubt, ich habe mit Herrn Voß über den Laut des n bey den alten Griechen gestritten, da ich nur blos behauptet habe, man solle es im Schreiben durch e ausdrücken, weil es so eingeführt und ausserdem ungewiß sey ob es wie ä geklungen, dieses leztere einigermassen zu beweisen habe ich für das e geschrieben, das ich im schreiben zu wählen gerathen haben würde, wenn ich auch gar keinen Beweiß für dasselbe vorzubringen gehabt hätte, als den, daß es üblich sey. Eine Gans unsrer Stadt, die Frau des Music Director forkel hat einen Roman in Leipzig drucken lassen, worin sie ebenfalls die Sache so vorstellt, als hätte ich so für e wie Voß für ä gestritten. Was ferner die Rechtschaffenheit angeht, so möchte ich wohl wissen, wer rechtschaffener in dem Streit gehandelt hat, ich der ich einen Lehrer vertheidige, oder Voß der einen Lehrer und Wohlthäter auf die schändlichste Weise ohne Ursache so angeht. Was ich wünschte, liebster Freund, wäre daß, wenn der Calender in der allgemeinen deutschen Bibliotheck angezeigt wird, doch dieser Punckt berichtigt werden mögte; blos Berichtigung und weiter nichts verlange ich, es ist hier die Gelegenheit, die mir fehlt, und den fruchtlosen Streit möchte ich nicht gerne wieder anfangen. Ich weiß, Sie erzeigen mir

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