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HofRath Schlößer einliegenden Bogen, der Ihre Nachricht über das Postwesen enthält. Er hat Ihnen noch einen Bestättiger beygefügt (to support the motion, sagt man im englischen Parlament,) der Sie freuen wird. Unten werden Sie von Schlößers Hand mit Röthel beygefügt finden: an Herrn Hofr. L. nemlich das P. des Professors sticht noch durch das H des HofRaths durch, weil lezteres neu ist. Mit einem Wort: der König hat mich durch ein sehr gnädiges Patent vom 5ten September zu seinem Hofrath gemacht. Man mag von dem positiven Werth solcher Prädicate so gering dencken, als man will, so ist ihr negativer von großem Gewicht, zumal auf Universitäten. Ich meine eigentlich: daß bey einer solchen reichlichen Promotion übergangen worden zu seyn, hier nicht auszuhalten gewesen wäre. Nun, liebster Freund, empfehlen Sie mich Ihrer Frau Liebsten recht herzlich, so wie dem Dauphin, der ich mit wahrer Freundschafft und Ergebenheit verharre gantz der

Göttingen den 23ten September 1788.

548. Un Reuß.

Jhrige

G. C. Lichtenberg.

Dürfte ich Ew. Wohlgebohren gehorsamst um des Grafen Marsigli Danubius Pannonico-Mysicus nur auf heute und längstens noch Morgen früh bitten? Ich weiß, das Werck ist etwas kostbar, allein ich wünschte es gar zu gerne auf diese kurze Zeit bey mir zu haben, weil ein freundschafftlicher Dispüt vermuthlich durch dasselbe beygelegt werden kan.

Gesegnet habe ich Ihren Ernst bey Dietrichs Seitenbau. Das war Recht! Er wolte nicht hören. Es muß bey diesem sonst guten Manne alles durch Interesse entschieden werden. Ich glaube, Ew. Wohlgebohren sind der einzige Mann, von dem er sich in solchen Dingen etwas sagen läßt. Er will und muß etwas zu thun haben, und hat aus Erfahrung gelernt, daß er mehr vom Bauen versteht, als alle unsere Maurer und Zimmerleute zusammen genommen, und daher befindet er sich beym Bauen so wohl. Ich habe die Ehre hochachtungsvoll zu verharren

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In der grösten Eile empfehle ich Dir Überbringern Dieses, Herrn von Hinüber, aus einer der ersten Familien dieses Landes, ein junger Mann,

der mir die gröste Gefälligkeit erzeigt hat, und vor Begierde brennt, mir ferner zu dienen. Thue doch alles für ihn, was Du kanst, liebster Freund, Du kennst mich und weißt, daß ich mich nicht zu Recommendationen dränge, dieses sind unvermeidliche Dinge, und conditiones sine quibus N O N.

Lebe wohl, ich habe nicht eine Minute zu verliehren. Calender, Calender ehestens, wie Blätter im Herbste, oder Fliegen im September. . . .

550. An Bürger.

Liebster Freund,

NB.

(Down In Your pocket with this Letter
if our Landlord should be with You)

Allerdings habe ich das schöne!! Billet, und zwar anfangs nicht ohne Verwunderung mit etwas Entsetzen gemischt gelesen, als ich aber nach einigen Stunden die Lectüre wiederholte, so verwandelte sich meine Verwunderung in Unwillen und mein Entsetzen in Verachtung. Es ist ganz in der Großinquisitor Sprache und zwar eines solchen geschrieben, der sich auch noch für einen gar mächtigen und infallibeln schönen Geist hält. Ich dächte doch selbst, daß es gut wäre, wenn Sie ihm seine Unbesonnenheit ein wenig fühlen ließen, denn es ist entsezlich was der Mann für einen beleidigenden Stoltz hat. Allein ich würde es doch so sanfft als möglich thun, so daß es ihn mehr gereute als aufbrächte, und wolte lieber die scharfe Ladung auf einen allenfalsigen zweyten Anlauf aufheben. Er war würcklich in der Hiße, und Sie werden ihm gewiß am wehesten thun, wenn Sie, als ein so viel jüngerer Mann, und als einer der ihm in diesem Fache gewiß an Ruhm überlegen ist, ihm dieses, daß er in der Hitze geschrieben, wiewohl mit dem: Soyons ami, Cinna, des Corneille, bemercklich machten. Dabey nehme ich mir die Freyheit Ihnen etwa folgendes Telum zum Abschießen zu präsentiren. Es hat mir ein sehr verehrungswürdiger Mann gesagt, daß hinter dem Königlichen Reskript, das doch am Ende ganz allein den Religions Eifer in der Clausstraße erweckt hat, der Ritter von Meywerd wo nicht immediate, doch mediate stecke, und daß es mehr von Freunden Meywercks als der Religion herrühre. Das müste also Kästner so nehmen: Du hast also eigentlich den Bannstrahl hauptsächlich auf den Almanach gezogen, der nun Deinen Religions Eifer in Flammen gesezt hat. Die Bemerckung dabey, daß man immer die Religion der Leute verdächtig zu machen gesucht habe, wenn man ihnen selbst habe schaden wollen, könte auch von Kästner selbst nach belieben geschluckt werden. Dieses wäre mein unvorgreiflicher Rath. Daß dieses unter uns bleibt kan ich gewiß von Ihrer Freundschafft hoffen, zumal muß

Dieterich von dieser ganzen Geschichte kein Jota je erfahren, denn dieser Mann ist ein sehr gefährlicher Tropf.

Liebster Freund, wenn Sie einmal wollen ein Paar Abendstündchen bey mir zubringen, so bin ich allezeit bereit mir dieses Vergnügen zu gönnen, nur keine Gratulationen, und dann muß ich auch sagen, daß ich diesen Abend Meistern zum ersten mal nach 12 Jahren Pause zu besuchen ver sprochen habe.

Ich habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren
Ew. Wohlgebohren

[Göttingen] den 8. November

1788.

ergebenster Diener und Freund G. C. Lichtenberg.

551. An Sömmerring.

Göttingen, den 9. November 1788.

Dergeben Sie gütigst, bester Freund, daß ich nicht sogleich mit Herrn Rath Fischer geantwortet habe. Ich hatte damals allerley theils angenehme, theils unangenehme Abhaltungen. Sie können sich gar nicht vorstellen, lieber Mann, was Sie mir für eine Freude mit Ihrem Briefe gemacht haben. Ich habe jezt neuen Muth gefaßt und will nicht leicht mehr so unartig seyn.

Für die Bekantschafft des Herrn Rath Fischer dancke ich Ihnen recht sehr. Er scheint sich sehr gut auf Beobachtungen zu verstehen und ein ungemein feines Gesicht und sonst viele Kentnisse von allerley Art zu besizen. Allein erlauben Sie mir, bester Freund, daß ich Ihnen einmal meine Meinung gang offenherzig von diesem Manne schreibe. Ich weiß, Sie werden keinen Gebrauch gegen ihn davon machen, der im Grunde bedauerungswürdig ist und wahrscheinlich Unterstüzung nicht blos bedarf, sondern auch verdient. — Er trägt den Saamen seines Unglücks überall mit sich, und wird daher schwerlich irgend sein Glück machen. Er ist nemlich entsezlich von sich selbst eingenommen, und hält sich für das a und das o der Astronomie, und daß er dieses werden würde, hat (nach seiner beyläufigen Aussage) der Himmel schon in seiner frühesten Kindheit durch gar nicht zweydeutige Zeichen der Welt angekündigt. Dieses macht ihn so entsezlich capricieux und herabsehend in seinen Dispüten, daß es kaum mit ihm auszuhalten ist, und das sogar noch in dem Augenblick, da man ihn einer würcklich groben Ignorantz gezeiht hat. Weil diese Beschuldigung hart ist, so muß ich Ihnen eine Probe geben. Ich fragte ihn, wie ihm der Herschelsche Tubus hier gefiele? Er wäre sehr unter seiner Erwartung. Nun das war recht gut, er ist unter mehrerer Leute Erwartung gewesen. Allein nun: Er vergrösert sehr wenig, fuhr er

fort. Wie haben Sie dieses gefunden, fragte ich ihn? Das kan ich gleich sehen, war die Antwort, der Mond schien mir dadurch etwa 111⁄2 fran Bösische Linien im Durchmesser zu haben, und da weiß ich schon pp - - Ich glaubte, die Stube fiele mir auf den Kopf. Ich fiel ihm in die Rede: allein wie weit schien Ihnen denn das Bild vom Auge? Er sagte, etwa 8 Zoll, und auf diese Distant sehe er alles. Ich mochte gegen dieses kindische behaupten beybringen, was ich wolte, so war er wie taub, und demonstrirte immer weg. Hier fieng mir an die Gedult auszugehen, und ich war auf dem Punckt ihm zu sagen: (über so etwas, dächte ich, disputirte man nicht mehr, sobald man nur die rechten Anfangsgründe der Optic inne habe, als mir noch zum Glück einfiel zu fragen: wie groß ihm dann der Vollmond am Horizont vorkomme? Hierauf antwortete er: etwa 3 mal so groß. Hier war der Widerspruch zu entsezlich, um ihm nicht selbst einzuleuchten, er sagte also: er nehme aber den Mond auch nicht so ganz nahe am Horizont, sondern wenn er schon etwas hoch (sehr präcis ausgedrückt!!!) wäre. Also der gute Fischer wuste noch nicht, daß von zwey gantz gescheidten Leuten, die durch denselben Tubum sehen, der eine den Jupiter so groß wie einen Rockknopf, der andere wie den Vollmond sieht, und daß offt der geübteste, wenn er ein Infusions Thierchen durch ein Mikroskop, das den Durchmesser 100 mal vergrößert, betrachtet, und dann durch eine 200 malige Vergrößerung, sich gar nicht überreden kan, daß das Thier ihm nur noch einmal so groß schiene. Der optische Betrug besteht eben darin, daß er das Bild des Thiers auf eine andere Ebene versezt. Er konte nicht läugnen, daß er den Mond oder den Saturn, ich vergesse was es war, (ich glaube Saturn) sehr deutlich durch das Herschelsche Teleskop gesehen habe. — Allein grade das war die stärckere Vergrößerung, er nannte es aber blos Deutlichkeit, weil er sich die Ebene vorrückte, auf der er es zu sehen glaubte. Ferner hatte er einen Plan, den er, sobald er wieder ein Observatorium zu dirigiren bekäme, ausführen wolte, und das war nichts geringeres als den Mauer Quadranten an einen Stein zu befestigen, den man vermittelst eines Flaschenzugs aufziehen und hernach drehen könne, damit man den Quadranten auch gegen Norden gebrauchen könte. Ich kan mir würcklich nichts abscheulicheres gedencken. Bedencken Sie nun einmal selbst, was soll man mit einem Menschen anfangen, der so etwas nicht allein für einen großen Gedancken hält, sondern mit einem Eigendünckel vertheidigt, der es wahrscheinlich macht, er halte die ihn billig deswegen verlachen für arme Tröpfe. Sezen Sie einmal, Fischer würde bey dem neuen Observatorium Bau hier gebraucht, und käme mit so etwas an gezogen, womit man sich vor der ganzen Welt prostituirte, und behauptete, daß er Recht hätte, welches er gewiß thun würde; und ich glaube, wenn Bradley gegen ihn disputirte, würde er in bayerischem Deutsch fortströhmen,

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was müste man mit einem solchen Manne anfangen? Ich glaube, man müste ihn vom Observatorio removiren. Ich sage hiermit gar nicht, daß der Mann keine Verdienste habe, er hat gewiß sehr grose; oder daß Oberndorf durchaus recht gehandelt hätte, der hat gewiß in den meisten Fällen Unrecht. Daß 3. E. das Passage Instrument zu Manheim noch nicht ausgepackt ist, verdiente an allen Galgen in der Ober und Unterpfaltz bekant gemacht zu werden; aber daß ein Mann, der freylich die Wahrheit sehr offt sagen mag, aber gewiß mit untergemischter Offenbahrung eigener Blöse, und fast unausstehlichem Eigendünckel, daß der nichts ausrichtet, das glaube ich gerne; er würde auch bey mir nichts ausrichten. Ferner will er sich durch einen Magneten von einem Blutfluß, glaube ich, geheilt haben. Auch glaubt er an Magnetismus mitunter. Ja sogar an das Degendrehen, (lezteres ist würcklich horrend), davon hat er Facta erzählt, die offenbar erdichtet waren. — Was ich von ihm glaube, ist dieses, daß er das Manoeuvre der pracktischen Astronomie vortrefflich inne hat, daß er in seinem Dienst thätig und treu seyn würde, und ein sehr brauchbarer Mann auf einem 2ten Plaz eines Observatorii seyn könte, allein sein unbändiger Eigendünckel würde ihn sehr bald mit dem Directeur entzweyen, und so müste er wiederum removirt werden. Auch hat er gewiß viele andere Kentnisse, aber der eigentliche philosophische Kopf fehlt gewiß.

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Ich hätte Ihnen noch allerley zu schreiben, wenn das Posthorn nicht schon eine geschlagene 4tel Stunde bließe. Gott, wenn man doch ein O Bißchen von Fausts Teufel, der bey Ihnen spuckt, hier hätte, und daß man so schreiben könte wie man ließt. Ihrer Abhandlung zum Calender will ich in Wahrheit bis nach Münden entgegen reisen, sagen Sie mir nur, wann sie kommen soll. Nur ja recht früh. Wegen des Musen Almanachs ist ein Rescript von Hannover hierher gekommen, und Dieterich ist vor dem Prorector deswegen gewesen; auch wird Bürger noch vor müssen. Mit Bürgern ist es also nun wohl hier vorbey in sæcula sæculorum. Em pfehlen Sie mich unserm lieben Forster und seinem Hauße, und fahren Sie fort mich zu lieben. . . .

552. An Sömmerring.

Göttingen, den 19. December 1788.

Jhre beyden Herzstärckenden Briefe habe ich sehr richtig empfangen, allein da man mich von allen Ecken fragte, ob Landriani schon hier wäre, da Briefe an ihn einliefen, die bey mir abgegeben werden solten, so dachte ich, so solst Du auch nun mit Deinem Brief nach Mayntz warten, bis Du

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