Imagens das páginas
PDF
ePub

sehen, ehe man alles was Reitz und Einbildungskrafft vermögen ganz durchprobirt hat. Johann Bernoulli sagt, dünckt mich, einmal, man müsse keine Aufgabe durch Integral-Rechnung auflösen, so lange man nicht wisse, ob nicht die Elementar Geometrie dazu hinreiche. Mich verlangt sehr auf die eigentlichen Acten. Wenn nur nicht die Leute, die die Beobachter und Erzähler sind, so viel verlöhren, wenn die Sache falsch befunden werden solte; jedoch ist Olbers ein sehr philosophisch denckender Kopf, der gewiß sich nicht scheut einen Jrthum einzugestehn.

Der D Stard! Gott Lob und Danck, daß wir nicht nöthig haben 2 dicke 80 Bände zu schreiben, zu beweisen, daß wir keine heimliche Jesuiten sind. Ein Mann der so viel schriebe darzuthun, daß er kein Spitzbube sey, mag vielleicht am Ende ein ehrlicher Mann seyn, allein die Verwaltung meiner Finanzen würde ich ihm wahrlich nicht anvertrauen. Ich habe die Ehre Hochachtungsvoll zu verharren

Ew. Wohlgebohren
gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

521. An Friedrich August Lichtenberg.

Göttingen, den 18. December 1787.

Dieses soll keine Antwort auf Deinen lezten angenehmen Brief seyn, sondern blos Dir den Überbringer, Herrn Schnell, Recktor aus Riga, einen Herrn Landsmann, empfehlen. Thue doch für ihn was Du kanst, Du wirst sein Anliegen bald erfahren. Empfehle mich Deinem werthesten Hauße und klopfe dem kleinen Pathen in meinem Nahmen die Backen, die im Gesicht versteht sich....

522. Un Johann Friedrich Wurm.

Wohlehrwürdiger Herr,

Hochzuehrender Herr Vicarius,

Es freut mich ungemein, daß mir Ew. Wohlehrwürden die erwünschte Gelegenheit geben Ihnen meine Hochachtung zu bezeigen. Sie thun sich und mir Unrecht, wenn Sie glauben, Ihre Verdienste wären mir unbekannt geblieben, ich habe sie nemlich schon lange geschäzt, und, wie Ihnen einige Ihrer Herrn Landsleute werden bezeugen können, in öffentlichen Vorlesungen gerühmt.

Mit ungemeinem Vergnügen habe ich mich der geringen Arbeit unterzogen für Ew. WohlEhrwürden die verlangte Nachsuchungen zu thun, ich wünschte nur daß die Resultate befriedigender für Dero Absicht ausgefallen wären. Mayer sezt in seinem für den Druck rein geschriebenen und nunmehr auch gedruckten Catalogo Fixarum Zodiacalium bey dem Algol in einer lezten Columne, die Herr Dr Koch weggelassen hat, die Zahl 4, welches sagen will, daß die vorhergehenden Bestimmungen der Lage auf 4 Beobachtungen gegründet seyen, also hat Mayer den Algol viermal beobachtet, ich kan aber, aller angewandten Mühe ungeachtet, nur 2 Beobachtungen finden. Man muß sich hierüber nicht wundern, denn ich glaube nicht, daß wir seine Journale alle haben. Selbst das bestgeordenete, nemlich das von 1756, war anfangs nicht ganz da, und erst einige Zeit, nachdem ich die Manuscripte erhielt, fand der jetzige Herr HofRath Mayer zu Erlang das übrige und hatte die Güte es mir zuzustellen. Hätte dieser Mann nicht so frühe angefangen seines großen Vaters Laufbahn zu betreten, und wäre 3. E. ein Juris oder Medicinæ practicus geworden, so wären wir vielleicht auch um diese Ergänzung gekommen. Also nun zur Sache. I den 27 September 1756 finde ich zwar Beobachtungen im Perseus, aber der Algol ist dieses mal übergangen.

♂ den 28 September 1756 hingegen finde ich den Algol, aber ohne alle Angabe von Größe, wie denn überhaupt nirgends Größen angegeben sind, als in dem zum Abdruck bestimmten Manuscript des Catalogi, welches mir wahrscheinlich macht, daß Mayer nachher erst die Größen etwa aus dem Flamsteed nachgetragen hat. Doch verdient hier angemerckt zu werden, daß die Worte Medusæ caput mit eben der Schrifft geschrieben, mit der das bald darauf folgende ß Persei geschrieben ist, dahingegen die Sterne in den Plejaden Electra, Taigeta pp mit kleinerer geschrieben sind. Da dieser Mann ausnehmend gnau war, so mercke ich diesen Umstand an, ob ich gleich nicht viel darauf rechne.

Ferner sahe er den Algol am H den 9ten October 1756 wo freylich alles mit kleinerer Schrifft geschrieben ist, doch ist offenbar Maja in den Plejaden größer geschrieben als z. E. die beyden Asterope's. Sehen also Ew. Wohl. Ehrwürden, dieses ist alles. Die beyden andern Beobachtungen fehlen, und nirgends ist eine Größe angegeben, als in dem Catalogo, der blos Resultate enthält. Es wird sich also wenig ausmachen lassen.

Etwas erwünschter sind denn doch meine Nachsuchungen im Flamsteed ausgefallen. [Man schreibt offt Flamstead, allein Er und die Familie schreiben sich gewiß Flamsteed, obgleich das Wort wie Flamstead ausgesprochen wird, welches vielleicht einige englische Klopstockianer ante Klopstockium veranlaßt haben mag dem ee ein ea unter zu schieben. Ich hatte ehmals einen jungen Engländer unter meiner Aufsicht, der schrieb sich Greatheed, der Nahme wurde

aber eben falles wie Greathead ausgesprochen.] Der Freund von Ihnen, der Ihnen die Auszüge aus Flamsteed gemacht hat, hat entweder nicht genau nachgesehen, oder welches mir wahrscheinlicher ist die Ausgabe in 3 folianten von 1725 nicht in Händen gehabt. Ich habe alles durchgesehen, und Ew. WohlEhrwürden können überzeugt seyn, daß ausser dem, was ich nachher aus Flamsteed anführen werde, nichts in demselben weiter enthalten ist, das zu Ihrer Absicht dient. — Vor allen Dingen schreibe ich Ihnen die Stelle aus Herrn Goodricke's Aufsatz aus den Transactions ab, die hieher gehört: Nachdem er aus 1051 Revolutionen (*) von Algols Veränderung die Periode zu 2 Tagen Stunden 49′ 3′′ als ein Mittel fest gesezt, fügt er am Ende folgendes hinzu:

20

Before I conclude, I beg leave to mention a circumstance deserving of notice, which is, that Flamstead (**) has also amongst other stars observed Algol and in two places has made it of less magnitude, than at other times (sehr wahr wie Sie unten hören werden) viz. of the 3d magnitude, 1696 January the 16th 6h. 24′ and 1711 December the 5th 9h. 13′ both mean time and old stile. (Hier wird in der Note angeführt: Historia coelestis Volumen II. Editionis 1725 p. 284 und 534. wovon unten mehr). Suspecting these might probably be days of Algols variation, I computed the interval between them, but could not find a period answerable to that, which I have above determined. Upon examining more closely the observations I find in that of 1696, he marked at the same time the magnitude of Persei; which, considering especially the nearness of o Persei to Algol, makes this observation to be relied on for its justness, and less liable to any mistake of judgment; wheras the other observation of December 5, 1711 is more liable to error or doubtfulness, because he did not then mark the magnitude of 9 Persei; or of any star of the same magnitude near enough to Algol. Presuming, therefore, on the justness of Flamsteads observation of 1696, to think, that it probably was made at a time when Algol varied, I compared it with one of mine viz. October 25. 61. 39′ 1783, and I find there is (***), in the interval between these observations either 11176 periods, each of 2 days 20h 49′ 18′′; or 11177, each of 2 days 20h 48′ 56′′. The last, as it approaches nearest to the result of my best observations, I think is the exactest determination of the period. This, however, all proceeds upon the supposition that Algol varied at the time of Flamsteads observation, and also that the period is regular.

Alle vom Jahr 1783, nur verschiedentlich zusammen genommen.
(**) so schreibt nemlich auch Herr Goodricke den Nahmen.
(***) solte heißen there are.

Nun will ich Ew. WohlEhrwürden umständlich erzählen, was ich im Flamsteed gefunden habe:

Der erste Band enthält zwar auch eine Reihe von Beobachtungen von Firsternen, nemlich von 1676 bis 1689, weil aber hier gar keine Größen angegeben sind, so habe ich mich darum nicht weiter bekümmert.

Der 2te Band enthält das Haupt Journal von Beobachtungen, und von sehr vielen Sternen die Größe. Darin finde ich überhaupt nur 21 Beobachtungen von Sternen des Perseus; unter diesen sind 16, in denen Algol nicht vorkömt; 2, darin er vorkömmt, aber keine Größe angegeben ist, nemlich eine den u Januar 1692 und eine ♂ den 17 Januar 1693, und endlich 3, darin Algol vorkommt mit beygefügter Größe, die erste ist vom ♂ den 19 December 1693 und die Größe 2. Die beyden andern sind die von Goodricke angeführten und die Größe 3. Unter den 16 der ersten Klasse mache ich dennoch zwey bemercklich, nemlich die den 20 Januar 1696 weil sie 32 Sterne des Perseus enthält, aber keinen Algol, und die H den 25 Januar 1696, worin so gar 51 Sterne des Perseus registrirt sind, aber kein Algol. In der leztern sind von allen die Größen angegeben, sie sind alle zwischen 4–7 inclusive, aber mit Buchstaben bezeichnete blos λ, c und μ. Vielleicht haben diese leztern Beobachtungen auch einigen Werth.

Der dritte Band enthält ausser sehr weitläufftigen Prolegomenis die Firsternen Verzeichnisse des Ptolemaeus und Ulugh Beigh, Tycho's und des Landgrafen von Hessen, Hevels und endlich den Catalogum fixarum Britannicum, in den erstern wird Algol durchaus zu 2 angegeben, im leztern aber S. 40 zu 2. 3., ein merckwürdiger Umstand. Flamsteed wuste also nicht was er aus dem Ding machen solte oder zog seine Beobachtungen zusammen. Vielleicht hat also Mayer entweder hier der Mehrheit der Stimmen gefolgt, oder als er die Größe Algols angeben wolte ihn 3 gefunden.

=

Dieses ist alles, was ich Bemerckens werthes gefunden habe.

Die Recension in den hiesigen Zeitungen ist von Herrn HofRath Kästner. In den Transactions für 1786, die ich aber bis jezt nur aus Recensionen und zwar englischen kenne, stehen auch änliche Beobachtungen des Herrn Goodricke über das d Cephei, worin er eben solche Lichtwechselungen entdeckt hat, und zwar sezt er die Periode zu 5 Tagen 8 Stunden 372 Minuten an. Solten Ew. WohlEhrwürden auch diesem Sterne Ihren Fleiß künfftig widmen wollen, so will ich herzlich gerne mit ähnlichen Nachrichten dienen, so weit Mayers Manuscripte und unsere Bibliothec reichen.

Für die Mittheilung der Anecdote von Mayern dance ich verbindlichst. Sehr angenehm solte es mir seyn zu erfahren, was eigentlich das Verbrechen war, so ließe sich entscheiden ob Mayer nicht vielleicht gar mit Ehren weg.

gegangen, und die andern cum infamia zu Hauße geblieben sind, wie die Verfolger des Galilaei.

Jch diene dafür mit einer Anecdote von Herrn Goodricke von einer andern Art, die Ihnen nicht unangenehm seyn wird. Dieser vortreffliche junge Mann starb vor einigen Jahren in seinem 21ten Jahr. Er war taub gebohren und folglich stumm. Um die Secunden zu zählen hatte er eine Einrichtung getroffen die Pendelschläge sich an der Zähe vermittelst eines Fadens bemercklich zu machen, so daß der Gang des Pendels nicht darunter litt. Die nähere Einrichtung ist mir nicht bekannt. Sein jüngerer Bruder war im Seedienst, und wohnte dem zweydeutigen aber hefftigen Treffen ohn fern Ceylon gegen den französischen Admiral Suffren bey. Weil er durch den Tod des Astronomen in den Besitz der großen Güter kam, verließ er den Dienst und kam hieher, und hörte bey mir die Physic. Weil er aber äusserst scorbutisch, auch mit unter etwas gisch war und ihm die hiesige Lufft zur Cur nicht behagte, so wolte er die Lufft verändern, und gieng mit seinem Hofmeister, einem gewissen Major Gardner nach Constantinopel, um unter dem ungläubigen Himmel die Besserung zu suchen, die er unter dem rechtgläubigen nicht fand. Die Frau und der Sohn des Majors sind noch hier und erwarten ihn hier wieder Aus dem Munde der beyden erstern habe ich vorstehende Anecdote. Solte ich sie wieder zu sehen bekommen, so werde ich mich genauer erkundigen.

[ocr errors]

Solte ich künfftig die Ehre Jhrer Zuschrifften genießen, so bitte ich gehorsamst, daß dieses ohne alle Titulatur und Einleitung geschehen möge. Ich weiß, man schreibt alsdann lieber. Ich habe die Ehre Hochachtungsvoll zu verharren

[blocks in formation]

Sie werden sich wundern, daß ich Ihnen, da Sie kaum in Abrahams Schoos angelangt sind, zwar nicht aus der Tiefe, doch aus der mittlern Region ein kleines Memorandum nachsende. Es betrifft nicht mich, sondern unsern gemeinschafftlichen Freund Bürger, doch thue ich es lediglich aus eignem Antrieb, denn ich habe ihn seit dem angenehmen Abend, den Sie uns machten, nicht gesprochen, auch nicht mit ihm correspondirt. Sie haben jezt die herrlichste Gelegenheit für diesen guten und fleissigen Mann zu sorgen.

« AnteriorContinuar »