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Die Beweisgründe, welche Kükenthal gegen diese Nordpolhypothese ins Feld führt, sind erstlich paläontologische. Da aus dem Mesozoicum nur wenige Reste von Säugetieren aus Europa, Asien und Nordamerika vorliegen, deren Beuteltiernatur durchaus nicht erwiesen ist, lässt sich die Verbreitung der Säugetiere erst von der Tertiärzeit an mit Sicherheit verfolgen, und deutet auf eine Entwicklung von drei verschiedenen Schöpfungsherden aus: Der erste und älteste ist Australien mit seiner Monotremenund Beuteltierfauna, der zweite Südamerika als Ursprungsstätte der Edentaten, Nager und einiger Beutler, welche freilich von der australischen stark abweichen. Beide Schöpfungsherde haben vielleicht auch eine gemeinsame Ursprungsstätte durch eine ehemalige antarktische Verbindung, die auch Südamerika mitbetroffen haben kann. Von dieser antarktischen Heimat aus wären die Vorfahren der Beutler sowohl nach Australien wie nach Südamerika gewandert und hätten sich in beiden, später getrennten Regionen in divergenter Weise weiter entwickelt. Dadurch sind auch die in Südamerika gefundenen Dasyuridenreste in Einklang zu bringen. mit den in Australien heute noch lebenden Vertretern dieser Familie. Hingegen haben aber die Beutler des europäischen Tertiärs nichts mit ihnen zu thun, da sie der Familie der Didelphiden angehören, wie sie heute noch in Süd- wie Nordamerika vorkommen. Sie sind aus Nordamerika eingewandert, von dem ja auch aus vielen anderen Gründen in früheren Epochen ein Zusammenhang mit Europa angenommen werden muss und sind damit dem dritten, weitaus größtem Schöpfungscentrum zuzurechnen, welches Europa, Asien, Afrika und das mit Europa verbundene Nordamerika umfasst.

Zweitens sprechen auch vom geophysischen Standpunkte aus erhebliche Einwände gegen die Nordpolhypothese. Die Abnahme der inneren Erdwärme kann bei dem geringen Leitungsvermögen und der annähernden Gleichmäßigkeit der Erdschichten seit längeren Perioden keine erhebliche Rolle gespielt haben. Auch würden sich daraus für die älteren Perioden, aus denen wir noch wohlerhaltene Tierreste kennen, Temperaturen ergeben, welche organisches Leben unmöglich machten.

Von demselben Standpunkte aus bezweifelt Verfasser auch die Richtigkeit der von Georg Pfeffer aufgestellten Hypothese über die jetzige Verbreitung der Meerestiere, welche aus einer vortertiären über den ganzen Erdball gleichmäßig verbreiteten Littoralfauna die jetzigen Verhältnisse abzuleiten versucht. Mit der zunehmenden Abkühlung an den Polen zogen sich von den Littoraltieren diejenigen zurück, welche nur unter gewissen Temperaturverhältnissen existieren konnten, während nur ein kleiner Teil in dem immer kälter werdenden Wasser der Pole zurückblieb, woraus sich die Uebereinstimmung der arktischen und antarktischen Littoralfauna, welche vielfach die gleichen Gattungen hat, erklären lässt. Die gleichmäßige hohe Temperatur, welche die Entstehung der Universalfauna begleitete, will Pfeffer auf die früher viel höhere Sonnenwärme zurückführen, die seit der Kreidezeit rapid abgenommen hat. Aber auch hier würde man bald zu Temperaturhöhen kommen, welche tierisches Leben ausschließen.

Verfasser will mit andern Forschern diese Klimaschwankungen an den Polen aus durch Verlagerungen der Ländermassen erfolgten Schwankungen der Erdaxe erklären und daraus lässt sich dann in den Polargebieten das ehemalige Vorkommen von Tieren und Pflanzen, die heute auf mildere

Regionen beschränkt sind, auch ohne Zuhilfenahme einer vorcretaceischen Universalfauna, die ohnehin auch den paläontologischen Thatsachen widerspricht, erklären. Mit Recht schließt Kükenthal, „wir müssen darauf Verzicht leisten, die jetzige Tierverbreitung auf grund solcher allgemeinen Prinzipien erklären zu wollen, die heutige Verbreitung der Tiere hat vielmehr eine lange Geschichte hinter sich, sie ist ein Produkt aus unendlich vielen Faktoren".

Wale in tropischen Meeren. Der Wal, welcher bei Halmahera gejagt wird, ist der Pottwal, der zwar keine Barten, aber dafür reichlichen Speck und in seinem Kopfe das feine, als Spermacet bekannte Oel enthält. Der Wert eines großen Pottwals kann 20,000 Mark betragen. Gelegentlich stranden auch Wale an den Küsten der Insel.

Ueber das Vorkommen des Dugong (Halicore dugong) konnte nichts Sicheres in Erfahrung gebracht werden; er scheint hier seltener zu sein als in den Meeresteilen um Australien.

Diesen Abschnitt benützt Verfasser, um dem noch vielfach verbreiteten und immer wieder auftauchenden Glauben nochmals entgegenzutreten, dass die Wale wirklich Wasser aus ihren Nasenlöchern spritzen können. Gerade die Beobachtungen, welche in den Tropenmeeren gemacht worden sind, sind neuerdings als beweisend dafür angegeben worden, dass es nicht sich abkühlender Wasserdampf, sondern wirkliches Wasser sein müsse, welches der Wal ausstoße.

Bei dem anatomischen Bau der Cetaceennase ist es geradezu unmöglich, wie Kükenthal in seinen „anatomischen Untersuchungen an Waltieren" (II. Teil, Jena 1893) nachgewiesen hat. Alle Erzählungen und Beobachtungen beruhen auf einem Beobachtungsfehler, die Wasserstrahlen sind bei näherer Betrachtung nichts als stark mit Wasserdampf geschwängerter Atemluft, welche mit großer Gewalt aus den Nasenlöchern ausgepresst wird.

Die Verbreitung der Tiere im Malayischen Archipel. Die Trennungslinie zwischen der australischen und indischen Fauna soll nach Wallace zwischen den kleinen Sundainseln Bali und Lombok einerseits, zwischen Borneo und Celebes andrerseits verlaufen, so dass Celebes schon zur australischen Fauna gehören würde. Die Fauna der letzten Insel beherbergt neben der australischen auch sehr alte indische Formen, die den benachbarten großen Sundainseln fehlen. Daher neigt man zu der Annahme, dass Celebes in ältester Zeit mit dem asiatischen Westen, später aber durch Neu-Guinea und Timor mit Australien zusammengehangen hat.

Wenn nun auch die Fauna von Celebes noch nicht genügend erforscht ist, so haben doch die Expeditionen von Max Weber ergeben, dass die Säugetierfauna von Celebes als eine durchaus indische anzusehen ist. Es beherbergt nur 3 australische Formen (Phalangerarten), wenn man die Fledermäuse für tiergeographische Fragen nicht in betracht zieht, dagegen 31 indische. Da Phalanger ein zählebiges, baumkletterndes Beuteltier ist, das auf fast allen größeren und kleineren Inseln des malayischen Archipels vorkommt, kann man, namentlich bei den dortigen starken Strömungsverhältnissen, an eine gelegentliche Uebertragung durch angetriebene Baumstämme denken. Für den Cynopithecus niger, der außer auf Celebes nur noch auf Batjan und sonst nirgends in den Molukken vor

kommt, nimmt man eine rein zufällige Verschleppung von Celebes aus an, wenn auch, wie Kükenthal meint, die Möglichkeit nicht auszuschließen ist, in ihm noch den letzten Rest einer altindischen Fauna für Batjan zu erblicken.

Für die anderen Tierklassen haben Weber's Untersuchungen an Süßwasserfischen, deren Verbreitung unbedingt an eine ehemalige Landverbindung geknüpft ist, dargethan, dass die Fisch fauna von Celebes einen indischen, aber keinen australischen Charakter hat.

Auch die hydrographischen Verhältnisse sprechen gegen eine Trennungslinie zwischen Borneo und Celebes. Neue Lotungen haben ergeben, dass beide Inseln durch eine über der Hundertfadenlinie liegende Brücke verbunden sind.

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Alle diese Umstände sprechen vielmehr dafür, die Trennungslinie zwischen Celebes und Halmahera zu suchen, obwohl auch auf letzterer Insel noch asiatische Formen vorkommen. Kükenthal stellt sich die Entstehung der Fauna des malayischen Archipels in folgender Weise vor. Zu sehr alter Zeit hat eine Verbindung Australiens mit dem asiatischen Kontinente stattgefunden und bis Halmahera, Batjan (Cynopithecus?) und Buru (Babirussa) lassen sich noch Spuren jener alten indischen Fauna verfolgen. Diese Verbindung wurde zuerst unterbrochen durch eine zwischen Celebes und den Molukken eintretenden, tiefen Meeresarm. Während sich in der östlichen Hälfte die Molukken von dem noch länger mit Australien in Verbindung stehenden Neu-Guinea trennten, aber dennoch, durch die fast ununterbrochene Inselverbindung begünstigt, mancherlei neue Einwanderer aus jenem Gebiet erhielten, kam im Westen eine Abtrennung von Celebes zu stande. Von der altertümlichen Säugetierfauna der damaligen Zeit erhielten sich auf Celebes noch Formen wie Anoa, Babirussa und Cynopithecus, vielleicht in folge der Isolierung, während sie im westlichen, noch mit dem asiatischen Festlande zusammenhängenden Gebiete verschwanden. Erst in später Zeit erfolgte der Zerfall dieses westlichen Gebietes in Borneo, Java, Sumatra und Malakka, deren Faunenähnlichkeit noch heutzutage eine sehr große ist“.

Auch für den südlichen Teil der Wallace'schen Trennungslinie zwischen Bali und Lombok muss eine erhebliche Verschiebung nach Osten eintreten. Die Fauna genannter Inseln ist allerdings noch nicht genügend erforscht, aber für das östlich von Lombok gelegene Flores ist durch Weber's Untersuchungen festgestellt, dass seine Säugetierfauna keine einzige australische, sondern ausschließlich indische Formen enthält.

Damit hätten wir in kurzen Zügen die allgemeinen biologischen Abschnitte, welche Kükenthal in seinen interessanten Reisebericht eingeschlossen hat, wiedergegeben. Auf die speziellen zoologischen Resultate, die Erforschung der Landfauna von Halmahera u. s. w. einzugehen, liegt nicht im Rahmen dieses Referates. Ebenso wenig konnte der reiche ethnographische Inhalt berührt werden. Nur soll demnächst im Anschluss an Kükenthal's Untersuchungen an Alfuren-Schädeln einiges von seinen Ansichten über den Ursprung und die Verwandtschaft der Alfuren berichtet werden. R. [63]

Verlag von Eduard Besold (Arthur Georgi) in Leipzig. Druck der kgl. bayer. Hof- und Univ. - Buchdruckerei von Junge & Sohn in Erlangen.

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24 Nummern von je 2-4 Bogen bilden einen Band. Preis des Bandes 20 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.

XVI. Band.

15. August 1896.

Nr. 16.

Lindner, Studien

Deutscher Verein für öffent

Inhalt: Zopf, Zur biologischen Bedeutung der Flechtensäuren. über die Biologie parasitischer Vorticellen.

liche Gesundheitspflege.

Zur biologischen Bedeutung der Flechtensäuren.

Von Prof. Dr. Wilhelm Zopf in Halle.

In der botanischen Litteratur findet sich verschiedentlich die Behauptung, dass die sogenannten Flechtensäuren, die bekanntlich seitens der Flechtenhyphen in Form von feinsten Kryställchen oder Körnchen zur Abscheidung gelangen, ein wirksames Schutzmittel gegen Tierfraß darstellen.

Mit dieser Annahme wollten indessen gelegentlich in der freien Natur gemachte Beobachtungen durchaus nicht harmonieren.

Ich fand nämlich im Laufe der letzten Jahre, wo ich Gelegenheit hatte, mich mehrfach mit Flechten zu beschäftigen, eine ganze Reihe von strauchigen, laubigen und krustigen Formen der verschiedensten Familien bald deutlich angefressen, bald förmlich zernagt, mitunter sogar bis zur fast völligen Unkenntlichkeit zerstört.

Zunächst wollte es mir allerdings nicht gelingen, die Tiere, welche solche Attentate ausführten, ausfindig zu machen, offenbar weil ich in dem Glauben befangen war, es müssten makroskopisch augenfällige Objekte die Ursache sein. Bei weiterem Verfolg der Sache ermittelte ich indessen, dass es sich meist um winzige, dem bloßen Auge leicht entgehende Orthopteren und Spinnentiere (Poduriden und Acarinen) handele. In einem Falle beobachtete ich eine kleine Schnecke als Flechtenfresser.

Mit den betreffenden Flechten werden natürlich gleichzeitig mehr oder minder große Quantitäten von „Flechtensäuren" verzehrt. Es XVI.

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war nun meine Aufgabe zu ermitteln, welche Flechtenstoffe es denn seien, die von jenen Tieren gefressen werden, mit anderen Worten, welche Flechtenstoffe kein Schutzmittel gegen den Fraß gewisser Tiere bieten.

Für die Lösung dieser Frage war ich dadurch genügend vorbereitet, dass ich in den letzten vier Jahren zahlreiche Flechtenstoffe isolierte und untersuchte 1).

1. Physcia aipolia (A ch.).

Als ich eines Tages die Flechtenvegetation von jungen Eschen bei St. Ulrich in Gröden (Südtirol) musterte, fiel es mir auf, dass zahlreiche Thalli der oben genannten Lichene häufige Fraßstellen zeigten und gleichzeitig von einer Unmenge winziger grauer Tierchen besetzt erschienen, die wie Springschwänze (Poduriden) aussahen. Auf einigen Thalli waren sie in so großer Zahl vorhanden, dass dieselben wie mit einer grauen wimmelnden Masse bedeckt erschienen.

Da die einzelnen Individuen etwa die Größe eines Millimeters hatten, konnte man schon mit einer starken Lupe, besser noch bei schwacher Mikroskopvergrößerung konstatieren, dass sie sowohl an den Thalluslappen als auch an den Apothecien, besonders an deren Schlauchschicht, herum nagten, überall Löcherbildungen hervorrufend. Ohne Zweifel waren die starken Durchlöcherungen des Thallus und die Aushöhlung und Durchlöcherung der Schlauchfrüchte, welche die Flechte teilweise fast unkenntlich gemacht hatten, ausschließlich auf Rechnung dieser Tierchen zu setzen, zumal von anderen tierischen Organismen sich nichts vorfand.

Einige Wochen später trat mir die Flechte mit ganz denselben charakteristischen Fraßstellen an alten Brückenbalken bei Oberwinkel unweit St. Ulrich entgegen, auch hier wieder mit zahlreichen im Nagen begriffenen Poduriden besetzt, die in Form und Größe den obigen vollkommen gleich waren.

Ich setzte die Tierchen in Alkohol und übergab sie Herrn Prof. O. Taschenberg in Halle, der mir freundlichst mitteilte, dass es sich um zwei verschiedene Poduriden handele und auch die Einsendung des Materials an einen gründlichen Poduriden-Kenner, Herrn Harald Schött in Skara (Schweden) vermittelte. Letzterer hatte die Gefällig

1) Meine diesbezüglichen Publikationen sind: 1. Zur Kenntnis der Färbungsursachen niederer Organismen: II. Ueber die Färbungsursachen einiger Flechten mit gelbem Kolorit. Beiträge zur Physiol. u. Morphol. niederer Organismen aus dem Kryptog. Laborat. d. Univers. Halle, Heft I, (1892). 2. Zur Kenntnis der Stoffwechselprodukte der Flechten. Daselbst Heft V. 3. Die Weißfärbung von Thamnolia vermicularis, bedingt durch eine neue krystallisierende Flechtensäure, Hedwigia 1893. 4. Zur Kenntnis der Flechtenstoffe, in Liebig's Annalen, Bd. 284. 5. Ueber Atranorsäure und ihre Begleitstoffe. Daselbst Bd. 288.

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