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III. Über eine Süßwasserart der Gattung Multicilia Cienkowsky (M. lacustris nov. spec.) und deren systematische Stellung.

Im Jahre 1884 wurde von CIENKOWSKY (3) unter dem Namen Mul cilia marina ein sehr eigenartiger Organismus beschrieben, weld durch den Besitz zahlreicher, über die ganze Körperoberfläche y theilter Geißeln ausgezeichnet war und darum als eine Art Mittelf zwischen den Flagellaten und den ciliaten Infusorien ein erhöl Interesse gewann. Da CIENKOWSKY's Arbeit in russischer Sprache schrieben ist, und daher auch nur einem beschränkten Kreise Zoologen zugänglich sein dürfte, mag es nicht überflüssig erschei wenn ich hier den Passus über Multicilia in extenso mittheile, zu ich auch in Folgendem noch öfters darauf zurückzukommen ha werde1.

CIENKOWSKY giebt von Multicilia folgende Beschreibung:

>>Multicilia besteht aus einer nackten Anhäufung farblosen Protoplas mit zerstreuten Geißeln auf der Oberfläche versehen. Im Inneren finden weder Kerne noch kontraktile Vacuolen; auch eine Mundöffnung fehlt. Die bewegung geschieht langsam rotirend und ist durch schwache Bewegunger Geißeln bedingt. Daneben ist der Körper schwacher Kontraktionen fähig kann auch seine Form verändern, doch ist nie ein Einströmen des Plasmas i nanantstandenen Pseudopodien zu beobachten, wie es bei Amöben geschieht

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zwischen Entomorpha im Hafen des Klosters 1. Dasselbe Thier habe ich später auch im Schwarzen Meer, in der Krim und bei Odessa gefunden, aber nur in einer sehr beschränkten Anzahl von Exemplaren. So viel mir bekannt ist, giebt es in der Abtheilung der Flagellaten keine Art, die auf der ganzen Oberfläche mit Geißeln versehen wäre und kann darum Multicilia als einzige Vertreterin einer besonderen Familie der Flagellaten gelten. So lange nicht der Begriff » Geißel« und > Cilie genau begrenzt ist, kann Zweifel entstehen, ob dieses Thier nicht einfach zu den Ciliaten zu rechnen ist. Dieser Zweifel kann nur durch zukünftige Beobachtung der Entwicklungsgeschichte von Multicilia gelöst werden.

Diagnose: Protoplasmatischer Körper von veränderlicher Form, ohne Kern und kontraktile Vacuole. Viele Geißeln.«

Wenige Jahre später (1884) fand GRUBER (5) im Hafen von Genua die nämliche oder doch eine sehr nahe verwandte Form und beschrieb dieselbe, ohne von CIENKOWSKY'S Arbeit Kenntnis zu haben, nach einem einzigen Exemplare als Polymastix sol. In einer späteren Arbeit (6) kommt GRUBER noch einmal auf diese Form zurück, wobei er seine frühere Beschreibung in mehreren Punkten ergänzt und in einer Nachschrift hierzu sich von der Identität der Gattung Polymastix mit Multicilia überzeugt, nachdem schon vorher BÜTSCHLI (2) Polymastix als Synonym zu Multicilia gezogen hatte.

Im März dieses Jahres hatte ich nun das Glück in den an interessanten Thierformen so reichen Diatomeenrasen des Altrheins bei Neuhofen einen Organismus aufzufinden, welcher sich bei näherer Untersuchung als eine neue Art der bisher nur aus dem Meere bekannten Gattung Multicilia erwies; wegen ihres Vorkommens im Süßwasser mag dieselbe darum den Namen Multicilia lacustris. führen. Natürlich benutzte ich nach Möglichkeit die so unerwartet gebotene Gelegenheit den interessanten und bezüglich seiner systematischen Stellung noch so unsicheren Organismus etwas eingehender zu untersuchen, wodurch ich im Stande bin die Beobachtungen meiner Vorgänger nach mehreren Richtungen hin zu erweitern und zu vertiefen. Wenn hierbei nicht alle Organisationsverhältnisse gleich eingehend geschildert werden konnten, so liegt das daran, dass mir trotz eifriger Bemühungen nur relativ wenige (etwa 20-25) Exemplare der Multicilia lacustris zu Gesicht kamen, deren Isolirung aus den Anhäufungen zahlloser Diatomeen dazu noch mit einigen Schwierigkeiten verknüpft war.

Der protoplasmatische, auf seiner ganzen Oberfläche mit langen. Geißeln bedeckte Körper der Multicilia lacustris besitzt im All1 Gemeint ist das Kloster auf den Solowetzky'schen Inseln im Weißen Meere, wo sich eine Zoologische Station befindet.

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gemeinen eine kugelige Gestalt, welche indessen öfters auch in mehr ovale übergehen kann, da der Organismus schwach amöbo Bewegungen fähig ist. Sein Durchmesser beträgt 0,030-0,040 Eine besonders differenzirte Hülle ist nicht vorhanden und bi die oft auch schon im Leben sehr deutlich hervortretende Alv larschicht (Taf. XII, Fig. 4 av) des Plasmakörpers die Begrenz nach außen. Das Innere der Multicilia lacustris war bei a untersuchten Individuen erfüllt von zahlreichen grünen Körpern, indessen keine Zoochlorellen sind, sondern lediglich die Zellkör eines Chlamydomonas, die als Nahrung von außen aufgenom wurden.

Auf der ganzen Oberfläche dieses kugeligen Körpers erheben s zahlreiche ziemlich lange Geißeln, welche meist annähernd radiär geordnet sind und dadurch der Multicilia ein sehr charakteristiscl fast heliozoenartiges Aussehen verleihen. Die Länge dieser Geiß welche ihren Ursprung aus der äußersten Schicht des Körperplasi nehmen, beträgt durchschnittlich das 1,5-2 fache des Körperdur messers, doch finden sich daneben öfters auch bedeutend kürz (Taf. XII, Fig. 1 u. 2). Sie erscheinen stets vollkommen homogen, hoher Einstellung hell und glänzend, bei tieferer dunkel und sind ihrer ganzen Ausdehnung überall gleich breit, d. h. gegen das f Ende hin nicht merklich verschmälert, verhalten sich somit in ih optischen Eigenschaften ganz wie die Geißeln typischer Flagella z. B. einer Euglena.

Auch in ihren Bewegungserscheinungen bieten die Geif der Multicilia große Ähnlichkeit mit denjenigen der Flagellat geißeln dar, doch scheint es, als wenn sie so lebhafte Schlängelun und Windungen, wie sie z. B. die Geißel einer Euglena häufig ze nicht zu vollführen im Stande wären. Nur selten und meist nur kurze Zeit sind sie ganz gerade ausgestreckt und dann ohne merk Bewegung; gewöhnlich sieht man sämmtliche Geißeln der Multic langsam hin- und herschlagende oder pendelnde Bewegungen führen, wobei ihr freies Ende sich oft stark bogenförmig hin- und krimmt oder sich mehr oder weniger lebhaft schlängelt, ja biswe

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lich gering, denn ein Exemplar, das ich genauer kontrollirte, legte in 25 Sekunden nur einen Weg von 0,090 mm zurück.

Ein Einziehen der Geißeln wurde in keinem Falle beobachtet, eben so wenig das Entstehen einer neuen Geißel. Äußeren Eingriffen widerstehen dieselben kräftig, da sie an sehr stark gedrückten oder selbst vollständig zerquetschten Thieren keine besondere Veränderung erleiden; eben so erhalten sich die Geißeln auch bei Zusatz von Alkohol, der den Organismus rasch tödtet, abgesehen davon, dass sie sich an ihren freien Enden spiralig einrollen. Kurz, die ganze optische Erscheinung, die Art und Weise der Bewegung, das Verhalten gegen Reagentien etc.

Alles lässt wohl zweifellos erkennen, dass bei Multicilia wirkliche Geißeln vorhanden sind, und nicht etwa nur fadenförmige Pseudopodien, wie man vielleicht bei oberflächlicher Betrachtung annehmen könnte, denn letztere werden ja bei Rhizopoden und Heliozoen eingezogen, sobald ein stärkerer Druck auf sie einwirkt, und lassen sich auch nur sehr schwer einigermaßen ausgestreckt fixiren.

Bei gewissen Gelegenheiten kommt es indessen bei Multicilia auch zur Bildung wirklicher Pseudopodien; so bei der Nahrungsaufnahme, wie unten näher geschildert werden wird. Auch sonst, d. h. wenn keine Nahrung aufgenommen wird, sieht man bisweilen, dass sich zwischen den Geißeln kurze stummelförmige, oft etwas gekrümmte Plasmafortsätze erheben, die nach einiger Zeit oft wieder eingezogen werden; es ist wahrscheinlich, dass aus ihnen die bei der Nahrungsaufnahme thätigen Pseudopodien sich entwickeln. GRUBER (6) hat ähnliche Plasmafortsätze bei Polymastix sol beobachtet. Ja sogar wirkliche Pseudopodien, mit deren Hilfe sich Multicilia nach Art der Rhizopoden fortbewegte, habe ich unter gewissen anormalen Bedingungen sich bilden sehen. Unterwirft man nämlich die Multicilia einem immer stärker werdenden Druck, indem man das mit Wachsfüßchen versehene Deckglas immer mehr dem Objektträger anpresst, so verliert der Körper des Thieres seine kugelige Gestalt und nimmt lappige Umrisse an. Hierbei zeigte sich an einem von mir etwa zwei Stunden lang beobachteten stark komprimirten Thiere die sehr auffallende Erscheinung, dass an verschiedenen Stellen nach einander das Plasma bruchsack artig über die Oberfläche hervorquoll, sich hier in Gestalt eines anscheinend vollkommen homogenen Peudopodiums eine Strecke weit längs des Randes ausbreitete, worauf der grüne Inhalt des Körpers in dasselbe nachströmte. Indem sich dieser Vorgang öfters wiederholte, rückte Multicilia ganz wie ein Rhizopode langsam vom Platze. Die Geißeln erschienen hierbei nicht betheiligt,

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entgegengesetzten Bezirk des Körpers vereinigt ohne lebhaftere Be gung verharrten. Übrigens darf hierbei nicht außer Acht gela werden, dass eine Fortbewegung mittels der Geißeln schon durch starke Pressung, welcher der Organismus unterworfen wurde, geschlossen war.

Wenden wir uns nun zur inneren Organisation. Wie be hervorgehoben wurde, entbehrt der kugelige Körper der Multic einer besonderen Hülle; auch wurde keine Differenzirung des Plas in Ekto- und Entoplasma beobachtet. Die Alveolarschicht, welche Körper nach außen begrenzt, tritt sowohl im optischen Durchschnit auch bei Ansicht von der Fläche in letzterem Falle als sehr f maschiges Netzwerk deutlich hervor, besonders an den mit Osmi säuredämpfen fixirten Exemplaren. Sie enthält stets zahlreiche kl glänzende Körnchen eingelagert, die aber ziemlich ungleichmäßig theilt sind (vgl. Taf. XII, Fig. 4). Das Innere des Körpers war bei a untersuchten Individuen derart vollgepfropft mit verschieden gro grünen Zellen einer Chlamydomonas-Species, dass die Untersuch sehr erschwert wurde. Kerne fanden sich bei den von mir darau untersuchten Exemplaren der Multicilia lacustris in der Mehr vor; das auf Taf. XII, Fig. 3 abgebildete Exemplar enthielt fünf Nu Im Leben ist von ihnen wegen der zahlreichen Nahrungskörper nu und zu an günstigen Stellen etwas zu sehen; viel deutlicher treter hervor, wenn man die Multicilia stark presst oder selbst zerquet und mit Essigsäuremethylgrün (oder einem ähnlichen andern Farbs färbt. Dann erscheint jeder Kern als rundliches Bläschen, welch seinem Inneren einen relativ großen »Binnenkörper« (Nucleolus) schließt, der manchmal eine verwaschen netzig-wabige Struktur kennen lässt. Einen ähnlich gebauten Kern fand GRUBER (6) in Einzahl bei Polymastix sol, während CIENKOWSKY für Multic marina das Vorhandensein eines Kerns bestimmt verneint - eine gabe, die wohl zweifellos den thatsächlichen Verhältnissen nicht spricht.

Kontraktile Vacuolen wurden bei Multicilia marina (P mastix sol) weder von CIENKOWSKY noch von GRUBER beobac doch scheint mir trotzdem ein Fehlen noch keineswegs sicher zu Bei Multicilia lacustris fand ich auf der ganzen Oberfläche unm har unter der Alveolarschicht sehr zahlreiche kleine Vacuolen, w

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