Imagens das páginas
PDF
ePub

Zweytens als ich, bald nach Ihrer Abreiße, das Geld für den Coffer nach der Post sandte, erhielt ich es wieder zurück mit der Nachricht, das Porto werde in Cassel bezahlt. Die Hundsvötter thaten also jezt etwas ohne Erlaubniß, was sie Tags vorher nicht auf freundschafftliches bitten thun wolten. Ich bin also mit einem Thaler 6 Pfennig Cassenmünze in Ihrer Schuld, oder mit einem Groschen weniger, da ich für beykommenden Brief 1 Groschen ausgelegt habe. Sie haben also zu befehlen, was Sie dafür haben wollen, und wie Sie es haben wollen. Sie verlangten auch 3 Exemplare von Bodens Uranus, wenn Sie sich erinnern. Nehmen Sie Ihr Verlangen ja nicht zurück, Sie verdienen einen Gottes Cohn.

Es freut mich doch daß Therese sich so bald gefaßt hat, denn der Abschied soll, wie mir mein Georg sagt, sehr betrübt gewesen seyn. Ich glaube auch, dieses kleine Feuerschiff wird ein ganz gutes Fischer Boot werden, wenn nur Forster häufig an Bord angeht, den Haupt Leck sorgfältig stopft, und die Feuermaterialien über Bord wirft. Nur der Leck, der Leck!

Fischer wird zum Erstaunen poussirt, er hat nun auch sogar das Clinicum bekommen. Er verwendet viel auf Correspondent, vor einigen Tagen zeigte er mir ein nettes Instrument den Vorfall der Mutterscheide zu hindern, es war aus Federharz mit einem goldenen Boden ganz vortrefflich gearbeitet. Auch meldet man ihm von Paris, daß man dort eine Eselin von einem Bullen habe belegen lassen, und daß sich die Eselin schwanger befinde. Vielleicht war der Bulle der Ehemann, aber der Cicisbeo ein Esel. Zu Hildesheim will ein gewisser Herr Henke, ein Organist, das untrügliche Mittel gefunden haben, Knaben und Mädchen zu zeugen, wie man will. Er hat ein Avertissement drucken lassen, worauf er sich auf den Hildesheimischen Arzt Herrn Schnecker beruft, der ein vortrefflicher Mann seyn soll. Herschel war auch Organist. Unter den Leuten, die Subskription annehmen, steht auch Dieterich, man pränumerirt einen Ducaten. An Ihrem Hochzeit Tage werde ich Ihnen ein Geschenk mit einem Exemplar machen.

Nun, lieber Freund, leben Sie recht wohl und schreiben Sie mir bald etwas von Blanchard.

G. C. Lichtenberg.

458. An Heyne.

Ew. Wohlgebohren

habe ich die Ehre anbey die Recension eines splendiden und dabey vorzüglichen Wercks zu übersenden, wodurch würcklich die Wissenschafft um etwas weiter gerückt worden ist, und es in dem folgenden Theile noch mehr werden wird. Herr van Marum, der Verfasser, bittet sehr um baldige Be

kantmachung nicht aus gewöhnlichem Autorstoltz oder Aengstlichkeit, sondern weil würcklich durch Aufschub derselben des rechtschaffenen Mannes großmüthige Absicht länger zurückgehalten werden könte, als gut wäre, da ihm der Winter vorzüglich in seinem sonst schwimmenden Vaterland günstig ist. Ich bin mit vollkommenster Hochachtung

Ew. Wohlgebohren

[Göttingen] den 11ten Septembris 1785. gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

459. An Johann Hieronymus Schröter.

Wohlgebohrner Herr,

Hochzuverehrender Herr Ober Amtmann,

Es ist mir eine ausserordentliche Freude gewesen unvermuthet mit einem Manne von Ihren Verdiensten und Kenntnissen in Briefwechsel zu kommen; ob ich gleich dabey auch wieder bedauern muß, daß ich gleich zu Anfang desselben mich fast gänzlich ausser Stand sehe Ew. Wohlgebohren Verlangen Gnüge zu leisten, und muß also nur gehorsamst bitten, dieses nicht als ein böses omen fürs künfftige anzusehen; indem ich gewiß jederzeit bemüht seyn. werde Denselben mit allen Kräfften zu dienen.

Der seelige Schernhagen hat mir zu der Zeit vieles von den Segmenten geschrieben, aber, wo ich mich recht erinnere, nie eigentlich gemeldet wo sie hergekommen, viel weniger aber dieselben durch mich erhalten. Indessen da mir Ew. Wohlgebohren einige Anleitung geben, wo sie hergekommen seyn mögten, so werde ich mit allem Fleiß trachten sie zu bekommen, welches vielleicht am besten durch einige Professores in Straßburg geschehen kan, mit denen ich in Verbindung stehe. Denn Gewiß verdient das Vorhaben des vortrefflichen Bode alle nur mögliche Unterstützung, da er zumal, wie ich höre, das laudari & algere der Tugend nur zu starck erfährt.

Freylich habe ich mich schon offt nach Ihnen hingewünscht Ihre vor trefflichen Anstalten zu sehen, vielleicht bin ich bald einmal so glücklich. Vor einiger Zeit schrieb mir Herschel, da er mir seine Schrifft on the construction of the Heavens übersandte, daß ein 10 Füßiges Newtonisches Teleskop für das hiesige Observatorium in der Arbeit sey, dem ich mit dem grösten Ver langen entgegen sehe.

Ich habe die Ehre mit der vollkommensten Hochachtung und Ergeben. heit zu verharren

Göttingen den zten October 1785.

Ew. Wohlgebohren

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

460. An Sömmerring.

Göttingen, den 3. October 1785.

So eben, Montag früh 8 Uhr, erhalte ich Nachricht von dem elenden Ausgang der Blanchardschen Reise, aber wenig Detail, welches ich von Ihnen erwarte.

Die Sache des Herrn Tralles nimt eine gute Wendung, und er schreibt Ihnen hier. Er schrieb den Brief vergangenen Donnerstag spät Abends bey mir; als er ihn zumachen wolte, fand es sich, daß das andere Blatt von mir bereits beschrieben war. Er wolte ihn umschreiben, ich sagte aber, ich wolte alles bey Ihnen gut machen, und behielt ihn so wie er war. Er reiste die Nacht weg nach Hamburg.

In höchster Eile geschrieben von Ihrem...

461. An G. H. Amelung.

Göttingen, den 15ten October 1785.

Derzeyhen Sie, bester Freund, daß ich Ihnen heute Ihre Frage so kurt als möglich beantworte. Ich müste sonst die Antwort bis auf den Freytag verschieben, welches Ihren Wünschen wohl mehr zuwider gehandelt wäre, als mit einer kurtzen, aber hinlänglichen Antwort. Göttingen ist ein sehr theures Pflaster, liebster Freund. Sie wissen, ich hatte vom Landgrafen 400 Gulden darmstädtisches Geld und einen Freytisch, und es kostete mich Mühe durchzukommen. Ich bezahlte freylich alle meine Collegia, aber meine Mutter gab mir auch etwas unterweilen, und ich repetirte anfangs und gab endlich selbst mathematische Stunde und machte Verse auf die Prorector Wahlen, corrigirte für die Buchdrucker pp.

Könten Sie Ihren Herrn Sohn vielleicht einige Zeit auf einer andern Akademie halten, so wäre es vermuthlich besser, doch dieses wollen wir weiter überlegen.

Ich habe Abhaltungen über Abhaltungen. Empfehlen Sie mich Ihrem werthesten gantzen Hauße und verzeihen Sie diese Eile.

Ihr herrlicher Aufsatz über den Spargelbau hat mir förmlich gut geschmeckt, ich habe ihn zweymal recht con amore gelesen.

[ocr errors]

462. An Sömmerring.

Göttingen, den 19. October 1785.

Hier kommen abermals 2 Briefe, die ich aber gant franco erhalten habe. Ich kan sie unmöglich ohne ein paar Zeilen laufen lassen, Ihnen wenigstens zu sagen, wie sehr ich Sie, mein Bester, seit unserer lezten Zusammenkunfft liebe, und wie leid mir Ihre Abwesenheit gethan hat und noch thut. Ich esse Ihnen zu Ehren noch immer Toast zu meinem Thee und stehe alsdann an der Nordwestseite meines Schieferstein Tisches, da ich sonst gewöhnlich an der südlichen size. Noch ist mir ein Zug aus dem Devil upon two sticks von Weston eingefallen. Ehe er die gescheidte Frage thut: but what becomes of the spiders? will ihm Foote die gelben Fliegen unter dem Mikroskop zeigen. Weston macht ein Gesicht, als wenn er in eine geladene Pistole hineinsehen solte, hält erst das Auge zu, mit dem er hineinsehen will, da dieses nicht geht, hält er das andere zu, will aber ebenfalls mit dem geschlossenen hineinsehen. Endlich sieht er mit dem offenen hinein, ist gantz stille und ängstlich. Als ihn hierauf foote fragt: Now, my dear Sir, tell me what do You see? so schweigt er noch einige Zeit, indem er immer ins Mikroskop sieht, endlich hebt er das dumme Gesicht, das vom bücken gant roth ist, auf und sagt mit dem gewöhnlichen Stoltz: I see nothing!

O Blanchard, Blanchard! Er ist schon in Franckfurt, wie ich lese. Grüßen Sie Varrentrapp, und erinnern ihn an das Durchstechen der Backe. Leben Sie recht wohl. Mein Gesinde hat mir aufgetragen, den guten Herrn Hof Rath zu grüßen. Ich weiß, Sie verachten so etwas nicht, deßwegen richte ich es aus.

463. An Herschel.

Göttingen, den 20. October 1785.

Unser gemeinschafftlicher Freund, Herr Planta, hat mir Ihren unschäzbaren Brief nebst Geschenck überbracht, wofür ich Ihnen den verbindlichsten Danck abstatte. Es war mir, als erhielt ich ein Paar neue Augen für den Himmel. Als ich zuerst die Kupferplatte ansah, so hielt ich den Sternenhaufen für einen besondern Nebelstern, den Sie vielleicht jenseits unsers Systems gesehen hätten; wie ich aber las und fand, daß dieses eine Section des Nebelsterns sey, wovon unsere Sonne ein Pünktchen ist, so kan

ich nicht leugnen, wurde ich so sehr von dem grosen Gedancken hingerissen und mit einer Bewunderung des unermeßlichen Baumeisters erfüllt, die mich alles das Entzücken wieder fühlen ließ, das ich damals genoß, als ich die ersten richtigen Begriffe von der Einrichtung unsers Weltgebäudes erhielt. Mit einem Wort, ich habe der Lesung Ihrer Schrifft einige der angenehmsten Stunden meines Lebens in den lezten 20 Jahren zu dancken.

Wenn ich je England wieder besuche, so geschieht es gewiß einzig und allein in der Absicht Sie und Ihre Instrumente vor meinem Ende zu sehen. Für die Kometen sind vermuthlich Ihre Vergrößerungen zu starck und daher das Licht zu schwach oder auch selbst die Körper wohl zu klein, sonst solte man dencken, müste keine Nacht vergehen, wo Sie nicht irgend einen oder ein Paar erblickten.

Die Nachricht, daß wir von Ihnen ein 10 Füßiges Newtonisches Teleskop zu hoffen haben, hat mir sowohl, als hier überhaupt unglaubliche Freude gemacht. Wenn wir es aber auch haben, so werden Sie freylich uns immer sagen können, was Skanderbeg, der einem Ochsen allemal mit einem Strich den Kopf abhieb, dem Kayßer sagte, der glaubte, er würde es auch im Stande seyn, wenn er nur Skanderbegs Säbel hätte, und der es dennoch nicht konte: Herr, ich habe euch meinen Säbel geliehen, aber nicht meinen Arm.

Ich beschließe meinen Brief mit einem Auftrag an Ew. Wohlgebohren, der mir von einem sehr vortrefflichen Herrn sehr nahe gelegt worden ist: Der regierende Herzog von Sachsen-Gotha, einer unserer aufgeklärtesten Prinzen und groser Liebhaber der Astronomie, der bereits mit vortrefflichen astronomischen Werckzeugen versehen, und nun Willens ist ein Observatorium anzulegen, das sich sehr auszeichnen wird, hat mir aufgetragen Ew. Wohlgebohren zu ersuchen, ihm doch die Spiegel und Gläßer zu einem 10 Füßigen Teleskop nach Ihrer Art und unter Ihrer Aufsicht gütigst verfertigen zu lassen, allein ohne alle Fassung weil er selbst würcklich einen unserer besten Mechanicker bey sich hat und reichlich besoldet. Solten Spiegel und Gläßer zu einem 12 Füßigen etwa fertig seyn, so wäre er Willens ihn statt des 10 Füßigen zu nehmen. Ist aber noch nichts fertig, so wünscht er bloß ein 10 Füßiges. Um wegen der Bezahlung Ew. Wohlgebohren ganz außer aller Sorge zu sezen, obgleich dieser vortreffliche Print äusserst richtig ist, so werde ich doch Sorge tragen, daß Dieselben die Instrumente nicht cher abzuschicken nöthig haben, bis das Geld in Ihren Händen ist. Dürfte ich wohl Ew. Wohlgebohren gehorsamst ersuchen, mich doch sobald es die Umstände verstatten mit einer gütigen Antwort über diesen Punckt zu beehren? Im Vorbeygehen mercke ich noch an, daß unser König und dieser Herzog Geschwister Kinder sind, die Mutter des Königs und der Vater des Printzen waren Geschwister. . . .

« AnteriorContinuar »