Imagens das páginas
PDF
ePub

303. An Dieterich.

[Göttingen, April 1782?]

Mein lieber Dieterich,

Ich dance Dir für Deine Einladung. Ich kan Sie unmöglich annehmen, da ich gestern fast mein Auge verlohren, nicht weil es mir der Schöps an der Elbe ausgestoßen, sondern weil mir ein Rad das losgieng daran geflogen.

Wegen des Pasquils will ich doch bitten dem Prorector Anzeige zu thun und den Verkauf verbieten zu lassen. Es hat wohl Herr Köhler die Freundschafft für mich die Klage anzuhängen. Ich selbst kan nicht wohl mit dem einen Auge schreiben weil mir das andre sehr weh thut.

Empfehle mich dem Fremden gehorsamst, so wie auch Deiner Familie.

G.C.L.

Mit Einem Auge gesiegelt.

304. An Dieterich.

[Göttingen, April 1782?]

Mein Lieber, Lieber Dieterich,

Recht hertzlich glückliche Reise. Ich werde gewiß zuhören wenn Du wegfährst. Ich habe einige Commissionen, die Du so gut seyn wirst aus. zurichten. Erstens lasse Herrn Garve 6 Reichsthaler in Gold bezahlen. 2) Adelungs Wörterbuch T. V. wenn er heraus kommt. 3) de la Lande's Astronomie den 4ten Theil. 4) Bergmanns Geographie gantz. 5) mögte ich gerne auf des Herrn Wünsch seine Tabellen über das Barometer subskri biren, es ist nur etwas weniges, der Verfasser lebt in Leipzig. 6) da ich etwas gegen den infamen Schulfuchsen Voß sehr bald werde drucken lassen, so giebst Du doch wohl dem Herrn Stöcker Befehl. Ich bezahle für Druck und Papier bezahle ich. Da sollst Du einmal etwas lesen und Tobias Göb hard soll sich freuen einen Bruder erhalten zu haben. 7) Laß mir doch etwa 80 Stück Zettuln nach Einlage drucken. Soltest Du etwas nicht allzu theures sehen, das in der Physic zu gebrauchen wäre, und Herr Professor Hindenburg approbirte, so kaufe mir es. Herrn Becker vermelde meine Empfehlung. Ich hoffte immer von Schlößer die Fortsetzung zu erhalten, ich habe sie aber

noch nicht. Wie steht es denn mit dem nächsten Jahrgang vom Magazin? Du brauchst mir nicht heute zu antworten, sondern nur allenfalls von Leipzig. Nun noch eine Bitte. Meiner armen, und sehr guten Magd ist die Tochter eines Fuhrmanns aus Arustadt nahmens Warneke einen Louisd'or schuldig, köntest Du ihr diesen verschaffen, so gebe Dir der Himmel die ewige Louisd'or. Ist es nicht allzu sehr aus dem Wege, so thue Mir und M. den Gefallen, um meiner Magd [willen?], und suche das Geld einzutreiben.

Alte Liebe rostet nicht, das habe ich gestern Abend recht bemerckt, ich beschmierte Deiner kleinen die Hand mit Phosphorus, und das hat mir bis in Ellnbogen gebrannt.

Nun Adieu, lieber Dieterich.

G. C. E.

305. Un Hollenberg.

Göttingen den 25 April 1782.

Mein liebster Hollenberg,

Aber wie können Sie nur einen Augenblick glauben, daß ich Ihnen böß werden könne, weil Sie nicht nach Paris, nach diesem christlichen Gomorrha und zum Erbfeind von uns und England gehen wollen. Was Sie thun ist mir allemal recht. Man muß in dem gemeinen Leben so gut als in der Physic nichts allzu künstlich erklären. Es ist würcklich bey mir viel Nachlässigkeit und Aufschieben, und dann plötzlich einmal Abhaltung schuld an meinem Stillschweigen. Un Ihrem widrigen Schicksal nehme ich herzlichen Antheil, aber nur nicht verzagt, es giebt keine Menschen in der Welt ohne solche Querstriche durch ihre Entwürfe zu erleben. Was ich in Ihrer Physic gelesen habe, hat mir recht wohlgefallen. Das verlangte will ich zu setzen.

Ich habe mir seit der Zeit viele Instrumente angeschafft und erwarte täglich eine Lufftpumpe von Nairne aus London für 450 Thaler. In meiner Physic habe diesen Sommer den ErbPrinzen von Nassau Saarbrücken nebst seinem Begleiter, dem Geheimden Rath Masserer, 2 Grafen nebst ihren Hof. meistern und 72 Pursche. Klindworth hat ein Haus für 1600 Thaler gekauft, ist aber jezt auch gar nicht wohl.

Jhres Herrn Dr Kochs Abhandlung ist recht schön, sie ist schon abgedruckt und ausgegeben. Leben Sie recht wohl, vor Pfingsten gewiß mehr.

G. C. Lichtenberg.

306. An J. A. H. Reimarus.

Wohlgebohrner Herr,

Hochzuehrender Herr Doctor,

Die Ursache, warum ich Ihnen heute zuschreibe, ist sehr unbeträchtlich, nemlich ein Artickel in der Altonaër politischen Zeitung, betreffend den Herrn Martinus Electrophorus Berschütz aus Wien oder, wie Er es schreibt, d'Wienn. Ich habe ihm ein Zeugniß gegeben und zwar ganz aufrichtig, nemlich daß auch Kenner einige seiner Versuche mit Vergnügen sehen würden. Hiervon aber macht er einen Gebrauch, den meine Worte gar nicht verstatten, und weil er nach Hamburg kommen wird, so will ich Ew. Wohlgebohren etwas bestimmter sagen, was ich von dem Mann dencke. Seine Maschine ist gut, und er hält seine Sachen sehr rein und in einer schönen Ordnung. Die Schmelzungen die er macht sind zwar gar nichts neues, aber er macht sie doch artig und mit vieler Geschicklichkeit. Besonders hat mir der Versuch gefallen, da er ein Stück Zunder vermittelst der Electricität ansteckt. Man hat mir von andern Orten hergeschrieben, es sey ein Betrug, er bringe Pyrophorus drauf, und was man sonst noch mehr sagte. Es ist aber gewiß kein Betrug, ja er bestreicht nicht einmal den Zunder mit etwas feuerfangendem, wenigstens nicht immer; als er den Zunder am Wasser anstecken wolte, so nahm er ein mit Pulver geriebenes Stück, sonst aber nicht. Er zündet ihn durch die stechenden Funcken, die entstehen, wenn man den Finger an die Seite einer stard geladenen Batterie bringt, ohne eine andere Verbindung mit der negativen zu machen, als durch den Fußboden und den Tisch. Das ist aber auch alles; ausserdem ist das meiste abscheulich. Seine Gewitterableiter wuste er der Kriegs Cantley zu Hannover sehr reißend vorzustellen. Die ließ Modelle von ihm machen und schickte sie an mich, und ich antwortete so darauf, als Ew. Wohlgebohren vermuthen können, wenn Sie ihn hören werden. Nun von dem Manne selbst. Er ist der gröfte Ignorant und der unüberschwenglichste Windbeutel, den man sich dencken kan, daher sind seine Erklärungen, die er in österreichischer Bauernsprache vorträgt, würcklich eine wahre Unterhaltung, und ich bitte Ew. Wohlgebohren ihn womöglich zu hören, ohne daß er weiß, daß Sie gegenwärtig sind.

Er fängt seine Perioden nicht selten mit nota benig an und spricht vom Professor Francolini, streicht Bronze mit Oel angemacht auf eine Kupfer Platte, worauf der Kayßer und der König von Preussen gestochen ist, gießt Gips drauf und läßt einen elecktrischen Funcken darauf schlagen und macht die Leute weiß, der Blitz habe es eingeschmolzen. Solcher Betrügereyen hat er mehrere, getraute sie aber doch bey mir nicht anzubringen. Ueberhaupt

hat er bey mir gar nicht erklärt; was ich davon weiß, habe ich von Leuten, die ihn auf dem Kaufhause gehört haben. Aber das Nota benig hatte ich sehr offt.

Ich bin nun mit der Recension des Mahonschen Buchs fertig und habe darin von Ew. Wohlgebohren Bemerckungen Gebrauch gemacht. Das Buch enthält doch viel schönes, ist aber unerträglich weitläufftig, deswegen habe ich es auch so lange liegen lassen.

Gestern schrieb mir Herr Planta, Secretaire der Londonschen Societät, von einer neuen Entdeckung des Volta, die er dort eingeschickt hat. Ich gebe sie Ihnen mit Planta's eigenen Worten: He finds that a charged metallic plate (without edges or corners) being applied by its flat surface to a slab of dry Marblewood or any other substance, which he calls semi-electric, will be more tenacious of its Electricity and will receive a greater additional charge, than if it were perfectly insulated. The plate whilst in contact with the wood, will shew no signs of Electricity, You may touch it with Your finger or any other conductor and have not the least sign of a discharge, but insulate the plate and You may draw from it as long, nay sometimes longer sparks than before the contact. The Paper is immensely prolix (vermuthlich à la Mahon), I therefore doubt whether the whole will be printed in the Transactions, but some notice will, I dare say, be taken of it. Ich dencke, es ist das auch dieser some notice nicht werth. Der Semi-electrische Körper wird ein semi-Electrophor, und da ist die Sache sehr leicht erklärt.

Ich höre daß Dero Herr Sohn wieder zurück ist, ich bitte mich ihm auf alle Weise gehorsamst zu empfehlen. Ich erwarte nunmehr täglich eine Lufftpumpe und Schwungmaschine von Herrn Nairne, der ich die Ehre habe Hochachtungsvoll zu verharren

[blocks in formation]

Jezt befinde ich mich wieder wohl, und will arbeiten was das Zeug halten will. Hier kommt die Recension des Lord Mahon und es sollen chestens andere folgen.

Auch schicke ich hier den Hogarth, den ich der Bibliotheck für 100 Thaler verkauft habe, nebst 2 Kupfern, die nicht eigentlich in die Sammlung gehören,

und zu groß sind zum darein binden. Auch befinden sich die Kupfer zur Analysis of Beauty dabey, wann ich den Text finde, so soll er nachfolgen. Ich bitte mir nur gehorsamst aus, daß ich meinen alten Freund zuweilen wieder auf meine Stube kommen lassen darf.

Zu meiner Physic haben sich 102 aufgezeichnet.

Haben Ew. Wohlgebohren wohl Vossens (Vossenii) Gedicht an Stolberg vor der Ødüssee gelesen? Es sind einige gute Verse darin, aber im ganzen abscheulich. Die Versetzung seines Selbst neben den Homäros über die Sterne ist würcklich entsezlich. Auch die Töne düfftenden Kränze, ich habe meine Tage desgleichen nicht erlebt. Im Homer kan doch wohl nichts seyn, was einen solchen unvernünfftigen Metaphern Bruch entschuldigen könte. wünschte dieses wohl zu wissen.

[Göttingen] den 6ten May 1782.

G. C. L.

Ich

308. An Heyne.

P. P.

Das Geld für den Hogarth erwarte ich mit nächster Post, weil ich am Donnerstage geschrieben habe, daß ich ihn heute abliefern würde. Ich konte mir leicht vorstellen, daß Homer keine Kränke klingen, am wenigsten aber Töne düfften lassen könne, allein ich dachte nur ob vielleicht Herr Voß irgend eine Entschuldigung eines solchen Unsinns aus dem Homer herbey zwingen könte.

Ich habe vorgestern Herrn Ingenhoussens vermischte Abhandlungen aus der Physik erhalten, die sehr vortrefflich sind, und ich bitte also um Erlaubniß sie recensiren zu dürfen. Denn da Dr Pickel der Erfinder von einigen. Hauptstücken darin ist, und ich mit ihm alles durch versucht habe was darinnen steht, und Dr Pickel und ich gantz zusammen leben, so glaube ich im Stande zu seyn dieses Buch für unsere Zeitung beurtheilen zu können.

Ich habe sehr vieles zu Erklärung der Hogarthischen Kupfer aufgeschrieben, das aber digerirt werden muß. Solte ich wohl ein solches Manuscript einmal dabey legen dürfen?

Wie sehr die Steine zu Brod werden, erhellt noch daraus daß eine Ge sellschafft bey mir war, welche die Physic in einer besondern Stunde hören wolte. Ich verharre mit vollkommenster Hochachtung

Ew. Wohlgebohren

[Göttingen] den 6ten May [1782].

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

« AnteriorContinuar »