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Es hat hier jemand, dessen Nahmen ich nicht behalten habe, den mir aber Herr von Arnswaldt als einen Mann von Kopf gerühmt hat, und der mehrere Universitäten besucht hat, gesagt, er habe überhaupt noch niemanden gehört, dessen Vortrag auch ausser der Gründlichkeit der Darstellung der Sachen so vielen ästhetischen Wehrt hätte als Bürgers. Er ist gewiß ein vortrefflicher Kopf, und was für Würckung würde nicht ein Professor Titul auf ihn thun. Es ist nicht nöthig, daß Sie ihn in forma empfehlen, das ist ein verdrüßliches Geschäffte, sondern sagen Sie nur von ihm, was Sie von ihm selbst neulich gehört haben. Mich schmerzt es nur daß man glaubt, er lege sich jezt erst auf Philosophie. Nein ein gewisser Grübel-Geist, der sich nichts weiß machen läßt, ruht schon auf ihm solange ich ihn kenne, und er war seit jeher ein Feind der geschmelzten Wassersuppen-Philosophie, die hier fast allgemein gespeißt zu werden anfieng. Ich habe einmal gelesen, daß die schiefen Hälse entweder daher kamen, daß ein Muskel ungewöhnlich stard zöge, oder daß sein Antagonistes gelähmt würde. Und daß beyde gesund bleiben müssen, wenn der Kopf grade stehen soll. Das vorsätzliche Schief. halten wird ja dadurch niemanden benommen. Bürger hat würcklich schon diesen Winter manches Purschen Kopf grade gezogen, der ihn auf der Seite trug, blos weil es Alexander that. Hæc sub rosa.

Print August behauptet noch immer: er habe es gelesen, und hofft mir die Zeitungen noch zu weißen.(*)

Empfehlen Sie mich dem ganzen Brandesschen Hauße und allen Freunden und Bekannten von mir, die Sie sehen, gehorsamst, und leben Sie recht wohl.

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Herrn Dieterichs hierbey gehende nähere Erklärung enthält einige starcke Metathesen: seculantis statt esculentis (vielleicht meinte er succulentis) und wünscht ein deutsches Werck statt eines lateinischen. Also haben es selbst die Buchhändler bemerckt, daß der Mensch sich mehr für 4 füßige

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Wenn künfftig einmal meine Epistolæ ad familiares etwa in den Schulen des Archipelagus gelesen werden, so möchte ich wohl wissen was die Con und Sub. conrecktoren zu dieser Stelle sagen mögen.

Thiere interessirt, als für Vögel, Fische pp., ich dachte sonst, sie hätten blos Interesse für das 2 Beinigte nicht Eyerlegende. Solte sich nicht einiges 4 beinigte aus andern Reisebeschreibungen hinzusetzen lassen ? Gestern mußte ich in Wahrheit herzlich lachen. Jhr Prodromus Florulæ insularum australium war in einem französischen Journal angezeigt, unter der Aufschrifft Formulæ (auch eine Metathese) Insularum australium. Bey dem Nahmen Forster stund: fils du fameux Forster, qui fit le voyage autour du monde avec Capitaine Cook. Das hätte doch wenigstens heißen müssen fameux fils du pp qui firent pp. Mir fiel würcklich eine Südländische Algebra dabey ein.

Ich empfehle mich Ihrem werthesten Hauße gehorsamst.

525. An Ebell.

G. C. Lichtenberg.

Göttingen, den 10. februar 1788.

Ew. Wohlgebohren verzeyhen mir gütigst, daß ich Dero mir unschäzbares Schreiben nicht gleich mit umgehender Post beantwortet habe. Es war alles dazu parat, aber die zu dem eigentlichen schreiben ausgesezte Zeit wurde mir, wie es mir sehr offt geht, durch passiven Besuch geraubt. Ich übersende hierbey zwey der verlangten Wercke von hiesiger Bibliotheck, die ich mir aber etwa gegen Ostern, da alles bekantlich abgeliefert werden muß, gehorsamst zurück erbitte. Jedoch hat es auch 10 bis 12 Tage nach Ostern Zeit. Ich füge dieses hinzu, weil vielleicht jene angenehmen Feyertage auch Ew. Wohlgebohren die beste Muße zum Gebrauch darreichen möchten.

Zugleich habe ich mir, da mich Ew. Wohlgebohren wegen der Schweden fragen, die Freyheit genommen, ein Manuscript beyzulegen, das das beste enthält was die Schweden bisher in der Sache gethan haben. Dieterich solte es drucken. Die vielen Kupfer machen aber das Werck kostbar und den Absatz ungewiß. Es steht gänzlich zu Ihrem Gebrauch, und würcklich enthält es viel vortreffliches. Der Text ist kurk und sehr undeutsch, denn es hat ihn ein Schwede ins Deutsche übersezt. — Alles zusammen genommen kan unter Ew. Wohlgebohren Händen, da Sie keine Kosten scheuen alles zu erproben, würcklich ein Werck werden, das Europa interessirt. Uns, wenigstens unsern Körpern und was dazu gehört, den Mangel der Sonne im Winter zu ersetzen, und zwar auf die wohlfeilst mögliche Weise, ist fürwahr keine Kleinigkeit. Ich weiß nicht, ob eine solche Entdeckung nicht verdienstlicher wäre als die von einem neuen Planeten. Wir kennen die Natur Lichtenbergs Briefe. II.

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des Feuers jezt sehr viel besser, als vor selbst 8 Jahren, und vieles ist noch darin zurück. Nach glaubwürdigen Zeugnissen, die De Luc anführt, sollen die Chineser manches mit Stoppeln ausrichten, was uns mit Holz schwer wird.

Ich habe in einer meiner Stuben einen von den abgebildeten schwedischen Öfen bauen lassen. Er thut sehr gute Dienste, aber freylich ist auch der heurige Winter gelinde. Ich habe folgendes bemerckt:

1) erfordert es eine beträchtliche Zeit, bis er durch warm wird, ist er aber dieses einmal, so ist

2) die Wärme sehr viel angenehmer, als die von unsern Öfen. Das schneidende in der Hitze, was sie auch selbst für den Hohlspiegel con centrabel macht, fällt gänzlich weg, und man glaubt in einer Frühlingslufft zu seyn.

3) sind dergleichen Öfen einer grosen Verschönerung fähig. Der meinige ist mit Papier überklebt und mit einer Leimfarbe marmorartig angestrichen und sieht eher einer Commode als einem Ofen ähnlich.

4) aber liefert er ungemein wenig Asche, welches, was auch die Hausfrauen dagegen sagen mögen, vielleicht ein Verdienst mehr ist....

526. Un Forster.

Göttingen, den 18. februar 1788.

Bester Freund, was für Freude mir Ihr vortrefflicher Brief gemacht hat, ist unbeschreiblich. Ich habe Sie in der That, bester Mann, einiger Schilderungen wegen, förmlich beneidet. Der Magdalenen Blick, womit die Frau den Himmel zu versöhnen hofft, ist so schön, daß ich, so wenig auch meine Natur nach dieser Gegend geneigt ist, gern mit Mühe alles Magdalenische in mir zusammenzwingen wolte, um einmal einen Blick damit nach dem Himmel zu thun, wenn ich wüste, er brächte auf mich den Segen herab, so zu beobachten und zu schreiben. Sie können es an jenem Tage nicht ver antworten, wenn Sie nicht Ihr groses Talent hierin die Welt geniesen lassen. Ich weiß wohl, was Ihre Bescheidenheit hiergegen einwenden wird, allein das alles ficht mich nicht an, denn ich besize in return, nach hinlänglicher Erfahrung, genug gegenwiegende Impertinent, zu behaupten, daß ich Recht habe. Ihr Brief war wahrhafftig zu schön, um blos von einer Geliebten und einem Freund gelesen zu werden, ich habe ihn des wegen noch einem andern mitgetheilt, dem Obristen von Malortie. Sie kennen die Verschlossenheit dieses vortrefflichen Mannes, und wenn er aufmacht, so ist es blos zum besten.

Jhre liebste Therese hat Ihrem Brief ein vortreffliches Postscript angehängt. Ich bemerckte es nicht gleich, weil ich vieles in Ihrem Brief dreymal laß, ohne fortzufahren. Am Ende, da ich das herrliche Compliment bemerckte, machte ich in der Verwirrung einen Gegenknir, und habe, fürchte ich, damit ein paar Tische umgeworfen. Vor sechszehn Jahren, da ich mich einmal bey Herrn Dieterich befand, kam ein gesundes artiges Mädchen (wenigstens natürlich artig) vom Lande in unsere Gesellschafft. Ich bedauerte sie schon beym Eintritt, weil ich gleich bemerckte, daß wir den Teufel alle besser kanten als sie. Sie sagte, nachdem sie sich gesezt hatte, wir möchten ihr vergeben, wenn sie etwas nicht recht machte, sie wäre nie in honnetter Gesellschafft gewesen und das mit so viel Naiveté und wahrem Ausdruck von Gotteswort vom Lande, daß gewiß keine Mannsperson gegenwärtig war, die nicht eine honnette Zusammenkunfft mit ihr gewünscht hätte.

Was das gute Mädchen sagte, aber nicht nöthig hatte, das sage ich, wenn ich mit Damen rede, nicht, aber hätte es nöthig. Es ist abscheulich, was ich für Zeug mache, wenn ich an ein Frauenzimmer schreiben soll, es ist, als wenn mir alle Knöpfe abgeschnitten wären. Ich habe mir auch fest vorgenommen, mir Colom's Modèles de lettres anzuschaffen, und ich hoffe, der Himmel wird mir alsdann seinen Segen nicht versagen.

Neues ist hier wenig, als daß unser guter Dr Böhmer zu Clausthal gestorben ist, und daß der König nächsten Sommer nicht kommt, wie man vor einiger Zeit selbst in meiner Nachbarschafft glaubte oder doch zu glauben schien, vielleicht als eine nicht blos unschuldige, sondern sogar nüzliche Ter rition für Jhro Königliche Hoheiten.

Mit Dieterich bin ich sehr umständlich zu Wercke gegangen. Sie werden aus beykommendem sehen, in wiefern ich réussirt bin. Mehr als er hier sagt wird nicht leicht von ihm herauszubringen seyn.

Empfehlen Sie mich allen Personen, die sich meiner erinnern, haupt sächlich unserm vortrefflichen Nicolai, der nun weiter nichts mehr zu thun hat, als zu sterben, um für einen der ersten Köpfe unsers Jahrhunderts ge halten zu werden. Da wir beyde aber, und der beste Theil des Christenvolcks, das nicht glaubt, daß man seinen Schöpfer fressen kan, während ein Pfaffe die Milchstraße hinten draus trinct, ihn schon jezt dafür halten, so wollen wir für sein liebes Leben bitten, damit er noch hier und da vom neunzehnten Jahrhundert zuweilen den Staub wieder von den Stellen wegblase, die er im zehnten so trefflich polirt hat.

Wir bekommen Sie doch bald wieder zu sehen? einige Leute hier wolten behaupten, Sie wären dort engagirt und kämen gar nicht wieder. Gegen lezteres protestire ich auf alle Fälle. Leben Sie recht wohl, liebster Freund, und schreiben Sie mir wo möglich noch einmal. . . .

527. Un Hollenberg.

Liebster Herr Landbauverwalter,

Verzeyhen Sie den kleinen Aufschub gütigst, den meine Antwort auf Jhren herrlichen Brief erlitten. Es war nicht meine Schuld, sondern blos Abhaltung in denen Stunden, die ich zur Beantwortung von Briefen aussetze. Auch wird es sonst nicht viel schaden, denn da die Donnerwetter jezt die Winter-Quartiere bezogen haben, so läßt sich wohl dem Wachthabenden Officier ein Schläfchen erlauben. Kommen Sie ja zu mir, liebster Freund, aber wenn Sie die andere Hälffte mit bringen, so sorgen Sie wenigstens, daß es weder für diese Hälffte, noch für mich gant unpräparirt geschehe. Der Schlaf Rock ist noch immer mein Gala Kleid, und mit meiner Küche ist es noch um kein Haar besser geworden. Das Feuer Becken ist noch immer mein größter Feuerheerd. Sie wollen also bald wieder etwas vom Stapel laufen lassen? Recht brav. Recht brav. Mein Nahme und Flagge steht Ihnen allezeit zu Befehl, nur bitte ich gehorsamst, zu bedencken ob das Schiff darunter auf dem Meere der Welt sein Glück machen werde. Ich heiße eigentlich Georgius Christophorus, habe es aber in der Georgick eben so wenig weit gebracht als in der Christophorie.

Die Frage, wie die besten Blizableiter angelegt werden müssen, ist seit einigen Jahren sehr offt an mich gethan worden. Nach gegenwärtigem Cours ist sie würcklich leicht zu beantworten. Es stehet in so vielen Schrifften, zumal im Reimarus und Hemmer so aus einander gesetzt, daß ich nichts zuzusehen weiß. Etwas tiefer ausgeholt, wird aber die Sache schwer und in manchen Fällen bedencklich. Ihnen, als Philosoph, nicht als zur Verfertigung eines Blitzableiters nun mehr verordnetem Baumeister, kan ich gestehen, daß wir nur sehr wenig von der Natur des Einschlagens wissen. Hohe Berge und Eis Gipfel leiten nicht ab, ich meine nicht allmählig, wie man doch dencken solte, da sie in die Wolden hineinstehen; die Donnerwetter wüten in den Thälern der Schweißz eben so fürchterlich und fürchterlicher als bey uns.

Es scheint also die Elecktrische Materie, die einschlägt, sich nicht so wohl allmählig anzuhäufen, als plötzlich zu entwickeln, und alsdann den besten Weg zu nehmen. Dieser können nun die Metalle freylich sehr offt seyn, und in so fern lasse ich die gegenwärtige Einrichtung recht gut gelten. Wenn der Blitz das Metall erreicht, so folgt er ihm, das ist gewiß, und das ganze Problem von Blizableitern läuft darauf hinaus, wie soll man ein Hauß gegen den Blitz armiren, so daß kein Wetterstrahl das Hauß, sondern immer die Armatur treffe?

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