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keinesweges sanskülottiscli, sondern vielmehr mit aller den Altfranzosen eigenen Eleganz gekleidet, und trugen meistens grosse dreifarbige Federbüsche auf den Hüten. Man rühmt sie allgemein wegen ihres artigen und gesitteten Tons, und gestattet ihnen den Zutritt in den besten Häusern. Die Soldaten wohnen in den Kasernen, und werden mit vieler Menschlichkeit behandelt. Eine grofse Menge von ihnen sah ich um einen Bänkelsänger versammelt, der mit einem Stäbchen auf ein scheusliches Gemälde wies, worin eine Guillotine die Hauptfigur machte. In der Volkselegie, die er dabei über die schreckliche Ermordung der verwittweten Königin von Frankreich absang, ward die französische Nazion nicht nur mit Tygern und Hyänen, sondern sogar auch mit Basilisken und Lindwürmern in eine Kategorie gebracht.

Hierbei fällt mir die kleine Guillotine ein, welche ein hiesiger Einwohner, in der humanen Absicht hat verfertigen lassen, um dem

für seine Mahlzeiten zum Tode verurtheilten

Geflügel die Qualen der Hinrichtung abzu

kürzen.

Mit wahrem Vergnügen erfuhr ich durch den Hofrath von Köpken, dafs die magdeburgische litterarische Gesellschaft, deren ältestes und thätigstes Mitglied er ist, einmüthig beschlossen habe, dem Andenken Basedows, an der Grabstätte desselben auf dem hiesigen Heiligengeist Kirchhofe, ein Denkmal errichten zu låssen. Das Brustbild des Verstorbenen en Basrelief, dessen Verfertigung man dem geschickten Professor Döll in Gotha aufgetragen hat, wird die ganze Verzierung dieses Monuments ausmachen, und die Aufschrift einzig und allein aus den wenigen Buchstaben seines Namens bestehen. Für einen grofsen Todten giebt es wohl schwerlich eine ehrenvollere Grabschrift.

Von la Fayette wird auch hier mit warmer Achtung gesprochen, und das Schicksal, welches diesen hochsinnigen und menschlichen Feldherrn, in der Mitte eines so schön und rühmlich begonnenen Laufs, in Fesseln zwang, von allen, die gesundes Geistes und Herzens sind,

den grausamsten beigezählt, die einen Sterblichen treffen können. Es war mir lieb aus dem Munde eines glaubwürdigen Mannes, der als Arzt seines täglichen Umgangs genossen hatte, beinahe ganz das Gegentheil von dem zu hören, was wir einst, mit so bitterm Unwillen, über la Fayettes harte und unwürdige Behandlung auf der magdeburgischen Citadelle in mehreren öffentlichen Blättern lasen.

Ein Ausspruch la Fayettes, dieses einsichtsvollen Beurtheilers und richtigen Würdigers von Feldherrntalenten und Feldherrnverdiensten, über den Prinzen von Koburg, bei Gelegenheit des Uebergangs Dümouriezs zur Österreichischen Armee, scheint mir so wahr und treffend zu seyn, dafs ich dir denselben wiederholen zn mülsen glaube. „Man kann dem Prinzen von Koburg ausgezeichnete Feldherrntalente nicht absprechen," sagte er zu einem Offiziere der magdeburgischen Garnison;,, aber einen Fehler hat er begangen, den ihm die Nachwelt nie verzeihen wird: er griff die Franzosen nicht an, als Dumou

riez zu ihm übergieng, und ihre Armee sich in einer so gänzlichen Unordnung und Zerrüttung befand, dafs er sie mit leichter Mühe bis auf den letzten Mann hätte aufreiben können."

Alexander Lameth befindet sich noch hier, wird aber nächstens nach einem Bade in Schlesien abreisen, um seine äusserst geschwächte Gesundheit wieder herzustellen. Das Traktament, welches er vom Könige von Preussen bekommt, beträgt täglich zwei Reichsthaler. Lameths Mutter, eine gebohrne Broglie, die als eine geistvolle und entschlossene Frau gerühmt wird, ist ihrem Sohne nach Magdeburg gefolgt.

SIEBEN UND DREISSIGSTER BRIEF.

Halberstadt, 6. Mai. 1794.

Herr von Köpken und ich sind von Mag. deburg hieher gereist, um unsern gemeinschaftlichen Freund Gleim zu besuchen. Ich fand diesen Nestor unter den jetzt lebenden Dichtern, der, wie Klopstock so wahr und schön von ihm singt,,, liebend Liebe gebeut, und hier nur die zögernde sanfte Mässigung basst, "noch eben so feurig, kraft- und geistvoll, wie vor zehn Jahren; auch in seinem Aeufseren hat dieser Zwischenraum keine auffallende Veränderung hervorgebracht.

Für ihn scheint der kastalische Quell die wahre Fontaine de Jouvence zu seyn.

Ich traf hier den Bibliothekar Benzler von Wernigerode an, dessen deutschen Dionys von Halikarnafs wir einst mit einander la

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