Imagens das páginas
PDF
ePub

muß das Feuer sich selbst seine Lufft bereiten, so wie etwa das Schießpulver, das daher unter dem Wasser brennt.

Ich weiß nicht ob Ihnen Dr Girtanner gesagt hat, daß ich schon vor 6 Jahren eine Abhandlung geschrieben habe, worin ich bewieß, daß die meisten Berge im Monde Vulkane, oder wenigstens durch eine Krafft hervorgebracht seyn, die der Richtung der Schwere entgegen würckt. Bey mir herum getragen hatte ich aber den Gedancken schon wenigstens 5 Jahre vorher, denn ich weiß, daß mich eine von mir zu Orford im Jahre 1775 gemachte Beobachtung mit einem 10 füßigen Dollondischen Fernrohr in dem Gedancken erst recht be stärckte. Allein voriges Jahr wurde mir meine Freude sehr gestöhrt, ich fand nemlich, daß Dr Hook in seiner Micrographia den Ge dancken schon hat. Ich glaube überhaupt, daß alle die Ringe mit dem Punckte in der Mitte eingestürzte ungeheuere Berge sind und daß der Punckt in der Mitte durch dieselbe Krafft entstanden ist, die den grosen Berg aufwarf. Denn würcklich sieht der Vesuv von oben betrachtet etwa so aus: A ist der jetzige Vesuv, B sein Crater mit dem kleinen Kegel in der Mitte, C und D find der Monte Somma und der von Ottajano, die gewiß die Wurzeln des alten Vesuvs sind, denn man findet bey E Lava, die unmöglich von dem jetzigen Vesuv herrühren kan, denn sie müste vorher das Thal F angefüllt haben. Also A B C war der alte Vesuv, dieser stürzte ein und ließ die Wurzeln CFE und ADE stehen, nach und nach entstund der neue Vesuv E G, der nun in seinem Crater wieder den kleinen

neusten Vesuv

H hat.

Wollen Sie

nicht die Gütigkeit

haben, vortreff.

B

[merged small][ocr errors]

mir zuweilen eine kleine Nachricht von Ihren Bemühungen geben. Ich werde sie der Königlichen Socie

A

tät vorlegen, dadurch werden sie am geschwindesten in Deutschland bekant indem unsere gelehrte Zeitung überall gelesen wird. Sobald Jhr 40 Füßiges

Lichtenbergs Briefe. II.

20

Teleskop fertig ist, werde ich meine Lenden gürten und auf ein paar Wochen nach England gehen. Ich würde nicht ruhig sterben können, wenn ich in dieser Zeit gelebt hätte und so etwas nicht gesehen.

Ich habe die Ehre mit der grösten Hochachtung zu verharren
Ew. Wohlgebohren

Göttingen den 4ten Junii 1787.

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

509. An Friedrich August Lichtenberg.

Göttingen, den 8. Juni 1787.

Die Überbringer dieses Briefes find Herr Andreä aus Hannover, der vortreffliche Chymicker und Mineraloge, und Herr Fähndrich Lasius von den Ingenieuren, ein höchst vortrefflicher Mann. Kanst Du für diese braven Leute etwas thun (ohne Unkosten versteht sich), so soll es mir höchst erwünscht seyn. Mehr kan ich jezt nicht sagen und wird auch nicht nöthig seyn. Ehestens mehr....

510. An ?

Wohlgebohrner Herr,

Hochzuverehrender Herr Hofrath,
Verehrungswürdiger Lehrer,

Daß Ew. Wohlgebohren, als einem wahren Kenner, meine Ausgabe des Errlebenschen Buchs nicht gant misfallen hat, freut mich ungemein. Ich bedauere, daß ich selbst das wenige, was ich zu dessen Verbesserung vielleicht zu thun im Stand gewesen wäre, nicht habe thun können. Dieterich verlangte das Errlebensche Compendium völlig, so wie es aus des seeligen Verfassers Händen gekommen; also war an Veränderung der Ordnung pp gar nicht zu dencken, worin doch der gute Mann hauptsächlich gefehlt hat. Unter andern handelt er von der Bewegung, ehe er vom Gleichgewicht handelt. Dieses hätte gerade umgekehrt werden müssen. Auch kömmt er in der Lehre von der Lufft mit den Wirckungen der Wärme auf dieselbe so zwischen andere Dinge hinein, daß es unbegreiflich ist, wie er dieses als Lehrer nicht hat fühlen können, wenn er es auch als Schrifftsteller, der würcklich etwas für Brodt schrieb, nicht gefühlt haben könte. Ich schreibe jezt an einem eignen Compendio (das Errlebensche wird indessen immer fortgehen) und da dencke ich in den allgemeinen Betrachtungen von Anfang,

Herrn Kant gänzlich zu folgen. Ich habe seit 20 Jahren dieses vortrefflichen Mannes Schrifften gelesen, und (ich muß gestehen) in unserer seltsamen Haushaltung mich öffters gefürchtet sie zu bewundern. Ich kan mich irren, allein nach meiner jeßigen Einsicht liegt alles auf Herrn Kants Seite, so wenig ich auch würcklich (ich gestehe dieses sehr gerne) mich noch zur Zeit in einiges von ihm finden kan. Dieses aber schreibe ich meiner Unwissenheit und Zerstreuung allein zu. Es ist, so viel ich einsehe, sehr viel großes in seiner Philosophie und was ich davon verstehe, befriedigt mich mehr, als alles was mir bis jezt bekannt geworden ist.

Mit dem grösten Vergnügen übersende ich hierbey Newtons Gesicht. Es ist freylich blos ein Abguß von Lorenz über mein Exemplar, aber sehr gut und getreu. Zur Geschichte des Bildes gehört folgendes: Es ist in der Form gegossen, welche man über Newtons Gesicht im Todte gemacht hat; die form befand sich im Besitz des berühmten Bildhauers Roubillac, der die schöne Statue von Newton für die Universität Cambridge verfertigt hat. Nach Roubillac's Todt kam sie an einen Freund eines gelehrten jungen Engländers Hawkins (demselben, der bey dem Amalgamations. Congreß zu Schemnitz gegenwärtig war) der mir kein größeres Geschend hätte machen können, als mit diesem Abguß, indem der eigentliche Besitzer damit sehr geißig thun soll. Ich bitte bey dieser Gelegenheit mich Ihro Durchlaucht unterthänigst zu empfehlen, der ich mit vollkommenster Hochachtung die Ehre habe zu verharren

[ocr errors]
[blocks in formation]

Da ich zuweilen mit Herrn Park in Hannover correspondire, und mit ihm ziemlich vertraut reden darf und kan, so habe ich vor einigen Tagen in einem Briefe an ihn von Ihnen gesprochen. Ich habe dabey gemeldet, daß Sie künfftigen Winter über die Kantische Philosophie lesen würden, und zu gleich im Vertrauen angefragt, warum man Sie bey der neulichen Promotion zurückgesezt habe. Herr Part ließ drey Posttage hindurch meinen Brief un beantwortet. Allein so eben erhalte ich eine Antwort. Zur Entschuldigung des Aufschubs führt er an, daß er hier und da „in das Haus gefragt hätte" (das ist sein Ausdruck) und gefunden habe, daß einige Vorurtheile gegen Sie vorwalteten, die aber alle zerstreut werden würden, wenn obiges Collegium

zu Stande käme, und ganz ausgelesen würde. (Das aus ist in Parkens Briefe unterstrichen.)

--

Sie sehen also, liebster Freund, was Sie zu thun haben. Sie besißen Geist und Talente, dieses alles auszuführen, und zwar mit leichter Mühe. Chun Sie es also, und geben Ihren Freunden damit den Trost, Sie ungestört um sich zu sehen und mit Ihnen leben und bey Ihnen sterben zu können. Ich kenne Jhre Absichten nicht; allein haben Sie die, hier zu bleiben, so thun Sie, was Sie mir wegen der Kantischen Philosophie versprochen haben. Es wird gewiß gut gehen. Aber um alles in der Welt bitte ich, wenn Sie öffentlich lesen wollen, lesen Sie ja nur eine oder zwey Stunden die Woche. Das neue und wunderbare wird dadurch schicklich vertheilt und unterhalten, da, wenn Sie schon in der zweyten Woche an die schweren Theile kommen, die Aufmerksamkeit der Honoratissimorum ermüden möchte. Ich solte dencken, die leichteste Darstellung dieser Philosophie, mit frappanten Beyspielen erläutert, und, wie man sagt, vorgekaut, müste eine oder zwey Stunden die Woche anfüllen. Die Zuhörer würden mit dem Umrisse bekant, und dann wäre für ein Privatum künfftigen Sommer Zeit genug....

512. An Wolff.

Liebster Freund,

Wegen mannigfaltiger und groser Zeit Consumtion kan ich Ihnen heute nichts sagen, als daß Ihr Cylinder schon am 8 Junii eingeschifft worden ist. Die Rechnung beläuft sich mit Einschiffungskosten schon jezt auf 4 Pfund two pence, er ist an Sie addressirt und Sie werden ihn durch die Gebrüder Haymann in Bremen vor Ihr Hauß erhalten oder haben ihn wohl schon. Da die Leute manchmalen 4 Wochen Laden ehe sie genug haben, so ist selbst bey diesen traurigen Tagen, da so gar die Sonne roth unter. geht, nichts gefährliches aus dem gten Junii zu schließen. Jupiter mag es freylich nicht so ganz gleichgültig ansehen, daß man seinen klügsten Geschöpfen Werckzeuge zuführt, die ihm seinen Blitz-Absaß verderben könten, allein wir wollen das beste hoffen. [Göttingen] Den 28ten Julii [1787] G.C.L.

513. An Wolff.

Liebster Freund,

Es thut mir leid, daß die Cylinder nicht gantz nach Ihrem Wunsch ausgefallen sind. Indessen man muß die Sachen nehmen wie sie sind, wenn man sie unmöglich haben kan wie man will. Hier hat doch noch die Natur

selbst das Monopolium ertheilt.

Ob ich gleich neulich der Heber-Affaire im Briefe zu gedencken vergessen habe, so ist doch alles bestellt worden. Sie sollen gewiß eine sehr nette Einrichtung erhalten. Schade daß Ihre Glocke etwas zu groß ist. Ich habe jezt alles in einer viel kleineren Skala. Bey solchen großen Glocken pumpt man sich ohne Noth müde, auch wird die Lufftpumpe ohne Noth angegriffen.

Herr Obrist von Malortie erinnert sich Ihrer recht wohl und hatte eine ungemeine Freude, als ich ihm von der Bekanntschafft sagte. Er wolte mir eben noch allerley sagen, als jemand dazu kam, der uns unterbrach, etwas von einer zwoten Heyrath sagte er mir, so viel ich mich erinnere, ich weiß aber nicht ob es Ihr Herr Vater war, der zum zweyten male heyrathete, oder Ihre Frau Mutter.

Der Curculio Imperialis ist, wo ich nicht sehr irre, und das glaube ich nicht, zu erst nach dem meinigen von Professor Blumenbach getauft worden. Er steht auch nicht im Leske. Blumenbach beschreibt ihn (Handbuch der Naturgeschichte 2te Auflage p. 332) sehr schön. Mit Ihrer Erlaubniß setze ich Ihnen seine ganze Beschreibung her:

8. Imperialis (es ist nemlich der ste Curculio) der Juwelenkäfer. Curculio brevirostris niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excavatis, auro versicolore distinctis, abdomine æneo viridi.

Eins der prachtvollsten Geschöpfe in der Natur. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweis auf den Flügeldecken eingegraben find, thut in hellem Lichte zumal unterm Vergrösserungsglase einen unbeschreiblichen Effect. Das schöne Thier ist in Brasilien zu Hause und kömmt in der Größe etwa dem Mayenkäfer bey.

Ich weiß nicht was der brave Mann damit macht, er hat ihn noch. Hat er ihn verdorben, so bekommen Sie natürlich das Geld. Ich bin fast etwas bange.

In der Nacht vor der vorigen versuchten einige Spitzbuben (denn ehrliche Leute können es unmöglich gewesen seyn) des Nachts zwischen 1 und 2 Uhr in das Gartenhauß zu brechen, worin ich zuweilen schlafe. Sie stiegen in den benachbarten Garten, der einen Theil an der Pumpe in dem meinigen hat, wo also eine Thür ist, die mit einem Vorlegschloß von dem Nachbar verschlossen wird. Dieses brachen sie ab, kamen an das Hauß, und suchten die Thüre zu erbrechen, die in den Garten geht, die andere geht auf die Chaussee, dieses gelang ihnen aber nicht, hierauf erbrachen sie einen Fensterladen, dessen Schraube etwas los ist, darin schlief aber ein Mädchen von etwa 15 Jahren, diese fieng an zu schreyen, und so wurden die Leute wach, und die Herrn, die nicht auf Mord und Binden bereit waren, machten sich davon und ließen einige Prügel zurück, die nicht viel dünner waren als mein

« AnteriorContinuar »