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366. An J. U. H. Reimarus.

Wohlgebohrner Herr,

Hochzuverehrender Herr Doctor!

Der Ueberbringer dieses Briefes, ein sehr rechtschaffener und fleißiger Zuhörer von mir, hat mich um ein Vorschreiben ersucht, das ich ihm unter diesen für ihn, nach meinem Urtheil, vortheilhafften Umständen nicht habe abschlagen können.

Ich bin sehr in Ew. Wohlgebohren Schuld. 1) wegen der vortrefflichen Abhandlung und dann 2) wegen des rothen præcipitati per se. Wollen Ew. Wohlgebohren auf mich unmittelbar traciren, so wäre die Sache am leichtesten abgethan. Es studiren viele Hamburger hier, an die ich so gleich auf Ew. Wohlgebohren Ordre bezahlen werde. Es geht heute etwas scharf mit mir, deswegen muß ich, wegen dieses fast blos kaufmännischen Briefes gehorsamst um Vergebung bitten, der ich die Ehre habe mit der vollkommensten Hochachtung zu verharren

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Mit dem grösten Vergnügen würde ich Ihnen zu jeder Zeit eine Beschreibung meiner Lufftpumpe gegeben haben, wenn auch Ihr Verlangen nicht mit dem für mich allerdings sehr schmeichelhafften Neben-Umstand verbunden wäre, daß ich damit so vielen braven Männern einen kleinen Dienst erweisen kan.

Meine Lufft Pumpe ist eine so genannte Smeatonsche, das ist eine, die vermittelst Ventile zugleich zum verdünnen und verdichten der Lufft dient. Herr Smeaton, der, so viel ich weiß, noch in England lebt, hat seine Erfindung zu erst in den Philosophical Transactions Volume XLVII beschrieben, daraus hat sie unser Herr HofRath Kästner zu erst in seiner Angewandten Mathematic den Deutschen bekannt gemacht, auch selbst eine von dem hiesigen Herrn Bauherrn Kampe verfertigen lassen. Sonst stehen auch noch sehr

deutliche Beschreibungen davon in Karstens gröserm Mathematischen Werck und in Erlebens Physic gleich am Anfang des Buchs. Indessen hat Smeaton's erste Einrichtung viel unbequemes für den, der sie brauchen wolte, (denn manche Operationen musten auf den Knien geschehen) und vermuthlich noch mehr für den Verfertiger, denn der Haupthahn ist von einer zwar äusserst sinnreichen, aber auch sehr künstlichen Einrichtung; und ich glaube wenigstens, daß bey Maschinen auch vorzüglich darauf zu sehen ist, daß ihre Verfertigung eben nicht immer Harrisons, Graham's und Ramsden's Geschicklichkeit erfordert.

Diesen Unbequemlichkeiten haben nun die Herrn Nairne und Blunt auf das vortrefflichste abgeholfen ohne jedoch von dem charackteristischen dieser Art Lufft Pumpe, nemlich Erantlation und Compression durch dieselben Ventile, abzuweichen, daher sie ihr auch den Nahmen der Smeaton. schen gelassen haben. Und von dieser Art ist nun die Meinige.

Die Vorzüge dieser Lufftpumpe sind nun 1) daß man damit erantliren und comprimiren kan, ohne daß man nöthig hat zwischen jedem Stempel. zug eine Veränderung vorzunehmen, wie bey den Hahnen Lufftpumpen, sondern wenn alles gehörig gestellt ist (einmal für allemal), so kan jedermann, der nur Caffee zu mahlen gelernt hat, comprimiren oder exantliren. 2) Weil die Stange des Embolus in Ledern geht, so wird die Operation durch die Dauer nicht schwerer. Wenn die Lufft viele hundert mal verdünnt ist, so ist es noch eben so leicht den Stempel aufzuwinden, als beym Anfang (Dieses ist Smeaton's Gedancke). 3) hat man alles stehend vor sich, und darf nicht knien. 4) sind die untrüglichsten Maasstäbe angebracht so wohl die Grade der Verdünnung als der Verdichtung zu messen, und zwar hier 5) ohne Gefahr, wie bey Smeatons erster Einrichtung, da durch ein Geringes Versehen das Quecksilber in die Maschine drang und alle Löthungen angriff. 6) ist bey dieser Nairne- und Bluntischen die höchst vortreffliche Einrichtung, daß man die Recipienten ohne Nasses oder geöltes Leder unmittelbar auf den Teller setzen, und so auspumpen kan. Man darf nur die Glocke an dem Rande etwas ölen. Ja, kleine Klocken habe ich offt ohne ein merckliches Del fest gepumpt, blos dadurch daß ich die Klocke auf den Messingenen mattgeschliffenen Teller mit einer auf und zu schraubenden Bewegung an. drückte. Was für ein ausserordentlicher Vortheil dieses ist, darf ich Kennern nicht demonstriren. Ich will hier nur im vorbeygehen der electrischen Ver suche Erwähnung thun. Bekanntlich ist Feuchtigkeit und Schmier der Todt aller electrischen Erscheinungen. Was muß sich also nicht bey einer solchen Einrichtung in dieser Lehre thun lassen, ich meine in der Electricität im Vacuo, wo gewiß noch vieles ununtersucht ist?

Der Körper der Lufftpumpe, ohne den mindesten Apparat, ja nicht

einmal die kleinste Klocke mit gerechnet, kostet 38 Pfund Sterling. Dafür ist er aber aus dem besten Mahogany Holk verfertigt und alles Messing-Werck überfirnißt. Der Gröste Vorzug aber ist die Gnauigkeit im Wesentlichen, die sich blos in den Wirckungen zeigt, und beym ersten Anblick nicht in die Augen fallen kan.

Der Apparat dazu ist sehr groß. Ich erwähne nur hier einiger der vorzüglichsten Stück. 1) Ein Paar sehr grose Guerickische Halbkugeln, mit den vortrefflichsten Hahnen, so wie alle andere Hahnen Meistermäßig gearbeitet sind. 2) Ein Instrument für den Ducaten und Pflaumenfeder, ein groser Gläserner Cylinder, woran die Einrichtung ganz neu und ungewöhnlich einfach ist, sehr weit über Musschenbroecks und S' Gravesand'es Einrichtung. 3) Eine Einrichtung für den Schall. 4) Ein Manometer. 5) Die Birn Probe (pear gage) vortrefflich, um die Grade der Verdünnung zu messen. 6) mehrere höchst vortrefflich eingerichtete Werckzeuge alle Würckungen des Barometers zu erklären. 7) Grose Recipienten zu Versuchen in künst lichen Cufftarten. 8) ein langer Cylinder mit Fuß, zur Electricität im Vacuo. Dieser kan auch als ein Conducktor bey einer Elecktrisir Maschine gebraucht werden. 9) Eine Maschine die specifische Schwere der Lufft zu finden. 10) sehr viele Gläser zu allerley Versuchen, die hier zu beschreiben zu weitläufftig seyn würde.

Die Ventile sind hier von Wachstaffet, und Herr Nairne rühmt das Grose Ventil sehr. Er spricht auch von einer neuen Einrichtung dabey, diese kenne ich aber noch nicht. Denn, da die Maschine jezt sehr gut geht, und am Ende doch aus einander genommen werden muß, zumal, da ich eine nähere Beschreibung zu der neuen Ausgabe des Errlebenschen Compendii übernommen habe, so habe ich es noch immer verspart. Wolte Herr Drechsler, etwa die Weyhnachten, herüber kommen, so wolte ich alles aus einander nehmen.

Die Messingenen Deckel zu Verschließung der Cylinder und Recipienten sind alle schon mit einem bleibenden in Oel gekochten Leder belegt, so daß man gar keine Mühe hat, sie anschließen zu machen.

Schlüßlich muß ich noch erwähnen, daß manches beym Apparat ist, was ich mir, wenn ich gegenwärtig hätte seyn können, verbeten haben würde. Unter andern eine so genannte transferring machine, die über 12 Thaler kostet, und wovon ich jezt nur die Hahnen gebrauche, da das übrige blos dient einen Satz zu erweisen, den jeder gerne zugiebt und zugeben muß der das übrige verstanden hat. Ich bin mit wahrer Hochachtung

gantz der Ihrige

Lichtenbergs Briefe. II.

G. C. Lichtenberg.

7

P. P.

368. Un Wolff.

Gant kurk respectu Voluminis so wohl als der Worte kommen hier die beyden bestellten Fläschchen. Für die Ihrige wird nun gesorgt, nemlich eine ganz neue gemacht.

Göttingen den 13 November

83.

Die Rechnung liegt bey.

369. An Wolff.

G.C.L.

Göttingen den 24 November 1783.

Werthgeschäzter Freund,

Gottlob, daß Sie wieder in Hannover find. Wir wollen jezt recht brav zusammen schreiben. Heute werde ich wegen eines Hagelwetters von Geschäfften nur kurt seyn müssen.

Bey dem Phosphor Fläschchen gilt das güldene: quantum sufficit; also wenns nicht mehr gehen will, ein kleines Bröckchen Phosphorus zu gethan, um ihm die nöthige Flüssigkeit zu geben, etwas Nelckenoel, Schwefel sparsam und nicht ohne grose Noth, auch alsdann sehr gradatim. Jhres werden Sie auch bald erhalten, auch arbeitet Klindworth für Sie an der Lufftleeren Flasche.

Ich habe mich nun seit 8 Tagen mit den Montgolfierschen Blasen vergnügt, es ist ein Anblick der wahrlich nicht schlecht ist, und sehr viel schöner als man sich vorstellt. Um Ihnen den Anblick so bald als möglich zu ver schaffen schicke ich Ihnen hier eine, denn das Präpariren kostet nicht allein Gedult, denn die haben Sie, das weiß ich, sondern auch Zeit, die Sie nicht immer haben. Diese ist nur klein; Meine Blase, ich meine damit eigentlich die Schweinsblase, deren ich mich bediene, ist 14 Zolle hoch und 10 weit, ein ungeheures Ding, aber auch diese hier thut vortreffliche Würckung. Damit Sie sich das Vergnügen so offt als möglich verschaffen können, so will ich nur eine kleine Anleitung geben. Sie würden alles selbst finden, allein kürtzer ist besser.

a

Das erste Stück, das Sie haben müssen, ist ein kleiner Hahn, der bey a in die Blase geht, deren hornartig gewordenes Ende er. weicht werden muß, an diesem Ende wird sie mit einem Faden und Schleife am Hahn fest gebunden, einer Schleife damit man sie, ohne zu schneiden, leicht wieder loskriegen kan, das untere Ende b muß in das obere Ende einer Glocke, oder in den durchlöcherten Kord einer Bouteille passen, der der Boden eingeschlagen ist, um nun die Blase recht Lufftleer zu kriegen ohne sie wie ein Seil zu wringen verfährt man am besten so: Man drückt die Glocke oder Bouteille in das Wasser bis oben an, da sie denn voll Wasser wird; in dieser Lage steckt man den verschlossenen Hahn mit der Blase oben auf, hebt sie etwas aus dem Wasser, zu sehen ob keine Lufft neben dem Hahn vorbeydringt, hält alles Lufft, so öffnet man den Hahn und zieht die Glocke in die Höhe, so zieht sich die Lufft aus der Blase in die Glocke, und wird diese Operation mit einer hohen Glocke etliche mal wiederholt, so wird endlich das Wasser nicht mehr sincken und die Lufft grösten. theils aus der Blase seyn. Man kan sie auch heraus saugen wenn man sich in Acht nimmt, da man bey folgenden Versuchen immer inflammable Lufft aus zu saugen hat. Ist dieses geschehen, so verschließt man den Hahn. Hierauf wird inflammable Lufft gemacht. Aus Eisenfeil und Vitriol Spiritus und zwar in besondern Gefäßen, damit es ja nicht fehle, etwas viel, (5 Quartier werden hier hinreichen) damit es ja nicht fehle, wenns zum füllen geht. Hierauf wird die erste Glocke wieder durch eindrücken mit Wasser gefüllt, der verschlossene Hahn und Blase drauf gepfropft und die Glocke in die Höhe gezogen (a), alsdann die Bouteille b_mit inflammabler Lufft unter dem Wasser drunter geöffnet, da dann die inflammable Lufft in die Glocke a hinauf steigt; so füllt man die ganze Glocke; öffnet den Hahn, und drückt die Glocke sanfft ins Wasser, so dringt die Lufft in die Blase; Nun wird der Hahn geschlossen pp und nun Da Capo, bis die Blase stramm ist, (nicht allzu stramm) alsdann wird der Hahn geschlossen. Hierauf wird die Blase, die gleich über dem Hahn noch weich seyn muß, vom vorhergehenden einweichen, mit einem ge wichsten Seiden Faden (er braucht nur an

a

dem Ende gewichst zu seyn) mit einem einzigen Knoten über den Hahn gebunden wie bey a Figura 2. Hierauf wird der Faden bey b gelößt, die

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