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Neuer Anzeiger

für

Bibliographie und Bibliothek wissenschaft.

Jahrgang 1879.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaction

von

Dr. Julius Petzholdt,

Königl. Sächs. Geh. Hofrath, Bibliothekar Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen,
sowie Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen etc. etc.

Dresden,

G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung.

1879.

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mich

5-25-28

16380

NEUER ANZEIGER

für

Bibliographie and Bibliothek wissenschaft.

Herausgegeben von Dr. J. Petzholdt.

Januar.

Inhalt:

1879.

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Der Verlagsbuchhändler W. Baensch in Dresden. Die Bibliothek der
Königin Amalia Augusta von Sachsen.
A. Schumann. I. Ph. H. Welcker.

Von

Gothaische Schriftsteller.
Die Litteratur der Lehnin'schen

Weissagung. Von Dr. Ed. W. Sabell. Litteratur und Miscellen.

Allgemeine Bibliographie.

[1] Der Verlagsbuchhändler W. Baensch in Dresden.

Es ist für mich nicht allein Bedürfniss, sondern ich halte es auch für eine Art Ehrenpflicht, in diesem Bl.*) eines Mannes Erwähnung zu thun, der, obschon eine lange Reihe von Jahren dem Buchhandel angehörend, doch unter seinen Collegen nicht so gekannt zu sein scheint, wie er mir bekannt geworden ist: es ist dies der Königl. Württembergische geh. Commerzienrath und Consul für Sachsen Wilhelm v. Baensch, Inhaber der Firma,,W. Baensch Verlagshandlung in Dresden". Zwar ist der Verlag von Baensch weder so umfangreich, noch im allgemeinen so hervorragend, dass desshalb auf diesen Mann hier vorzugsweise hingewiesen zu werden verdient, aber es ist Ein Verlagswerk, um dessentwillen Baensch in den weitesten Kreisen auf besonders ehrenvolle Anerkennung Anspruch machen darf: ich meine das in Baensch's Verlage erschienene Werk des Staatsministers a. D. Dr. Frhr. von Falkenstein,,,Johann König von Sachsen, ein Charakterbild"), welches allgemein und mit vollem Rechte als ein des vortrefflichen Fürsten würdiges Denkmal bezeichnet und gerühmt worden ist.

Darf ich meiner innigsten Ueberzeugung nach es schon als ein Verdienst von Baensch bezeichnen, dass er willig die Hand dazu geboten hat, dieses Denkmal mit errichten zu helfen, so muss ich es als ein noch bei weitem höheres Verdienst veranschlagen, dass Baensch, fern von aller geschäftlichen Berechnung und lediglich von seiner Pietät gegen den verstorbenen König bewogen, mit freigebiger Hand die reichen Mittel gewährt hat, welche dazu erforderlich gewesen sind, um das Denkmal äusserlich so schön und würdig auszustatten. Hierfür müssen Alle, die den König geehrt und geliebt haben, und insbesondere Diejenigen, welche dem König im

Ursprünglich für das Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel bestimmt.

Leben näher gestanden sind, Baensch zur grössten Dankbarkeit sich verpflichtet fühlen, und zwar um so mehr, als dies darf man mir aufs Wort glauben ein Zweiter, der in ähnlicher Weise wie Baensch das hochverdienstliche Falkenstein'sche Werk gefördert hätte, sich nicht leicht gefunden haben würde. Mögen Alle, welche das Falkenstein'sche Werk lesen, und sich an dessen Lectüre erfreuen und erbauen, stets dabei auch des Mannes mit Dank eingedenk bleiben, durch dessen pietätsvolle Uneigennützigkeit ihnen ein solcher Genuss erst möglich geworden ist.

Und bei Dem, was Baensch zur Förderung des Falkenstein'schen Werkes bereits gethan hat, ist derselbe noch nicht einmal stehen geblieben. In Betracht, dass der, obschon im Verhältnisse zu den bedeutenden Herstellungskosten durchaus mässige, Preis doch immerhin noch für so Manchen, ja für die Mehrzahl des Volkes, welches in dem Verstorbenen den edlen Fürsten und Menschen aufrichtig und innig verehrt hat, zu hoch sein dürfte, um sich das Buch zu eigen zu machen, zugleich aber auch in Erwägung, wie wünschenswerth es sein würde, die Kenntniss des Inhalts des Buches in alle Schichten des Volkes dringen zu lassen, um dadurch die Liebe zu dem Verstorbenen überall wach zu erhalten, hat Baensch eine Volksausgabe) zu dem denkbar billigsten Preise vorbereitet, der selbst den Geringsten im Volke in den Stand setzen wird, sich den Genuss des Buches zu verschaffen. Durch diese Volksausgabe wird das Falkenstein'sche Werk, wie es dasselbe auch in Wahrheit verdient, zu einem eigentlichen Volksbuche werden, welches nicht blos der Mitwelt, sondern auch künftigen Geschlechtern, so Gott will, recht eindringlich erzählen soll von dem Fürsten, der als weiser und gerechter Regent ebenso wie als tugendhafter Mensch und Gott ergebener Christ, als sorgsamer Familienvater und treuer Freund, nicht minder als tüchtiger und dabei doch bescheidener Gelehrter stets zum leuchtenden Vorbilde dienen kann. Wird auch bei der Lecture des Volksbuches natürlich und, wie es sich gebührt, in allererster Reihe des Verfassers dankbar gedacht werden müssen, der es trefflich verstanden hat, das Bild dieses Fürsten in einer für Jedermann anschaulichen und zugleich anregenden Weise zu entwerfen, so wird man gleichwohl, nächst dem Verfasser, auch des Verlegers nicht vergessen dürfen, durch dessen, wie ich unverholen sagen darf, wahrhaft preiswürdige Liberalität das Falkenstein'sche Werk erst zum Volksbuche gemacht worden ist. Ohne alle und jede Rücksicht auf pekuniären Gewinn hat der Verleger die Hand dazu geboten, zu Ehren des Königs, in dessen Lande er zwar nicht geboren ist, aber eine lange Reihe von Jahren schon gelebt hat, und dem er mit treuer Liebe anhängt, das Volksbuch schaffen zu helfen wobei ich nicht verschweigen mag, dass, wie vom Verfasser das für die Volksausgabe bedungene Honorar zum Grundstocke eines

Kapitals zum Zwecke der Errichtung eines ehernen Denkmales des Königs Johann bestimmt worden ist, so auch der Verleger eine gleiche Summe zur Vermehrung dieses Grundstockes zuvorkommend gespendet hat.

Hiernach wäre der Zweck, den ich beim Niederschreiben vorstehender Zeilen im Auge gehabt habe das Verdienst von Baensch nämlich um das Falkenstein'sche Werk, welches sonst möglicher Weise unbekannt gellieben sein würde, zu schildern und nach Gebühr zu würdigen eigentlich erreicht, und ich könnte schliessen, wenn ich es nicht für ganz passend fände, noch ein paar anderer Verlagsartikel dieses Mannes Erwähnung zu thun, die gewissermaassen mit den obenerwähnten insofern im Zusammenhange stehen, als Baensch zur Uebernahme des Verlages dieser wohl kaum sehr rentabeln Artikel mehr oder minder mit durch seine Pietät gegen den verstorbenen König Johann veranlasst und bestimmt worden ist. Der eine dieser Verlagsartikel betrifft das Dresdner Königl. Hoftheater3), an dem der König bekannntlich durch bedeutende Opfer sein grosses Interesse gezeigt hat, und der andere die Mittheilungen des Königl. Sächsischen Alterthumsvereines4), zu dessen Stiftern der König nicht nur gehört, sondern dem er auch bis zu seinem Regierungsantritte als Präsident und nacher bis zu seinem Tode als Protektor vorgestanden ist. Endlich darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass Baensch zur Uebernahme des Verlages des seither vom Geheimrath v. Weber, im Tauchnitz'schen Verlage, herausgegebenen und vom verstorbenen König stets mit grosser Theilnahme verfolgten,,Archives für Sächsische Geschichte", dessen Existenz durch Tauchnitz' Rücktritt vom Verlage gefährdet erscheint, trotz der sehr geringen Aussicht auf pekuniären Gewinn sich doch nicht abgeneigt gezeigt hat.

1) Johann König von Sachsen. Ein Charakterbild von Dr. Johann Paul von Falkenstein. Mit drei Portraits [radirt von H. Bürkner] und acht Beilagen [zusammengestellt von J. Pezholdt]. 1878. 3weiter Abdruck. 1879. gr. 8o. XII, 339 S. m. 3 Taf. Pr. n. 8,50 Mt. Kabinetsausgabe n. 10 Mt.

2) Johann König von Sachsen. Ein Charakterbild von Dr. Johann Paul von Falkenstein. Mit drei Portraits [radirt von H. Bürkner]. Voltsausgabe besorgt von J. Peßholdt. 1879. 8°. VII, 210 S. m. 3 Taf. Pr. n. 1,50 Mt. geb.

3) Geschichte des Hoftheaters zu Dresden. Von seinen Anfängen bis zum Jahre 1862. Von Robert Prölss. 1878. gr. 8o. XIII S., 1 Bl. 672 S. Pr. n. 12. Mk.

4) Mittheilungen des Königl. Sächs. Alterthumsvereins. Namens desselben herausgegeben von K. Ermisch und A. v. Eye. 28. Heft. 1878. 8°. XIV, 162 S. m. 6 Taf. Pr. n. 3 Mk.

J. Petzholdt.

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