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gefunden, als eine Nachricht von meinen Versuchen mit dem Harzstaub, und etwas weniges von Volta's Entdeckungen. Wenn Ew. Wohlgebohren das Buch zu sehen wünschen, so will ich es Ihnen auf eine Woche hinüber schicken, der ich Hochachtungsvoll verharre

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Einfall über das Lerchenbraten am Kirchthurm hat mir ein lautes lachen abgezwungen. Vielleicht bringt Herr Ebell wenn er davon hört einen an seinem Gartenhauß an.

Allein fast geschmerzt hat es mich aber, daß Ew. Wohlgebohren ein Mistrauen in die Aufrichtigkeit meines Lobs setzen, vielleicht, weil ich es mit dem andern gekuppelt hatte, das gieng an der Stelle nicht anders, allein der Himmel weiß, daß ich Ew. Wohlgebohren Einsichten innigst verehre, und mich gar nicht scheue zu bekennen, daß ich wenig Briefe von Ew. Wohlgebohren erhalten habe, aus denen ich nicht gelernt hätte.

Ich erwarte tagtäglich Flaschen von der Glashütte; so bald diese an kommen, sollen Ew. Wohlgebohren eine exantlirte von mir zum geringen Andencken erhalten.

Wegen Besuchs in groser Eile

355. An Edmund Freiherrn von Harold.

Hochwohlgebohrner Herr,

Hochzuehrender Herr Obrist Lieutenant.

G.C.C.

Ew. Hochwohlgebohren Zuschrifft hat mir unglaubliches Vergnügen gemacht, nicht allein des Inhalts selbst wegen, sondern auch durch die Ge legenheit, die sie mir überhaupt giebt, mit einem Manne in nähere Verbindung zu kommen, den ich schon längst verehre.

Jhr gütiges Unerbieten, mir die Besorgung des Drucks Offianischer Gedichte aufzutragen, nehme ich mit dem verbindlichsten Danck an. Sie freuen mich um so mehr, da so schöne Stellen von der Gottheit darin vorkommen sollen; denn, so viel ich mich erinnere, haben, eben weil in den Macphersonschen

so wenig von dieser Art vorkommt, Spötter geschlossen, jenen Völdern habe dieser Begrif größtentheils gefehlt.

Ew. Hochwohlgebohren haben also die Güte mir das Manuscript unter Herrn Dieterichs Addresse zu übersenden und mir dabey zu bestimmen, wie viel Exemplare Dieselben für sich verlangen. Für gnauen Druck werde ich sorgen, denn ich liebe die englische Litteratur über alles, und bin auch in der Sprache nicht ganz unerfahren, so daß es mich wenige Mühe kostet, und da ich selbst in der Druckerey wohne, die Gelegenheit nicht fehlt bequem eine gute Einrichtung zu treffen.

Es hat mich sehr gefreut, daß Dieselben meinen Gedancken die Johnsonschen Dichter nachzudrucken gebilligt haben. Der alte Litterator ist zwar etwas partheyisch, dem ungeachtet aber sind gewiß seine Leben der Dichter Meisterstücke, und mir haben sie, nebst ein Paar Übersetzungen desselben aus dem Juvenal, besser gefallen, als alles was ich von ihm gelesen habe. Ich habe die Ehre mit der vollkommensten Hochachtung zu verharren Ew. Hochwohlgebohren gehorsamster Diener

Göttingen den 20ten Juni

1783.

G. C. Lichtenberg.

356. An Amelung.

Göttingen, den 3ten Juli 1783.

Allerbester Freund!

Es ist mir herzlich leid, daß ich Ihre beyden mir ganz unschäzbaren Briefe heute gar nicht nach Verdienst und Würde beantworten kan, und doch kan ich die Beantwortung derselben unmöglich aufschieben. Es befinden sich Fremde hier, die mir eine erstaunliche Zeit rauben.

Mit Herrn Schlößern will ich gern wegen der bewußten Sache reden, ich weiß aber, daß er gar nichts anzugeben wissen wird. Er ist, bergmännisch zu reden, mehr von der Feder als vom Leder, soll er aber in seinen Staats Anzeigen darüber etwas bekant machen, so will ich mit ihm reden. Ich halte sehr gute Freundschafft mit ihm und ich gehöre unter die wenigen seiner Herren Collegen, denen er seine Staats Anzeigen jedesmal schenckt, wenn sie erscheinen.

Der Hahl Rauch erstreckt sich, sichren Nachrichten zufolge, weit über Strasburg hinaus, gegen Norden über Hannover, und gegen Süden über Gotha; ich habe Briefe über Briefe aller Orten her darüber gehabt. Man heißt ihn hier auch Heiderauch, vermuthlich so wie den Hain lucus a non lucendo, denn in den Heideländern soll er nicht seyn.

Lichtenbergs Briefe. II.

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Haal vermuthlich von exhalatio ist wohl noch die vernünfftigste Etymologie. Ich habe ihn hier mehrmals erlebt und viel stärcker als jezt, aber nicht so anhaltend; das war hauptsächlich im Junius 1774, wo er so roch, daß ich mein Fenster verschließen muste. Ich glaube nicht, daß er so schädlich ist, als man glaubt. Denn so bald man etwas einmal für wunderbar hält, so zieht sich sogleich ein Haal Rauch zwischen Vernunfft und Wahrheit, und alles wird wunderbar.

Mein Cörper ist, wie es sich für den Cörper eines Professoris Physices geziemt, ein nie versagendes Barometer, Thermometer, Hygrometer, Manometer pp, allein ich empfinde von diesem Nebel keine besondere Wirckung; wir haben ihn hier sehr starck, und bemercken auch allerley, aber nichts was sich nicht auch von einer trockenen Hiße erwarten liese. Man kan bey solchen Dingen nicht genug zweifeln. Die Lufft ist ein Auflösungs Mittel für eine zahllose Menge von Dingen; eine grose Hiße macht sie fähig, Dinge aufzulösen, die sie sonst nicht auflöst, und das scheint hier freylich der Fall zu seyn. Woraus der Nebel besteht, habe ich nicht ausmachen können; ich habe die Lufft in diesen Tagen mit einem vortrefflichen Fontanaschen Eudiometer geprüft. Sie ist nicht schlechter, als sonst; allein auch darauf kan ich wieder nicht rechnen, weil bey diesem Instrument die zu prüfende Lufft durch Wasser gehen muß, wo sich gerade das Widrige absetzen kan. Also mit einem Wort, ich weiß nicht, was es ist, und glaube nicht, daß er so schädlich ist. Daß die Sonne roth dabey aussieht, ist gar nicht wunderbar. Die rothen Strahlen sind die kräfftigsten bekantlich, sie dringen noch durch, wenn die andern schon mehr reflecktirt werden; die Sonne geht daher roth auf, und noch mehr roth unter, weil sie da durch die Dünste scheinen muß, die Ihro Majestät selbst gnädigst aufgetrieben haben. Künstliche Auflösungen, die zwischen Aug und Licht gehalten roth, allein jenseits Aug und Licht (das Aug in der Mitte) aschgrau aussehen, sind daher gemein; ich berühre hier nur die Infusion vom ligno nephritico in Wasser, die opalfarbigen Solutionen pp.

Die Nachricht von Ihrem Donnerwetter war mir eben so angenehm, als fürchterlich. Solche Nachrichten werde ich allezeit mit dem größten Danc annehmen, zumal gnaue Beschreibungen des Wegs, den der Blitz an Cörpern genommen. Gestern schlug der Blitz auch zweymal hier in der Nachbarschafft ein, zündete einmal, und das anderemal tödete er zwey Pferde. Verzeihen Sie, liebster Mann, dieses Geskribbel, ich komme noch einmal auf diese Materie mit Ihnen, der ich bin

In der grösten Eile diesesmal.

Totus tuus

G. C. Lichtenberg.

357. An Wolff.

Göttingen den zten Julii 1783.

P. P.

Was werden Ew. Wohlgebohren zu den Lichtchen sagen, die Sie nicht empfangen haben. Am vergangenen Donnerstag kam eine Gesellschafft zu mir und ich muste alles stehen lassen, und gestern habe ich es mit dem kältesten Blut vergessen, weil ich unvermerckt voraussezte, die fahrende Post gieng, so wie Donnerstags, nach der Brief Post ab. Künfftigen Donnerstag gehen sie gewiß ab. Sie werden jezt hier sehr gemein, mich dünckt aber, die Polizey solte sich dazwischen legen, denn ich kenne keinen gefährlichern Meubel.

Am Donnerstag näherte sich unserer Stadt ein sehr fürchterliches Donnerwetter, indessen als es in unser Thal kam, ließ es mercklich nach und es war kaum über die östlichen Gebirge weg, so hörte es gar auf, jedoch hat es zu Geißmar, einem gant nahen Dorf eingeschlagen, und 2 Pferde getödet. Als es in Westen stund, blizte es alle 5-6 Sekunden einmal und die Strahlen fuhren alle herab, auch hat es 12 Meile von hier in einem Dorfe gezündet.

Ueber das Sinngedicht, das ich gant vergessen hatte, habe ich einmal wieder recht herzlich gelacht. Es ist nicht von Kästnern, sondern von einem gewissen Schönfeldt der ehmals hier studirte und einer der drolligsten Menschen war, die mir vorgekommen sind. Er hatte nicht blos Witz, sondern auch eine ganz eigne und seltsame

Laune; wenn er aufgeräumt war, so hieng er ein Tisch oder Bettlacken um und hielt Controvers Predigten im Wienerschen Dialeckt. Ich glaube, Pater März, wenn er sie hätte hören können, hätte sich vor sich selbst geschämt.

Es ist vortrefflich, daß Sie sich der Errichtung des Ableiters zu Mandelsloh unterziehen wollen. Denn die befte Zeichnung und Beschreibung eines Gebäudes ist unzulänglich einen vollkommenen Ableiter im Detail anzugeben. Wenn ich wüste wie viel ein solcher Kupferdrat halten kan, so legte ich den Ableiter grade weg so

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an, und wickelte ihn bey A tüchtig um eine andere kleine Auffang Stange oder auch nur um einen starcken Hacken, und leitete ihn dort in die Erde. Dieses wäre die wohlfeilste Einrichtung. Denn wenn man mit dem Radius CA um C einen Bogen AD beschreibt, so sieht man daß nur so viel mehr Drat erforderlich als AE gröser ist als DB. Ich solte dencken, wenn ein solcher Draht geglüht ist, so müste er Jahrhunderte da bimmeln können ohne zu brechen, damit er die Lothung bey C nicht zu starck angriffe, könte man dort einige mal umschlingen. Wenn es gienge, so würden freylich hier eine ganze Menge Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wir ersparten die Nägel und die Arbeit sie einzuschlagen; wir kämen von den häßlichen Schindeln ab; wir ersparten eine zweyte Auffangsstange, (sie brauchte wenigstens gar nicht beträchtlich zu seyn); auch würde, weil nun keine neue Leitung für den 2ten Ableiter nöthig wäre, im Gantzen auch etwas weniger Drat überhaupt drauf gehen. Allein freylich ob die kupferne Hypotenuse (*) halten kan, das ist eine Frage, die aber geschickte und dabey nicht interessirte Handwercksleute am besten beantworten können.

Ich muß hier schließen, sonst kommt der Brief mit den Lichtchen.

358. An Wolff.

G.C.L.

Göttingen den 13 Julii 83.

P. P.

Ihre Briefe machen mir jederzeit ausserordentliches Vergnügen, weil, wie sich Swift einmal ausdrückt, wenn man sie durchgeht, man immer erst auf eine Schicht utile und dann wieder auf eine Schicht dulce kommt und so fort. Ihre Vertheidigung wegen des Hypothenuse ist herrlich, man sieht was das heißt einen Mann von Geist, und einen Pedanten tadeln.

Den Vorschlag, den Drat über das Dach wie einen Zeltstrick zu ziehen, habe ich würcklich nicht gantz im Ernst gemeint, so etwas kan nicht halten, er müßte denn eingehenckt werden ganz wider unsere Principia, alsdann würde er starck scheuern. Ich dächte, wir ließen es beym ersten.

*) Hier muß ich eine kleine orthographische Unmerckung machen. Ew. Wohlgebohren haben in Dero Gutachten Hypothenuse geschrieben mit einem th, es ist dieses ein Fehler zu dem einen so gar die Feder leicht verleiten kan wenn man auch die Sache weiß, weil man Hypothese und Hypotheck schreibt. Das Wort kommt aber eigentlich vom griechischen vñorɛivo subtendo her und ist soviel als subtensa. Man findet diesen Fehler aber auch so gar in manchen berühmten mathematischen Wercken.

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