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zu untersuchen anfangen, die man schon für ausgemacht gehalten hat; wenn man sich mit eben dem philosophischen Geist an die übrigen Theile der Naturlehre machte, so würde man finden, wie wenig noch in der Welt ausgemacht ist.

Jhr neues Georgium sidus habe ich seit dem 6 ten September dieses Jahrs, so oft es die Witterung litt, beständig beobachtet, nicht auf dem hiesigen Observatorio, an welchem ich keinen Theil habe, sondern in meinem Hause, und ich habe das Vergnügen, wenigstens auf 50 bis 60 deutsche Quadratmeilen um mich herum der einzige zu seyn, der ihn gefunden hat. Herr Bode in Berlin, ein junger und fleißiger Astronom, hat diesem Gestirn aus nicht übeln Gründen den Nahmen Uranus gegeben. Mayer in Manheim, den Sie in Ihrer Abhandlung anführen, schäzt ihn so groß als Saturn; ich wäre daher sehr begierig zu wissen, wie groß Sie seinen Durchmesser gefunden haben.

Nun muß ich eine Bitte wagen, und ich hoffe von Ihrer Gütigkeit, daß Sie mir dieselbe nicht abschlagen werden. Der jüngere forster, der mit Captain Cook die Reise machte, und ich geben zusammen ein Journal heraus unter dem Titul: Göttingisches Magazin der Wissenschafften und Litteratur, das in Deutschland von dem bessern Theil mit Beyfall gelesen wird, und einige unserer grösten Gelehrten haben mir dazu Beyträge geliefert. Da nun jezt aller Augen auf Sie gerichtet sind, so würden Sie fich das ganze deutsche Publicum verbinden, wenn Sie uns die Hauptumstände Ihres Lebens etwa in einem Schreiben an mich bekant machen wolten. Ich bitte darum inständig, nicht allein in meinem Nahmen, sondern im Nahmen aller meiner hiesigen Freunde, denen Astronomie und Geschichte der Astronomen am Herzen liegt. So etwas muß doch endlich geschehen, und ich würde es als ein vorzügliches Zeichen Ihrer Freundschafft ansehen, wenn Sie mich mit der ersten Bekantmachung beehren wolten. Denn ich fürchte, es kommen ehestens falsche und hier und da aufgeschnappte Nachrichten heraus.

Mein Gott! wenn ich doch im October 1775, da ich mich einige Tage in Bath aufhielt, gewußt hätte, daß ein solcher Mann da lebte! Da ich kein Freund von Tea-rooms und Kartenspiel und Bällen bin, so habe ich mich da sehr ennuyirt und habe zulezt einen Theil meiner Zeit auf dem Thurm mit meinem Perspectiv zugebracht. Ich erinnere mich noch immer mit Vergnügen an die Antwort eines Jungens, den ich bey mir auf dem Churm hatte, als ich ihn fragte: ob keine Leute in Bath wären, die sich auf Bücher verständen und die sich sonst auszeichneten und von denen er mehr als von andern gehört hätte. Ich that es aus Schert, und wurde gehörig dafür belohnt: He knew of no body but his Schoolmaster. Besitzen Sie schon das Sternen Verzeichniß und die Charten, die Bode in Berlin herausgegeben

Lichtenbergs Briefe. II.

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hat? Sie sind meines Erachtens die besten und vollständigsten, die man hat. Wenn Sie befehlen, so will ich sie Ihnen übersenden. . . .

341. Un Wolff.

Ew. Wohlgebohren

neuer Lufftleuchter ist sehr sinnreich ausgedacht und will ich die Zeichnung meinem Bruder zuschicken. Was mir an dem Ingenhousischen gefällt ist die leichte Erhebung des Electrophors. Einen ähnlichen Gedancken mit Ew. Wohlgebohren hatte ein gewisser Herr Ciegansky, Inspector der Modelle hier. Er bediente sich auch der Blase, aber nach Art des Follis Hydrostaticus, wie die Figur zeigt. Damit der obere etwas schwere Boden nicht umkippte,

so könte man 2 Läufer neben an bringen oder auch das Ganze in ein Rundes Gefäß stellen. Ich habe ihm vorgeschlagen dieses Gefäß von leichtem aber gut abgerundeten Zinn zu machen und es zugleich als den Deckel des Electrophors zu gebrauchen, so brauchte man die Lampe, um sie anzuzünden, blos zu heben. Ja die Läufer könten unmittelbar auf dem Teller des Electrophors stehen und man hübe den ganzen Apparat mit samt dem Teller an einer seidnen Schnur auf, wenn man das Licht brennen machen wolte. Ich bin willens einmal den Gedancken gang im kleinen auszuführen.

Herr Nairne vertraute mir, glaube ich, sein ganzes Dermögen an, ich habe die neulichen 500 Thaler die ich ihm bezahlte nicht eher abgeschickt als bis er mir berichtet hatte, daß alles affecurirt und eingeschifft wäre, und er bekam den Wechsel ohngefehr um die Zeit, da ich die Instrumente erhielt. Ich habe alles auf meinen Nahmen verschrieben.

So eben sehe ich, daß der obere Boden der Lampe auch unmittelbar an den Strängen des Electrophors herunter laufen könte, denn daß diese Stränge keinen allzu spitzen Winckel an der Hand beym aufheben machten, liese sich durch eine Handhabe vermeiden. Freylich müsten die Blasen nicht klein seyn, damit die Atmosphärische Lufft in den Falten die brennbare Lufft nicht ab brennbar machte, wenn sie auch keine Knalluft macht.

Ich habe die Ehre mit vollkommenster Hochachtung zu seyn
Ew. Wohlgebohren
gehorsamster Diener

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Göttingen den 23 Jenner

1783.

6. C. Lichtenberg.

P. P.

342. Un Wolff.

Was ich gemuthmaset hatte, ist eingetroffen, unsere Elecktrische Cylinder sind bereits den 14 Jenner auf der Themse und zwar in dem Schiff Frau Alida, Capitän Dierck Cordes von Bremen eingeschifft. Der Himmel gebe unserer lieben Frau Alida Friede mit dem Wind, und den Kisten welchen mit den Fuhrleuten und Packknechten. Noch zur Zeit ist der Preis Billig. Ew. Wohlgebohren Cylinder kommt, mit Kiste, und Einschiffungs Gebühr, denn Nairne wohnt weit von der Themse, noch nicht viel über 18 Reichsthaler, von Fracht und Assecurank weiß ich noch nichts. Ich erwarte also die Sachen alle Stunden, wenn anders Cordes nicht noch auf andere Ladung gewartet hat. Solte ich wider vermuthen ein Aviso von Bremen erhalten, so will ich sorgen, daß der Mann Ihnen den Kasten zu Hannover gleich abliefert.

Ich verharre Ehrfurchtsvoll

Ew. Wohlgebohren

gehorsamster Diener

Göttingen den 3ten februar 1783.

6. C. Lichtenberg.

P. S. Ich erhalte einen gefaßten Cylinder mit einer Rolle von Mahagony Holtz für etwa 35 Thaler auf den Plaß, nicht ausgegossen.

343. Un Johann Gottwert Müller.

Göttingen, den 10. februar 1783.

Wohlgebohrner,

Hochzuehrender Herr,

Wie konten Sie, würdiger Mann, mich gleich in der ersten Zeile Ihres angenehmen Schreibens einer solchen Oscitant beschuldigen und glauben, Sie wären mir unbekant? Ich habe Ihren Siegfried von Lindenberg schon in der ersten Ausgabe mit groser Theilnehmung gelesen, und mit noch mehrerer in der zweyten, wie Sie auch schon daraus sehen können, daß ich Herrn Chodowiecky aufgetragen habe die Kupfer zum nächstjährigen Calender daraus zu nehmen, und ich hoffe, seine Vorstellungen sollen ein Meisterstück werden.

Ich habe ihm zu dem Ende ein gebundenes Exemplar zugeschickt und einige Scenen vorgeschlagen, ob er diese wählen wird ist eine andere Frage. Er ist stoltz und läßt sich nicht rathen.

Für die Erzählung vom Ring dance ich recht herzlich. Ich habe an vielen Stellen laut gelacht. Die Ründe in der Composition hat mich ungemein gefreut. Das Feuer entsteht aus einem Fündchen und verlöscht wieder an der Stelle. Der durchaus gute moralische Zweck ist ebenfalls ein Hauptvorzug und deswegen hätte ich den kleinen Fleck von dem matrimonialischen Versuch, die Frau zu wecken, in der ersten Geschichte fast weggewünscht. Ich wünsche nichts so sehr, als mit einem Manne von Ihren Talenten näher bekannt zu werden, der ich Hochachtungsvoll verharre

Ew. Wohlgebohren

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

344. Un Wolff.

Göttingen den 17 februar 1783.

P. P.

Ew. Wohlgebohren

Schreiben vom 5ten Februar habe ich durch Herrn Superintendent Luther erst am Freytage als dem 14ten empfangen, sonst würde ich eher ge antwortet haben.

Herr Nairne ist ein äusserst rechtschaffener Mann, und dem es jezt bey seinem grosen Vermögen und Ansehn in der Gelehrten Welt mehr um Ehre als Profit zu thun ist, und mehr also meine vier Cylinder, die ich vor 3 Jahren erhielt, blos deswegen so hoch angesezt hat, weil er μ muste machen lassen, um die viere zu erhalten, die keine Fehler hatten. Er hat mich also vermuthlich, wie billig, die Schuld von den 7 magern Kühen tragen lassen. Es könte also jezt ein glücklicher Zufall Ursach seyn, daß sie so wohlfeil ist. Ich habe sie von der grösten Art bestellt, und an der Güte zweifle ich gar nicht, aber ausgegossen ist sie nicht. Ich kan mich nicht erinnern, daß es Ew. Wohlgebohren bestellt hätten, oder müste es bey meinen damaligen grosen Unruhen vergessen haben. Indessen das können Ew. Wohlgebohren leicht selbst. Die Engländer thun es selten, oder fordern eine entsezliche Summe. Es kommt nur alles auf eine allmähliche Erwärmung an, einige Stunden durch. Weder von der Gröse und noch weniger von der Güte weiß ich das

mindeste, aber auch eben so wenig von Fracht und Assecurant, also könte es doch noch etwas über die 18 Thaler kommen. Unsere Kugeln sind in verschiedenen Kisten, erhalte ich aber Nachricht von Bremen, so soll alles Ew. Wohlgebohren abgeliefert werden, und Sie sind alsdann so gütig und besorgen es an mich.

Könte ich nicht 2 oder 3 von den grosen grünen Flaschen erhalten, das wäre mir ein groser Dienst. Ich bin der kleinen Gläser hertzlich müde.

Der Phosphorus ist auch da, aber die 11/2 Unge für einen Louisd'or, das macht etwa 4 Groschen mehr als sonst. Er ist aber auch höchft fein und schön. Befehlen Ew. Wohlgebohren eine halbe Unge, so will ich sie nach erhaltner Büchse übersenden, nemlich aufrichtig 1/3 meines Vorraths, denn wie unsere Unzen stehen, weiß ich nicht.

Der Cylinder muß allerdings eine Oefnung haben, zur Communication mit der äusseren Lufft, aber nur sehr klein.

P. P.

6. C. Lichtenberg.

345. An Wolff.

Göttingen den 4 Márz

1783

Ich muß sehr bedauern, daß meine Commission mit den Cylindern nicht mit so gutem Succeß gekrönt worden ist, als ich wohl wünschte. Die Cylinder sind um ein merckliches kleiner als die beyden, die ich habe, und der, den ich gefaßt erhalten, ist im Umfang fast noch / Zoll kleiner als der Jhrige, der Ihrige hat 3 Fuß 6 Zoll englisch im Umfang. Daß es die grösten sind, die zu haben waren, ist wohl gewiß. Indessen ist der Ihrige sehr schön. Was nur die Leute machen, es ist kein einziger an dem am Hals nicht etwas ausgesprungen wäre. Es ist nemlich das Ende, wo der Kolben angeschmolzen war, mit welchem sie das Glas in und aus dem Ofen bringen. Mit der nächsten Post will ich Ihnen die Faßung an dem meinigen gnau beschreiben und so viel von den Unkosten melden, als ich bis jezt weiß, die Fracht nemlich von London nach Bremen ist mir noch unbekannt. Auf der Post mögte die Sache nicht gut gegangen seyn, ich habe also den Kasten gut verwahrt dem selben Manne wieder mitgegeben der ihn gebracht hat. Durch meinen Cylinder geht keine Stange. Dem Fuhrmann habe ich 16 Groschen accordirt.

In der grösten Eile

G. C. Lichtenberg.

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