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Will mir Deine Frau Liebste etwas machen, so soll es mir herzlich angenehm seyn, nur kein Fleisch. Vielleicht ein bisgen gefülltes Kraut, wenn es auch erst morgen kommt, oder etwas saures.

332. Un Wolff.

Göttingen den 14 October 1782.

P. P.

Ich habe die fatale Gewohnheit Briefe, von denen ich weiß, daß sie nicht groß werden können, immer auf die lezte Stunde aufzuschieben, und verschiebt dann irgend jemand in der Stadt seinen Besuch bey mir auch un glücklicher Weise auf dieselbe Stunde, so sitze ich ● und wie offt ich, zumal diesen Sommer über, so gesessen habe, weiß Herr Geheimde Sekretär Schernhagen sehr wohl. Indessen heute soll das nicht geschehen.

Ihr Versuch ist sehr artig, indessen ließ das fortglühen unter dem Wasser so etwas allerdings vermuthen. Ich stelle mir die Sache so vor: die Lufft hat eine sehr starcke Affinität mit dem Brennbaren aller Körper, das aber in dem einen mehr, im andern weniger gebunden ist, wird dieses Band durch irgend eine Ursache gelöset, so fährt das Brennbare sehr schnell in die Lufft, die dann dem brennenden Körper ihre Feuer-Materie mittheilt. Daß in diesem Tausch das verbrennen bestehet, davon bin ich zwar noch nicht völlig überzeugt, es ist aber dieses gewiß die beste Vorstellungsart der Sache die mir je vorgekommen ist. Man bringt dadurch unzählige, mannig. faltig scheinende Erscheinungen unter einen Kopf, und kann eine Menge vor. aussagen. Also kan, wenn die dephlogistisirte Lufft gut ist, das ist, wenn sie viel Feuer Materie enthält, allerdings eine Hitze erregt werden, die im Stand ist das festgebundene Phlogiston des Stahls zu entwickeln und den Tausch noch einige Zeit fort zu setzen. Daß ein Papierschnitzel in der freyen Lufft

fort brennt, rührt unstreitig daher, weil sein brennbares schon von geringer Hitze entwickelt wird. Eben so müste eine Stahlfeder in Höchstdephlogistisirter Lufft mit einer Flamme brennen. Denn es wäre lächerlich zu be haupten, daß unsere dephlogistisirte Lufft von der besten Art würdlich gant de phlogistisirt sey. Eben dieses Räsonnement war es eben, was mich darauf gebracht hat, Stahl, und zwar Uhrfedern statt des Eisen drates zu nehmen. Denn Stahl und Eisen differiren blos durch die verschiedene Menge des brennbaren, das im Stahl häufiger ist. Ich habe deswegen schon 100 mal die Uhrfeder mit einem Fett überziehen

wollen, z. E. mit Wachs oder Talg, vielleicht am besten mit einem Firniß. Vielleicht brennten sie alsdann in der Umgekehrten Lage, und der Gedancke einmal Lichter zu ziehen deren Docht Stahl ist schwebt mir schon lange vor. Vielleicht brennen die Engelchen im Himmel solche Lichter, weil Himmels Lufft und aër infinite dephlogisticatus, æther, feuer Materie lauter Synonyma seyn können. Ueberhaupt wünschte ich zu sehen wie die Uhrfedern brennen, wenn die Kugel oben ist. Ich werde es auch ehestens versuchen. Begierig wäre ich zu sehen, aber ich getraue es nicht zu versuchen, was sich ereignen würde, wenn man rauchenden Salpeter Geist in dephlo. giftisirter Lufft mit dem Terpentin- oder auch Nelckenoel vermischte, da der Versuch in der freyen Lufft fürchterlich schön ist. Es entsteht da so zu reden ein Salpeter-Phosphorus, der mit der äussersten Wut brennt. Da einige Chymisten von diesem Versuch als schwer reden, so will ich ihn Ew. Wohl gebohren beschreiben, denn er mißlingt mir jezt niemals. Ich giese 5 bis 6 Fingerhüte voll gutes Terpentin Oel in ein reines Weinglas, man kan dazu selbst die allerliebsten nehmen, denn es ist mir noch keins zersprungen; alsdann in ein anderes etwas weniger rauchenden Salpetergeist von der besten Art, unter diesen tropfe ich (und dieses versichert den Succeß) 6 bis 8 Tropfen starckes Vitriol-Oel. Nun gieße ich *mit einem einkigen Wurf, diese Mischung in das Terpentinoel, so entzündet sich beydes mit groser Gewalt, ich habe zuweilen eine fünf Fuß hohe Flamme gesehen, ja neulich einmal, da ich von beydem mehr nahm, eine bis an die Decke, mit blendendem Licht. Ich mache mir nur einen Vor Ermel von einer Küchenschürze und halte den Kopf ein wenig zurück. Artig ist hierbey: offt lange nach der Explosion kommen kleine Kugeln (fungi) herab von dieser Gröse

die an Leichtigkeit alles übertreffen, sie haben offt eine metallische Farbe, so daß, wenn sie auf dem Tisch liegen, man sie für Hagel oder bleyerne Kugeln halten solte, sie fliehen aber vor dem Mindesten Hauch und ich dächte, sie müsten bey manchen Elecktrischen Spielwercken sich vortrefflich ausnehmen. Nun bedencken Sie einmal einen solchen Versuch in dephlogistisirter Lufft. Ich laße mich doch einmal verleiten ihn nur mit wenigen Tropfen anzustellen oder nur in einem offenen Glase, denn die dephlogistisirte Lufft wird ja so schnell nicht verdorben. Ich muß Ihnen einen lächerlichen Gedancken erzählen, als Monsieur le Chevalier d'Arçon an seinen findenden Batterien baute, baute ich indessen an nicht brennenden Feuerkugeln, da aber jezt seine Batterien untergegangen sind, so fürchte ich auch daß meine Bomben mehr würden gelöscht als gezündet haben. Indessen gründet sich die Einrichtung dabey auf so was,

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und so bald mir der König ein Hauß kauft, so will ich den Versuch daran anstellen.

Meinen Phosphorus habe ich eigentlich durch einen ehmaligen Schulcameraden in Frandfurth besorgen lassen, der mir gewiß mit Vergnügen noch mehr besorgen wird, also dürfen Sie nur befehlen. Das übersandte Stückchen schäßen Sie nur nach dem Augenmaas, einem solchen Freund steht alles zu Diensten.

Mit dem Goldmachen verhält es sich so:

Ein gewisser Dr Price, Mitglied der Londonschen Societät (*), ein Mann von rechtschaffenem Character, und, welches hier auch mit in Betracht gezogen werden muß, ein Mann von Vermögen, an independent Gentleman, wie er sich nennt, hat, ohne eine Belohnung zu erwarten, vielweniger zu fordern, vor verschiedenen Leuten von Fach und von Einsicht, die er in seiner Gegend zusammen bringen fonte, als dem Lord Onslow, Lord King and Palmerstone, Sir Robert Barker, Sir Philip N. Clarke Baronet und mehreren andern folgende Versuche angestellt. Man wog ihm (da ich die Schrifft, die ich selbst gelesen, jezt nicht bey der Hand habe, so laß ich es nur bey dem Hauptsächlichen bewenden, Zahlen vergesse ich leicht) einige Unzen Quecksilber ab, Quecksilber, das gar nie in seinen Händen gewesen, und goß es in einen Tiegel; hierauf gab er ein röthliches Pulver her; von dem wurde 1 Gran (wo ich nicht irre) abgewogen, nicht von ihm, sondern immer von andern neugierigen Kennern, und von denselben in den Tiegel geworfen. Hier ereignete sich gleich ein Umstand, der mir, als Phy siker, schon so viel werth ist als Gold machen (abgerechnet, daß die Verwandlung der Metalle selbst an sich zu grosen Schlüssen Unlaß geben könte): das Quecksilber, das vorher kochte und abrauchte, blieb stehen und verflog nicht; das Ganze verhärtete endlich und auf dem Boden fand sich ein Korn des feinsten Goldes 20 mal so schwer (das weiß ich gnau) als das Pulver, also nach meiner Voraussetzung von 20 Gran. Dieses wurde, ohne etwas dabey zu berichten, den grösten Gold Probirern in London zur Probe übergeben. Sie erkannten es nach allen Versuchen für das feinste Gold, für viel besser, als das so genannte standard Gold. Es wurde nächst dem Hydrostatisch geprüft, und man fand seine Schwere gegen die des Regenwassers wie 20:1, also schwerer als das gewöhnliche. Es löste sich blos in aqua regis auf; sein Niederschlag mit dem flüchtigen Alcali gab ein herrliches Knallgold, und mit der Zinnauflösung ein mineralisches Purpur. Eben so machte er Silber vermittelst eines weisen Pulvers; das Quecksilber hierzu wurde aus einem

(*) Es ist nicht der Civil Liberty Price, wie man ihn nennt, der ist ein dissentirender Prediger bey London, und der hier Dr Med. zu Guildford.

Vorrath von 2 Centnern genommen, den er wohl schwerlich verfälscht haben konte. Mit einem Wort die Sache ist so beschaffen, daß man allem Historischem Glauben entsagen müste, wenn man den Mann einer vorsäklichen Betrügerey beschuldigen wolte, fallacie können mit unter gelaufen seyn, das ist das Loos offt groser Physiker. Allein der Mann meint es aufrichtig, schreibt über die Sache in der Vorrede mit wahrem Philosophischem, räsonirenden Geist, und bekennt, er könne das Pulver schwerlich je mehr machen, weil er über diesen Versuchen seine Gesundheit zugesezt habe; sagt auch nicht ob Profit dabey sey, nichts, sondern tracktirt die Sache als Philosoph, nicht als Projectmacher und Jude. Dem König hat man indessen das Gold vorgelegt; und durch Herrn Geheimden Justiz Rath von Hinüber habe ich die Schrifft erhalten, der, so zu sagen, den König und die besten Gesellschafften in London täglich sieht, und dem jeder leichtfertige Umstand hätte bekannt werden müssen. Unserm vortrefflichen Gmelin habe ich die Schrifft zugeschickt, der findet sich dadurch in seiner Meinung bestärckt, die er immer öffentlich behauptet hat, daß die Verwandlung möglich sey und daß die Chymie nichts lehre was ihr widerspräche. Die Schrifft heißt: An account of some Experiments on mercury Silver and gold made at Guildford in May 1782 in the Laboratory of James Price M. D. F. R. S. to which is prefixed an abridgment of Boyle's account of a degradation of Gold. Oxford at the Clarendon press 1782. 28 pages in small 4to. Der Vice-Cantler von Orford hat überdas sein imprimatur hinzugefügt, welches in Orford sehr viel sagt. Weiter weiß ich von der Sache nichts, auch ist nichts von dem eigentlichen Proceß angegeben. Ich bin nicht leichtgläubig, und am allerwenigsten in diesem so windigen Fach der Physic, allein ohne weitere Nachrichten von der Sache zu haben, als ich jezt habe, würde es thörigt seyn ihr meinen Glauben zu ver sagen, selbst wenn alles am Ende falsch befunden werden solte. Denn ohne trifftige Gründe zu widersprechen, ist, glaube ich, was man eigentlich Superflugheit nennt, und das ist, auch wenn sie es trifft, doch immer eine sehr leichtfertige Klugheit, die öffter fehlt als trifft. Man muß hierbey wie ein peinlicher Richter verfahren, nicht um einen Pundt weiter urtheilen, als die Aussage guter Zeugen erlaubt, und nie präsumiren. Sind die Zeugen am Ende Betrüger, so wirds der liebe Gott finden. Kurt das Buch verdient Aufmerksamkeit und hat unter den dissentirenden Physikern, wie ich höre, gewaltiges Flüstern verursacht.

Die Pistole betreffend: so eignet sich Dr Pikel nichts weiter zu, als die Einrichtung mit dem Sieb um mit Aether Vitrioli zu schießen. Uebrigens wenn Ihre Pistole gegossen ist, so wagen Sie es immer, in Gottes Nahmen, mit Knalllufft aus brennbarer und dephlogistisirter zu schießen. Ich schiese nie anders. Es ist gar keine Gefahr. Ist sie aber gelöthet, so würde

fie bey einem etwas festen Kord springen. Auch dieses ist mir passirt, und mit einem Verluft von Gehör, das auf eine vierthel Minute dauerte.

Ich verharre Hochachtungsvoll

Ew. Wohlgebohren

gehorsamster Diener

6. C. Lichtenberg.

333. An Ebell.

Wohlgebohrner Herr,

Hochzuverehrender Herr HofRath

Es war mir die lebhaffteste Freude von Ew. Wohlgebohren Selbst zu erfahren, daß Sie wieder gesund angelangt sind, am Ende eines Sommers, worin so mancher brave Mann dahin gereißt ist, quo negant redire quenquam. Ich hatte auch auf dem grosen Postwagen ein Pläßgen bereits bestellt, und wäre wircklich hinabgefahren, wenn mich nicht ein geschickter Prackticus, D Osann, auf der 2ten Station angehalten und wieder zurückgebracht hätte.

Alles was von Ihnen kommt, liebster Herr HofRath, soll mir allezeit willkommen seyn, es sey was es wolle. Ich sehe einigen Nachrichten mit Verlangen entgegen.

Die beste Beschreibung der so genannten Steam-Engine ist die von dem wackern Desaguliers, dessen Buch ich sogleich habe von der Bibliothec holen lassen und hier mit der ersten Post übersende. Ich habe die Stelle gezeichnet. Dieses ist die gewöhnliche, so wie sie in Chelsea und an mehrern Orten bey der Themse würcklich ausgeführt ist. Allein im vorigen decennio hat sie sehr merckliche Verbesserungen durch den Herrn Bolton in Birmingham erhalten, und die habe ich selbst gesehen, so viel man nehmlich von einer Maschine, die unter vielem Getöse und Dampf in der grösten Arbeit ist, an einem nicht sehr hellen Ort sehen kan. Eine Beschreibung von dieser werden Ew. Wohlgebohren in meinem Magazin finden, das aber noch nicht aus gegeben ist. Sie ist ohne Kupferstiche, und nur denen verständlich, die einen deutlichen Begrif von der gewöhnlichen schon haben.

Ich besitze in meiner Samlung eine Lufftpumpe, die auf ähnliche Art evacuirt. Ich glaube, es ist die einzige in Deutschland. Ich habe sie hier machen lassen und kostet mich etwa 40 Thaler.

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